Konstanze Kloisterhalfen: Die Läufer im Jahr „1“ des Olympiazyklus 2017 - 2020 ©Kiefner Foto
Die Läufer im Jahr „1“ des Olympiazyklus 2017 – 2020 – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy
© Lothar Pöhlitz – September 2017 – Im Jahr „1" des neuen Olympiazyklus – der internen Zeitrechnung im Hochleistungssport – mit dem WM-Höhepunkt in London – haben die Läufer und die neue Lauf-Trainergeneration, unter dem 2016 berufenen, noch jungen Cheftrainer Thomas Dreißigacker, erstaunliches und erfreuliches zugleich ihren Fans geboten, aber auch neue Erfahrungen gesammelt.
In den Kreis der bereits Etablierten Gesa Krause, Christina Hering, Homiyu Tesfaye, Richard Ringer (13:13,48 beim ISTAF), Timo Benitz (Universiade-Sieger), Marcel Fehr und Philipp Pflieger, die 2017 leider – warum auch immer – den großen Abstand zu den Besten nicht verkürzen konnten.
Ein „fortgeschrittener Teil des Nachwuchses" ist aufgestiegen – hat bei den für sie wichtigen Höhepunkten – auf sich aufmerksam gemacht. Bei der U23-EM im polnischen Bydgoszcz (13. bis 16. Juli) – der „wichtigsten Nachwuchsleistungsklasse" – erkämpften die Läufer 5 Medaillen (2 x Gold, 2 x Silber und 1 x Bronze). Auch Marius Probst und Amanal Petros präsentierten Nachwuchs-Fortschritte, wenn es darauf ankam. Dafür muß man den Heimtrainern und ihrem privaten, hilfreichen Umfeld einmal ein dickes Lob zollen.
Herausragend die Entwicklung von Konstanze Klosterhalfen mit ihren 3:58,92 – 8:29,89 – 14;51,38 und U23 – Europameister-Gold unter ihrem auch noch jungen Trainer Sebastian Weiss, auch wenn „ihnen" in London ein kleiner Taktikfehler unterlief. Neben ihr schaffte auch Hanna Klein mit ihrem Trainer Uwe Schneider den „Aufstieg" – sensationell und clever zugleich, zuerst ins WM-Finale, danach zu Universiade-Gold.
2 Lauf – Studenten-Weltmeister in Taipeh: Timo Benitz und Hanna
Hanna Klein über 5000 m
und Timo Benitz über 1500 m
Am 27.8. kam die zweite Erfolgsmeldung von der Universiade in Taiwan, Hanna Klein hat es Timo Benitz nachgemacht, der wenige Tage zuvor die 1500 m gewann. In 15:45,28 hat sie über 5000 m Gold gewonnen – mit einer letzten 1000 m in 2:48 Minuten, dabei war der finale Spurt nur 200 m lang! Plötzlich hatten wir gleich 2 Lauf-Studenten-Weltmeister.
Für Alina Reh, trotz Bestzeit, Katharina Heinig, Richard Ringer, Homiyu Tesfaye und Marc Reuter war es ein lehrreiches Jahr und eine bestimmt hilfreiche WM für die EM 2018 Ziele. Richard Ringer hat mit seiner 13:13,46 beim ISTAF gezeigt das er eigentlich mehr wollte.
Hanna Klein / Uwe Schneider – Konstanze Klosterhalfen / Sebastian Weiss (Foto: privat)
Wer hätte im Vorfeld gedacht das Hanna Klein in London 3 tolle Rennen bis ins Finale abliefert und danach auch noch Studenten-Weltmeister wird, Alina Reh unter EM-Druck Bestzeit läuft, dagegen Konstanze Klosterhalfen nach tollen Vorleistungen mit ihrer bis dahin erfolgreichen offensiven Taktik ins Messer läuft. Da war aber schon klar, dass es nur eine Momentaufnahme war, Ihre Zeit der Ernte wird kommen, auch mit mehr Wettkampferfahrung für 2-3 Runden bei Höhepunkten gegen die Weltbesten.
