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2023

Olympia - Symbolbield Foto: ©Horst Milde

Die Leiter zu den Medaillen ist trotz neuer Schuhe sehr hoch – Die Olympiavorbereitung für 2024 – 2028 – 2032 hat bereits begonnen Von Lothar Pöhlitz*

By GRR 0

Ende Oktober läuft hoffentlich der Neuanfang schon nach neuen Maßstäben, nicht nur für Paris 2024. In den ersten Wochen des neuen Trainingsjahres sollten sich alle, nicht nur die wenigen mit Chancen für Paris, sondern auch die jetzt schon für Olympia 2028 trainieren, verinnerlichen, das ihre Bereitschaft, Leidenschaft, Professionalität und Trainings-Qualitäten über Erfolge jedes Einzelnen entscheiden.

Ich glaube es ist Zeit noch einmal ehrlicher als bisher und konkreter zu werden, zu verdeutlichen, warum es seit dem 3. Platz 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona, im Spitzensport, auch im Mittel- Langstreckenlauf und Marathon der Frauen und Männer, so bergab gegangen ist. Vor allem auch, weil zu viele seit 1992 glaubten das es nun ohne den Osten auch geht. Da hätte man sich allein an ihren jährlich-wöchentlichen Trainerweiterbildungen für Spitze und Nachwuchs mit Niveau und der Sportwissenschaft vieles abgucken können.

Fortbildung gemeinsam mit jungen Coaches, wenn die 2-3 erfolgreichsten Trainer des Jahres ihr absolviertes Training für alle offenlegen mussten. Oder die Wissenschaftlichen Zentren der Sportverbände mit der Aufgabe in den 60igern installiert wurden, natürlich streng geheim, um eine „eigene Trainings-methodik zu erfinden“.

Wissen, Leidenschaft und außergewöhnliche Qualitäten fürs Olympia-Podium

Trotz der Fortschritte im Marathon sind wir von den 2:00,35 Stunden Weltrekorden der Männer und 2:11:53 Stunden der Frauen weit entfernt. Aber die anderen Disziplin-gruppen sind es ja auch. Tiefpunkte beim aktuellen Problem „Germany und die Medaillen“ waren die Jahre 2022 / 2023. Dabei hatten wir Konzepte und Beschlüsse und Zuständigkeiten. Keine so schlechten Bedingungen, Vereine, Olympia- und Bundesstützpunkte, Sportmedizin, in den Ländern Sport- und Eliteschulen des Sports, das IAT und die Leistungssport-Abteilungen der Landes-Verbände.

Warum hatten wir die notwendigen Arbeitsergebnisse, das Geld, das Training, die Trainer, die Führungsqualitäten und die Super-Talente nicht, die man für Olympia-Medaillen braucht. Weil die personellen und wettkampforganisatorischen Voraus-setzungen und die Qualität der Talente, für die erwarteten Ergebnisse nicht gleicher-maßen geschaffen wurden.

Auch das Führungspersonal braucht praxiswirksame Konzepte

In mehreren interessanten und die Probleme beschreibenden Beiträgen zur aktuellen Situation beschäftigte sich Kurt Ring, einer unserer langjährig-erfolgreichen Lauftrainer in Bayern u.a. mit dem „Kahlschlag bei den Kader-Richtwerten des DLV“. Recht hat er. Das entspricht doch einer Bestandsaufnahme der Arbeit der Teamleiter und Bundestrainer nach einem Olympiazyklus und auch den eigentlichen Auswirkungen auf das Lehrpersonal demnächst. Eine Notsituation des DLV. Sie haben es nicht gekonnt. Wenn nach einem solchen 4 Jahreszeitraum nur null – ein – oder zwei Männer bzw. Frauen fähig für einen Profikader scheinen, liegt das doch in der Verantwortung des jeweiligen Führungspersonals, der DLV-Cheftrainer, der jeweiligen Teamleiter und der jeweiligen Disziplin-Bundestrainer.

Auch am Geld, ihrer Organisationsaufgaben und Freiheiten. Von denen, im Vergleich zu den noch erfolgreichen Jahren des DLV, vermisste man beispielsweise auch eine die Trainer, Athleten und Vereine unterstützende fachliche Öffentlichkeitsarbeit z.B. bei leichtathletik.de. Ergebnis sind die fehlenden ehrgeizigen jungen nachdrängenden Kollegen/innen, oben und noch schlimmer unten.

