Skilanglauf - Symbolbild - swiss-image.ch/Photo Andy Mettler
Die Misere im deutschen Biathlon 2022 – Ohne Medaillenchancen nach Peking – Von KLAUS BLUME
Das waren noch Zeiten! Biathlon bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Südkorea: Deutschland sammelte als damals stärkste Mannschaft sieben (!) Medaillen, darunter drei gleich goldene. Eine davon gewann Arnd Peiffer, zwei holte die ebenso treffsichere wie laufstarke Laura Dahlmeier.
Gut drei Wochen vor den Winterspielen in Peking spricht im Deutschen Ski-Verband (DSV) jedoch niemand von möglichen Biathlon-Erfolgen. Podestplätze dürften eher die Ausnahme als die Regel sein, wenngleich Biathlon weiterhin der Lieblingssport der Deutschen ist. Jedenfalls daheim am Fernseher.
Bernd Eisenbichler (46), im DSV verantwortlich für Biathlon, begründet das so: „Kleinere Nationen haben definitiv größere Schritte nach vorn gemacht.“ Und größere sind den Deutschen meilenweit enteilt. Wie zum Beispiel Tschechien bei den Frauen und Finnland bei den Männern. Die Deutschen? Im Weltcup rangieren bei den Frauen Denise Herrmann und Vanessa Voigt auf den Plätzen 15 und 16. Etwas weiter vorne befinden sich bei den Männern Johannes Kühn (13.) und Ex-Weltmeister Benedikt Doll (14.).
Angesichts dessen wurde nach Weihnachten die Rückkehr der bereits 34jährigen Franziska Hildebrand in die deutsche Weltcup-Mannschaft mit großem Jubel begrüßt. Aber ist die Rückkehr einer früheren Staffel-Weltmeisterin ins Weltcup-Team schon ein Erfolg? Wohl kaum. Zumal Franziska Hildebrand zuvor im zweitklassigen IBU-Cup schon keine große Rolle gespielt hat. Im DSV feiern sie ihren 17. Weltcup-Platz von Ruhpolding bereits wie die Auferstehung des deutschen Biathlon . . .
Dahinter verbirgt sich freilich die Hoffnung, die auch schon 33jährige Denise Herrmann möge es doch – wider Erwarten – noch einmal richten. Mit sieben Weltcup-Erfolgen war die einstige Olympia-Dritte mit der Langlauf-Staffel, zwar einst überaus erfolgreich – doch derzeit klappt beim Schießen fast gar nichts. Ihre Plazierungen beim Weltcup in Oberhof beweisen das: Nur Rang 26 und 41. Die Verfolgungs-Weltmeisterin von 2019 befindet sich zur Unzeit in der Krise. „Deshalb macht sich auch eine extreme Unzufriedenheit breit“, lamentiert sie.
Große Hoffnungen setzen sie im Deutschen Ski-Verband auf den auch schon 31jährigen Ex-Weltmeister Benedikt Doll, dessen aufsteigende Form sich beim Weltcup in Ruhpolding gerade in einem zweiten Platz niederschlug. Doch Dolls Weltcup-Siege liegen auch schon einige Zeit zurück: 2017 und 2019. Bei den Olympischen Spielen 2018 hatte er aber immerhin eine Bronzemedaillen ergattert.
Nun ist es allerdings nicht so, als habe der DSV in den letzten Jahren nichts unternommen, um den schleichenden Abstieg seiner Biathleten zu stoppen. Nachwuchscoach Zbigniew Szlufcik und Schießtrainer Engelbert Sklorz bemühen sich, diesen aufzuhalten. Und verweisen dabei gern auf den 25jährigen Partenkirchener David Zobel, der 2016 WM-Dritter bei den Junioren im Sprint gewesen ist und in diesem Winter im Weltcup eingesetzt wurde.
Ein Lichtblick zwar, doch mehr auch nicht.
Denn schon jetzt fragt sich so mancher sorgenvoll im Deutschen Ski-Verband, was wohl im nächsten Winter geschehen wird, wenn die Weltmeisterschaften dort stattfinden, wo sie in Deutschland am populärsten sind – im thüringischen Oberhof, gleich unterhalb des Rennsteigs.
Klaus Blume
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