Die 1500 m beim ISTAF war wieder beeindruckend. Wichtig wäre nun, nicht nur für die Medien, die Erwartungshaltung zu dämpfen, Niederlagen gehören zum Hochleistungssport, Taktikübungen zur eines Tages perfekten Läuferin. Gesa mußte es in London erfahren. Beim ISTAF zeigte sie mit Deutschen Rekord von 9:11,85 Minuten schnell noch was sie kann.
Schade, ein Riesen-WM-Sturz-Pech für Gesa Krause – nach jahrelangen Investitionen in Höhenketten in Kenia, Südafrika und Davos. Unser wohl „einziger Läufer-Voll-Profi"- wie sie selbst über sich erzählte. Nach EM-Gold 2016 und vielfältigen Entbehrungen schien sie in guter Form, wie Vorlauf und ihre Aufholjagd nach dem Sturz bis zu Platz 9 zeigte. Dafür sorgten zwei US-Girls – Emma Coburn mit Landesrekord 9:02,58 und Courtney Frerichs mit 9:03.77 für Sensationsgold und Silber und erschreckten die sieggewohnten, bisher dominanten Afrikanerinnen beträchtlich.
Nun weist die Zukunft auf öfter als bisher schneller als 9 Minuten im Frauen-Hindernislauf. Diesmal hatte man das Gefühl Gesa kann das auch, obwohl ihr Trainer nur aktuell mögliche 9:10 Minuten prognostiziert hatte. Er hatte Recht. Dafür war ihre angedachte Revanche beim großen Internationalen in Zürich in 9:15,89 (6.) gegen Ruth Jebet mit 8:55,29 (!) Minuten und die Weltmeisterin Emma Cobrun mit 20 Sekunden Rückstand zur Siegerin erst einmal enttäuschend. Mit dem ISTAF Rekord bleiben Gesa nun nur noch bis zur Weltspitze 13 Sekunden.
Erfreulich auch: Kälte – Regen – Norovirus waren nicht die „danach-Argumente" unserer Läufer in London.
Nach der London-WM nutzten „Koko" in Berlin, Hanna Klein und Timo Benitz in Taipeh, Gesa Krause und Richard Ringer beim ISTAF ihre gute Form noch zu sehr guten Ergebnissen. Vorbildlich für die daheim gebliebenen. Beim Diamond League-Meeting in Birmingham stellte Konstanze Klosterhalfen über 3.000 Meter mit 8:29,89 Minuten einen neuen deutschen Rekord auf, beim ISTAF siegte sie – bei einer weiteren Taktikübung – gegen ein internationales Feld mit 3:58,92. Nun sieht ihr Leistungsprofil zum Ende 2017 so beeindruckend aus:
1:59,65 – 3:58,92 – 8:29,89 – 14:51,38
Der WM – Medaillenspiegel gibt einen Überblick über das Gesamt-Ergebnis und die Anteile der Disziplingruppen des DLV bei den Leichtathletik-Weltmeister-schaften 2017 in London
Ob Generaldirektor Michael Lameli – der Vizepräsident Leistungssport Prof. Dr. Hartmut Grothkopp, Vizepräsidentin Landesverbände Anja Wolf-BlankeId und Idriss Gonschinska – der leitende Direktor Sport, in einer konzertierten Aktion ihre beschlossenen Maßnahmen zur Rückführung des DLV in die Spitzengruppe der Nationen bis zu den Olympischen Spielen 2020 schaffen werden?
Die Läufer haben eine Chance in die Finals bei den Olympischen Spielen 2020 wenn…
Sie können noch mehr, wenn sie nun das Jahr „2" zu einem weiteren wichtigen Investitionsjahr machen, im Training, in den Taktikvariationen und in der Verbesserung ihrer Spurtfähigkeit unter Ermüdung.