Medaillen sind das Ergebnis eines Ganztags-Jobs

Die neue Leistungsdichte im Weltniveau, die Weltrekorde stellen selbst die Weltbesten und ihr Begleitpersonal wie Manager, Trainer, Physiotherapeuten und Ärzte vor außergewöhnliche Planungs- und Trainingslageraufgaben. Es soll ja weitergehen, 2024 und danach für Medaillen. Die letzten Rennen 2023 haben bereits gezeigt das für Läuferinnen und Läufer nicht nur in Kenia, Äthiopien, Uganda und Jamaika neu investiert wurde. Von den Traum-Leistungssportbedingungen in den USA ganz zu schweigen.

In den letzten Wochen und Monaten wurde leider wenig inhaltlich ausführlich, fachlich-tiefgründig über die Wege aus einem solchen Niedergang gesprochen und geschrieben und konkret die Sofort-Aufgaben dem „neuen Personal“ zu übermitteln. Wie in der Politik, nur Absichtserklärungen, wir werden…,wir wollen dem-nächst…,,transportiert wurden, sollen heute noch einmal, aus der Sicht eines Ehemaligen aus dem Hochleistungssport, einige Aufgaben vielleicht helfen, anregen.

Deutschland muß wieder ein Sportland werden

Erst einmal vornweg, wir sind weiter weg als zu viele glauben. Mit den Medaillen und dem vom DLV geplanten 5. Platz in einer Olympia-Medaillenwertung wird es dauern. Da werden Konsequenzen „für die Arbeit, sprich Trainingsmethodik und Personal, unten“, erwartet. Medaillen gegen die gegenwärtig weit entfernte Weltspitze sind kein „Zauberwerk“, die Zauberer sind ja hoffentlich in Ausbildung oder arbeiten im Ausland.

Dafür ist notwendig, unseren derzeit wenigen „Hoffnungsvollen“ sofort, ohne Verzögerungen, die notwendigen rundum Bedingungen zur Ver-fügung zu stellen und sie zu neuen gemeinsamen Ansprüchen, zu einem Trainingsaufbau fürs Weltniveau zu motivieren, die Wege aufzuzeigen. Hochleistungstraining bedeutet von außergewöhnlichen Trainern geführt, außergewöhnliche Qualitäten mit außergewöhnlichen Regenerations-Paketen zu kombinieren. Und Läufer und Läuferinnen sollten öfter im Höhentraining mit ihnen, als nur bei ihnen, trainieren.

Für das DLV-Fernziel den 5 Platz in der Olympia-Medaillenwertung

Bedingungen, für das DLV-Fernziel den 5 Platz in der Olympia-Medaillenwertung, müssen sofort bereitgestellt werden. Das schließt vor allem ein, Fach-Personal für einen Neuanfang ganz unten zu ergänzen, damit durch Kinder-, Jugend-, und Schulsport baldmöglichst der Umgang mit Siegen und Niederlagen im Sport und dem Leben wieder Normalität wird. Am besten wir, natürlich auch die Medien, präsentieren den Kleinen schnell wieder wie früher, Vorbilder, damit auch sie wieder Sportler werden wollen.

Die neue Leistungsdichte stellt selbst die Weltbesten und ihr Begleitpersonal wie Manager, Trainer, Physiotherapeuten und Ärzte vor außergewöhnliche Planungs- und Trainingslageraufgaben. Vorsprung haben sie sich ja mit den Wave-Light-Systemen für die neue Leistungsziel-Geschwindigkeit schon geschaffen.

Für die besten deutschen Mittel- und Langstreckler darf es jetzt nur eine Konsequenz geben. Jede/r, die/der für eine Spitzenleistung in den nächsten Jahren in Frage kommt muß sich jetzt zum besser, komplexer, schneller bekennen. Der Wert einer Leistung muß wieder nach dem Niveau der p.B. persönlichen Bestleistungen, auch schon im Nachwuchsleistungstraining von Talenten, möglichst oft im Jahr, bewertet werden. Wir brauchen größere Sprünge und keine Lob-Siege im Breitensport-Niveau oder für eine 2 Sekunden-Bestleistung bei einem Groß-Event, wie zuletzt, bei leichtathletik.de.