Dann wären mehr Finals auch der „Etablierten" bei der EM 2018 in Berlin möglich, wenn sie weniger „positive Wasserstands-meldungen über ihre Zukunft" abgeben, sondern es vor allem beim Jahreshöhepunkt richtig wollen. „Lehrzeit ohne Druck für die Jüngeren", Wettkampferfahrung und neue Bestzeiten, wenn es darauf ankommt, wären in einem weiteren Test-Jahr zur Vorbereitung auf Olympia 2020 in Tokyo wichtige Aufgaben.
Von der jungen Generation sollte man noch keine Wunder erwarten. Die aktuellen Gegner aus Europa, vor allem die „Lauflegionäre und unkontrollierten", sollten uns vorsichtig mit EM-Medaillenprognosen für Berlin umgehen lassen, besser sollten uns die erfolgreichen „echten" Europäer Vorbild sein, aber auch die sind „heiß". Nicht übersehen sollten wir bei dieser bereits geführten Diskussion, das auch wir „Einwanderer im Team" haben.
Nachwuchsleistungsniveau für alle Disziplinen bleibt wichtige Aufgabe, dafür müssten die Landesverbände eine breitere Basis schaffen
In einer sachlichen Lauf-Bestandsaufnahme muß man aber auch feststellen, dass die lange Stagnation im Hindernislauf der Männer, über 800 m bei Männern und Frauen und im Marathon der Männer und Frauen, alle weit weg vom Weltniveau, nicht überwunden wurde. Nicht nur hinter dem sich zu langsam entwickelnden Nachwuchs gibt es also noch viel Arbeit. Das weist auch auf ein zu geringes Talentpotential hin.
Für die Basisarbeit auf Nachwuchsleistungsniveau müssten DLV und LV die bestehenden Arbeitspapiere und Bedingungen für die Praxisarbeit wohl noch einmal überdenken. An den Laufbahnen und Straßen Reserven erschließen, mit dem Ziel für alle Disziplinen Nachwuchs zu entwickeln. Am Beispiel der Ergebnisse der Süddeutschen Meisterschaften 2017, nicht nur in den Laufdisziplinen (als ein Arbeitsergebnis mehrerer Landesverbände) kann man vor der Zukunft der Leichtathletik nach 2020 richtig Angst bekommen!
Ohne mehr Goldkörnchen mit Voraussetzungen für Spitzenleistungen aus der Nach-wuchsarbeit und Fachpersonal das mit ihnen arbeitet werden die immer noch Riesen-abstände zum Weltniveau nicht verkürzt, auch weil auf der Strecke weiter herbe Verluste eintreten können, wie die Vergangenheit zeigte. Schon für die derzeit „Hoffnungsvollen" wird es schwer in 3 Jahren in den Mittelstrecken, man bedenke „o h n e", die 3-4 Sekunden (das sind mehrere Leistungsklassen) und in den Langstrecken, im Hindernislauf und Straßenlauf die Minuten Rückstand zu den Besten aufzuholen, wenn man nicht nur die Teilnahme als Ziel hat. Am Beispiel Arne Gabius wird wohl am deutlichsten wie schwer der Aufstieg ganz nach oben ist.
Die Förderung der 2.Reihe ist für die Leichtathletik existentiell
In zu vielen Disziplinen, auch außerhalb der Laufdisziplinen, wurden Versäumnisse im Zusammenhang unzureichender Förderung der zweiten Reihe in der Vergangenheit so deutlich wie nie zuvor. Fallen Spitzenkräfte wie Molitor, Storl, Holzdeppe (der ja Weltmeister werden wollte) oder Schwanitz für eine Medaille aus werden die großen Löcher deutlich. Deshalb ist eine intensive Förderung der 2. Reihe – bei Berück-sichtigung der aktuellen Katastrophe Schulsport – für die Zukunft der Leichtathletik existentiell.
"Ich sehe vor allem den Nachwuchsbereich, den Anschlussbereich als extrem förderungswürdig", sagte Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler dazu in der Süddeutschen.
Nun mit Leidenschaft, den notwendigen Bedingungen und grenzwertiger Bereitschaft näher ans Weltniveau
Wenn nun Läufer in nur noch 3 Jahren in den Finals der Olympischen Spiele 2020 erfolgreich sein wollen und sollen sind vielfältige Voraussetzungen für das weiterhin notwendige Entwicklungstempo erforderlich. Die wichtigsten sind wohl Leidenschaft und eine grenzwertige Bereitschaft um in einem ersten Schritt erst einmal „näher am Weltniveau mehr Wettkampferfahrung gegen die Weltbesten" zu sammeln. Dabei hilft wenn man immer ein bisschen mehr will – wie sich der DOSB mit seiner Initiative TEAM DEUTSCHLAND wünscht!
Die aktuellen Berichte in den Medien allerdings zeigen das das Warten auf Hilfen durch die Leistungssport-Strukturreform umsonst sein wird.
Wer aber nur Wünsche hat und nicht investiert, den Leistungsbereiten nicht die Bedingungen zur Verfügung stellt, wird auch in 3 Jahren nach Olympia wieder ent-täuscht neue Pläne postulieren, wie sie gern bei leichtathletik.de abgedruckt werden und einen 10.Platz in der Nationenwertung „schönreden".
Geld, die nötigen Bedingungen für das Hochleistungstraining und die Trainerqualität werden entscheiden ob es 2020 für erfolgreiche Finals reichen wird. Darüber sollte man auch im Innenministerium noch einmal nachdenken und nicht einfach zur Tagesordnung übergehen wenn Deutschland im Medaillenspiegel einer WM nur Zehnter ist!
Die notwendigen Taktik- und Spurtvarianten muss man 2020 beherrschen
Wettkampferfahrung sammelt man vor allem in großen Rennen mit vorher unbekannter Taktik oder durch die Lösung besonderer, individuell schwieriger Aufgaben. Dafür muß man bereits am Start ein Konzept mit am besten nur „zwei möglichen Varianten" parat haben, aber auch damit agieren können, vor allem für das so oft praktizierte „schnell oder langsam im jeweils ersten Drittel der Rennen".
Die Teilnahme in der Champions League oder an anderen großen Rennen gegen die Besten gehörte deshalb zu wichtigen Strategie-Ausbildungsmaßnahmen.
„Kirmesläufe" nur gegen sich selbst helfen nur wenn man sie als schnelles Training nutzt, oder weil man die 200 € Startgeld/Prämie braucht um die Physiotherapie zu bezahlen. Für die VL, ZL, HF und Finals bei EM, WM und OS muß man auf vielfältige taktische Varianten und eine hohe Regenerationskunst vorbereitet sein. Da helfen auch einmal 2 oder sogar 3 Rennen in einer Woche um die Schwachstellen zu erkennen. Da dürfen in den Jahren auch Niederlagen „kein Beinbruch" sein, je schneller man sie abhakt umso schneller kommt man voran.
Für Plätze in den großen Rennen der Champions League braucht man neben Leistungen aber auch Manager-Beziehungen, die aktuell deutsche Läufer offensichtlich zu wenig haben. Da brauchen nicht nur die jungen aufstrebenden Läufer und ihre Trainer, neben eigener Motivation, Disziplin, Willensqualitäten, professionellem Partnertraining unter den gegebenen Bedingungen, Hilfen.
Im Endeffekt bleibt für die Läufer aber vor allem der Weg über größere Leistungsentwicklungsraten durch besseres, an den Weltbesten orientierten professionellen Training.
Bedenke den derzeitigen Vorsprung der Weltbesten, orientiere Dich an ihrem Partner-Training, ihrer Psyche, ihrem Kampfgeist um Geld, ihrer vielfältigen Taktik. Übernimm ihre Anstrengungen, nicht nur der im Rift Valley und in den USA. Auch Europa ist – wohl auch durch eingewanderte Vorbilder – wieder im Aufschwung.