Das alles erfordert m.E. noch einmal über unsere derzeitigen Ansprüche, die Inhalte, die Qualität der Ausbildung, die Bedingungen und das Personal „konkret“ zu konferieren. Für die Trainer wäre ein Rückblick auf absolvierte Trainingsprogramme, vor allem auf Umfänge und Geschwin-digkeiten in Trainingseinheiten weltbester Läufer und Läuferinnen aus den 70iger und 80iger Jahren sehr hilfreich.

So sieht das Hochleistungstraining der Weltbesten aus

Mit einem Nebenjob kann ein DLV-Spitzentrainern seine Aufgaben nicht erfüllen, deshalb müssen sich die Ansprüche an sie auch an den monatlichen Über-weisungen zu spüren sein. Viele, auch die im DOSB, in den Ländern, oder im Innenministerium wissen offensichtlich nicht das Profi-Trainer ein Fulltime-Job ist, sie aber wie Hobby-Trainer bezahlt werden. Da wäre ein Blick nicht nur in die USA sehr hilfreich. Wie wollen wir so die dringend notwendigen Spitzen-Trainer aus dem Aus-land gewinnen.

Für Kraft, Beweglichkeit, Lauftechnik oder Koordination werden, neben den Kilometern und Intensitäten, auch in inzwischen 6monatigen oder 3-5 x 4-5 Wochen Höhenketten, 25-30 Stunden wöchentlich aufgewendet. Und die Rege-neration mit Physiotherapie kommt auch noch dazu, wenn der geschwindig-keitsgeführte Unterdistanz-Spezialstrecken- und Überdistanz-Umfangsaufbau, d.h. die Geschwindigkeit im Trainingsumfang in den 3-4 x wöchentlich ausge-wählten Intensitätsprogrammen oder den MSL im Marathon, über die ange-strebte Wirkung des Trainings, entscheiden sollen. Und 8-9 Stunden schlafen sollen sie ja auch.

Für unsere Besten muß auch die Lehre vom „Gewinnen, Verlieren und Wollen“ gelten

Die Hauptursachen, dass viele Sportler den A n s c h l u s s zum Hochleistungstraining nicht bewältigen, liegen in der Regel in der Bewertung ihrer Leistungen in einer Serie vorgegebener Wettkämpfe, in der Unterschätzung der Komplexität der Ausbildung, ihrer Mentalität und der Notwendigkeit die Belastung immer weiter mit dem Ziel von Bestleistungen in den Rennen zu steigern. Das schließt die Lehre vom Gewinnen und Verlieren, von Kader-Ansprüchen und die Fähigkeiten der Trainer in allen Alters-klassen ein. Im Spitzenbereich muß jede/r täglich zum mehr, zum besserem und zum „schneller“ motiviert werden. Eine oft notwendige zweite Arbeitsstelle „nebenbei“ ist dafür undenkbar.

Trainings- und Trainerqualität, Gesundheit, Ernährung, Schlaf und Regeneration sind wichtige Schlüssel in der Lauf-Trainingspraxis, vorausgesetzt man hat die „Goldkörnchen“

Ein Neuanfang erfordert das a l l e beteiligte Beste/r werden wollen, schon im Kindertraining, wo man die Talente dafür findet. Beste, damit wir eines Tages auch bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen wieder Siege können, wie einst. Das Defizitloch ist tief und die Leiter zu den Medaillen hoch. Um da vielleicht in 10-15 Jahren hinzukommen bedarf es dieser berühmten konzertierten Aktion aller, der Politik, der Medien, des DOSB, des DLV und auch der Läufer, ihrer Coaches und der Teams rund um ihre Trainingsarbeit.

Am besten wäre, wenn GERMANY wieder ein vereintes Sportland wird und man nach inzwischen 30 Jahren die einstige Leichtath-letik-Kinder Basis-Vorbildarbeit in den DDR-Ländern und im Schulsport nicht noch länger negieren würde.

Lothar Pöhlitz
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*Lothar Pöhlitz – Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / Ver-bandstrainer Nachwuchs / 1959-1971 Trainer und Cheftrainer beim SC Chemie Halle / 1971-1979 Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums für Lauf-Trainingsmethodik des DVfL / 1980-1985 Sprinttrainer beim TSV Bayer 04 Leverkusen / 1980-1998 – 18 Jahre DLV-Bundestrainer Mittelstrecke / Langstrecke / Marathon / zuletzt Teamleiter Marathon / Straßenlauf / 3x Olympia – Trainer für Deutschland / 4 Lauf-Fachbücher / 2006-2020 Leichtathletik-Coaching Academy

 

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