Denke auch einmal ernsthaft darüber nach was es bedeutet, wenn einer der Erfolgreichen seine Fortschritte im Vergleich zu früher, in London als endlich „Callroom-stark" beschrieb.
Der Kopf muß auch unseren Talenten die Befehle geben, muss Qualitäts-Trainingseinheiten, mehr Geschwindigkeit im Trainingsumfang, spezielle Kraft und wieder mehr Wettkämpfe „besser wollen". Dazu gehören auch das Unterdistanztraining oder der eine oder andere Kilometer morgens vor dem Frühstück, dem immer noch nicht die notwendige Bedeutung zukommt. Auch die sportmedizinisch-physiotherapeutische Begleitung muß selbstverständlich sein, wenn man diese Aufgaben erfüllen soll und 2020 gesund die Ziellinie erreichen will. Erfahrung ist auch, dass das Training vieler um etwa 30 % reizwirksamer sein kann, wenn der Trainer „nur" anwesend ist.
„Olympia ist und bleibt einfach das Größte für uns Sportler. Schon als kleines Kind habe ich davon geträumt, zum Team Deutschland zu gehören und einmal bei olympischen Spielen eine Medaille zu gewinnen. Es wäre der Wahnsinn, wenn dieser Traum 2018 in Erfüllung gehen würde." (Laura Dahlmeier – Biathlon)
Für „saubere" olympiareife Lauf-Leistungen brauchen Mittel- und Langstreckler phasenweise 10-12 TE/Woche und dafür die Bedingungen
Es ist also an der Zeit über die vielen noch nicht gelösten Probleme aus den Vorjahren – 3 Jahre vor Olympia – zu sprechen und dann zu handeln. Wissen ist Macht, Appelle reichen nicht. Innerhalb des Wissens um unsere dopingverdächtigen Gegner weltweit ist auch die Frage fair zu klären mit welchen Leistungen und Strategien w i r unseren Mittel- und Langstrecklern in Zukunft bei EM, WM oder OS Konkurrenzfähigkeit zutrauen und sie dahin aktiv führen.
Das Auftreten der Europäer bei der WM hat gezeigt das Europäer nicht chancenlos sein müssen. Damit ist auch die Frage zu beantworten welche Leistungen in den Disziplinen von 800 m – Marathon bei Männern und Frauen „sauber" von deutschen Läufern machbar und welche Taktiken beherrscht Erfolge möglich machen.
Die WM hat bestätigt, wer zur EM oder OS will muss ins Finale wollen, wer eine Medaille will muß Gold wollen. Um aber zu wissen ob die notwendige „Trainingsarbeit" innerhalb der nur noch 3 Jahre bis Olympia 2020 in Tokyo möglich sein wird, müssen die Läufer vom DLV schnell erfahren ob ihnen – unter den Bedingungen der neuen Hochleistungssport – Strukturreform – die notwendigen professionellen Bedingungen für die 10-12 TE / Woche – zur Verfügung gestellt werden.
Auch weil man gegenwärtig nicht den Eindruck hat das Deutschlands Leistungsfähigkeit auf breiter Front, auch außerhalb des Sports, auf der Agenda unserer Regierung ganz oben steht.
Zu einer notwendigen TEAM-Arbeit gehören nicht nur Sportler und Trainer, sondern auch Physiotherapeuten, Fach-Ärzte, Physiologen, Leistungs-Psychologen, Ernährungsberater und Funktionäre die das alles organisieren, am besten „an der Front, in den Trainingszentren, Trainingslagern und den OSP".
Schwimmen in Budapest und LA in London widerspiegeln Deutschlands derzeitige Hochleistungssportsituation
Unwichtiges muss für diese im Hochleistungssport in sehr kurzer Zeit zu lösende „Riesenaufgabe" dem Wichtigem weichen, Ruhm erfordert Entbehrungen und eine Konzentration auf das Wesentliche. Aber nur mit Geld aus eigener Tasche können Läufer die zweimal täglich trainieren müssten, keine Höhenketten finanzieren!
Die Leistungen der Schwimmer in Budapest und der Leichtathleten in London widerspiegeln Deutschlands Situation im Hochleistungssport und erfordern die Finanzierung der vielfältig notwendigen Maßnahmen, von der dualen Karriere bis zur Trainer-Anwesenheit bei möglichst jeder Trainingseinheit, schließlich lebt „der kleine Schweinehund" in uns allen. Und alle Funktionäre müssten baldmöglichst verinnerlichen dass sie „funktionieren" und für den Hochleistungssport die Bedingungen schaffen müssen.
Vielleicht animiert unsere Nachwuchsleistungssport-Verantwortlichen einmal ein kurzer Blick zu den gerade erfolgreichen GBR-Schwimmern bei der WM in Budapest über die in FAZ/SZ vom 30.7.2017 so berichtet wurde:
„Nachdem die britischen Schwimmer 2000 dann mit leeren Händen aus Sydney zurückgekehrt waren, wurde der australische Erfolgscoach Bill Sweetenham geholt, um den Schwimmsport professioneller aufzustellen. Er gründete nationale Trainingszentren, benannte einen über 100 Talente starken Nachwuchs-Kader, dem mit Blick auf die Heimspiele 2012 spezielle Betreuung zuteilwurde. Sie profitieren heute von den gewaltigen Anstrengungen, die im britischen Spitzensport vor den Heimspielen 2012 in London unternommen wurden. Den Briten steht ein Vielfaches an Steuer- und Lotterie-Mitteln zur Verfügung als etwa den Deutschen."
Auch bei der Leichtathletik-WM in London machte GBR zusammen mit den sensationellen Fans einen für GERMANY bei der EM 2018 toll organisierten, „vorbildlichen" Eindruck. Toppen wird wohl nicht möglich sein, aber nacheifern.
Die bei der WM in London hoch gelegte Latte (Zuschauer, Atmosphäre, Organisation, Begeisterung) kann man wohl 2018 bei der EM in Berlin nicht überspringen
Für ein 2020 erfolgreiches TEAM DEUTSCHLAND kann ein Ruck durch den deutschen Hochleistungssport mit mehr Geld nicht schaden – ein MADE IN GERMANY im Sport, auch außerhalb des Fußballs und seiner Nachwuchsleistungszentren. Dazu findet man beim DOSB:
DOSB vom 13.3.2017: Olympiamannschaft zum TEAM DEUTSCHLAND
„Wir wollen mehr. Wir wollen nicht nur während der Olympischen Spiele den olympischen Sport in Deutschland ins Rampenlicht stellen. Wir wollen auch zwischen den Olympischen Spielen unseren Athletinnen und Athleten die Aufmerksamkeit verschaffen, die sie verdienen. Dafür brauchen wir eine starke, wiedererkennbare Marke, die die Geschichten unserer Sportlerinnen und Sportler erzählt. Ihre tägliche Arbeit, ihren Schweiß, ihre Erfolge und Niederlagen und ihren Einsatz für das eine Ziel: Olympische Spiele. Zusammenführen muss das Ziel sein, beim Training, beim Wettkampf, beim Saison-Höhepunkt, bei Olympischen Spielen. Einem übergreifenden Team Deutschland sollen die Sportler auch schon auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen angehören"
„Dafür trainieren sie tagtäglich – ob alleine oder zusammen. Dafür opfern sie tagtäglich sehr viel." (DOSB)
…und genau dafür – für die täglich zwei Trainingseinheiten – mit begleitenden Fachpersonal – müssen der DOSB und der DLV die Voraussetzungen, die Bedingungen schaffen und damit den Sportlern und ihren Trainern die Leistungen ermöglichen
Dem weiteren Niedergang der einst stolzen deutschen Leichtathletik-Nation wollen DOSB und Politik offensichtlich ein Sparprogramm entgegensetzen: ohne mehr Geld mehr Medaillen. Sie wollen einfach die Gründe für den Niedergang nicht wahrhaben.
Dabei erfordert die aktuelle Trainings-Praxis zuerst mehr Geld für wieder Hochleistungssport – Bedingungen, erst dann werden wieder mehr Medaillen möglich. Das bewiesen Deutschland und die DDR bis 1990.
Am besten Trainer überwachen ALLES
Am Ende ist die Trainerarbeit vor Ort entscheidend (Jack Daniels 2009* S.18 ff)
„Niemand kann die ermutigenden Kommentare oder die verständnisvollen unterstützenden Worte eines erstklassigen Trainers ersetzen. Um ein Eliteläufer zu werden braucht man ein Betreuungssystem, das die Interessen des Athleten unterstützt. Der „Trainer" der die Verbesserung der Laufleistung lenkt, kann alle Fragen beantworten warum wir heute gerade diese Trainingseinheit machen.
Auch wenn jeder Athlet etwas anders „tickt", Erfolg basiert vor allem auf seinen einge-brachten Fähigkeiten und seiner Motivation, wobei die Motivation von seinen inneren Wünschen, von den Umfeldbedingungen und der Anleitung des Trainers wesentlich unterstützt wird. Man darf aber auch das Risiko nicht scheuen.
Den individuell besten Weg für das Individuum zu entdecken ist die größte Herausforderung" (Jack Daniels 2009* S.18 ff)
„Leidenschaft ist Voraussetzung für das Trainer- und Athleten-Glück im Ergebnis des Hochleistungstrainings. Das Team Trainer & Athlet muss im Wettkampf bestehen wollen und dafür mentale Stärke entwickeln. Am besten man hat das Sieger-Gen, die ererbten Voraussetzungen für Spitzenleistungen. Wenn Du als Läufer glaubst, es geht nichts mehr, mach noch 2 Läufe oder verlängere die Strecke oder über die Frequenzerhöhung für den Endspurt unter Ermüdung. Wenn Du denkst, dass Deine Pausen kurz sind, verkürze sie weiter. Erfolge hängen auch von umfassenden Maßnahmen zu einer schnellen und tiefen Regeneration nach harten TE oder Wettkämpfen ab. Ein Rückblick auf mein Trainerleben lässt mich zu der Erkenntnis kommen, dass auch Trainer im Hochleistungssport das besondere Sieger-Gen brauchen." (Lothar Pöhlitz – LCA 2014)
Wer sich und den Trainer „besch…" (es gibt sie) sollte zum Breitensport wechseln
Der Trainerbeitrag für eine Erhöhung der Effizienz des Trainings besteht in einer optimalen, gut durchdachten Vorbereitung und aktiven Führung jeder Trainingseinheit, einschließlich der Details. Mit seiner Anwesenheit werden „Leerkilometer", „falsche Pausen" oder „Beschäftigungen ohne Wirkung" vermieden. Die Qualität der Bewegungsausführung ist leistungswirksam und ein Schlüssel auch auf dem Weg zu einer optimalen „leisen Leicht-Lauftechnik". Für die Bestleistung im August bzw. beim Jahreshöhepunkt verdienen Trainer im Hochleistungssport das Prädikat „sehr gut".
P.S.: Mehr als eine Randnotiz für Trainer und Läuferinnen der Kurzzeit-Ausdauer sind die 600 m der Frauen beim ISTAF nicht wert. Nicht das die umstrittene Semenya in 1:21,77 Minuten gewonnen hat, auch die nachfolgenden liefen noch 1:22,39 und 1:23,18.
Dieser 400 m + 200 m Lauf weist schon einmal auf die zu erwartende weitere Entwicklung über 800 m hin und damit auf den Talentanspruch und die notwendige Schnelligkeits- und Unterdistanzausbildung für unsere Jüngsten bei Mädchen und Jungen.
Fotos: Kiefner, privat, Kiefner, privat, Kiefner, Yoshi, Kiefner, Kiefner, Milde, Pöhlitz.
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