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2008

Bronzemedaille für Kathrin Dörre, sowie ein vierter und fünfter Platz -Den Marathonlauf der Frauen gibt es erst seit den Spielen in Los Angeles 1984.

Die historische Olympia-Laufserie (X): Marathon der Frauen – Die XXIX. Olympischen Sommerspiele Peking 2008

By GRR 0

Am Freitag, dem 8.08.2008 begannen in Peking die XXIX. Olympischen Sommerspiele – am Freitag, dem 15. August wird die Leichtathletik im Olympiastadion gestartet. Bis dahin wird hier in loser Reihenfolge eine der elf Laufdisziplinen vorgestellt, natürlich mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Teilnehmer.

In dieser Serie geht es jedoch um die Historie – um die medaillenreiche Vergangenheit der deutschen Leichtathletinnen und Leichathleten aus West (FRG) und Ost (GDR).Während die Vergangenheit der deutschen Leichtathletik bei Olympischen Spielen doch sehr erfolgreich war, ist nach der WM 2007 in Osaka nicht allzu viel in Peking zu erwarten.

Umso mehr erscheint es angebracht sich der Erfolge und der großen Leistungen der Deutschen insgesamt zu erinnern und sich deren Namen wieder zu gegenwärtigen, deren Einsatz zu würdigen aus Respekt vor den großen Leistungen.
Es geht heute weiter mit dem Marathon der Frauen – die Favoritinnen für Peking 2008 wurden gestern schon vorgestellt.

In dem heutigen vorletzten Beitrag geht es um die Olympia-„Erinnerungs-Laufserie“ der deutschen Teilnehmerinnen im Marathonlauf. Erst seit 24 Jahren dürfen sich Frauen am Marathon bei Olympischen Spielen beteiligen. Auch hier soll aus Respekt vor den großen Leistungen der Frauen bei der längsten Laufdisziplin, auch wenn die olympische Vergangenheit noch relativ kurz ist, die Erinnerung wachgehalten werden.

Den Marathonlauf der Frauen gibt es erst seit den Spielen in Los Angeles 1984.

Während die Männer seit Beginn der Olympischen Spiele 1896 in Athen den Marathon bestreiten, wurden die Frauen erst in Los Angeles 1984 zum Marathonlauf zugelassen. In Athen 1896 soll im übrigen aber auch schon eine Frau, namens Melpomene die Strecke unerkannt gelaufen sein. Sie unternahm vorher einen Probelauf auf der Marathonstrecke, legte nach der Hälfte eine kurze Pause ein, um sich mit Orangen zu erfrischen und brauchte dann bis zum Ziel insgesamt 4,5 Stunden.

Auch nach dem Olympiasieg des Griechen Spyridon Louis im Marathon 1896 war die Griechin Stamatia Rovithi so begeistert vom Sieg ihres Landsmannes, daß sie ihm nacheifern wollte.
Gertrud Pfister schreibt dazu: „Die 35-jährige Mutter von 7 Kindern legte die Strecke in 5 ½ Stunden zurück. Sie selbst gab an, daß sie noch schneller gewesen wäre, wenn sie nicht unterwegs einige Schaufenster angesehen hätte.“

Gertrud Pfister schreibt dazu weiter in ihrem Beitrag „Warum sind Frauen in der Laufbewegung unterrepräsentiert“ im Sammelband „Die Laufbewegung in Deutschland – interdisziplinär betrachtet“ (Dieter H. Jütting; Hrsg.), daß in den griechischen Götter- und Heldensagen Frauen hervorragende läuferische Qualitäten bescheinigt wird.

Die berühmteste Läuferin in der Welt der Götter und Heroen war Atalante. Sie war von ihren Eltern ausgesetzt und entwickelte sich zur kühnen Jägerin, die zahlreiche Heldentaten vollbrachte. Wer um Atalante freien wollte, mußte sich mit ihr in einem Laufwettbewerb messen, mußte im wahrsten Sinne des Wortes um sein Leben laufen.

Pfister weiter, in Griechenland fanden seit dem 6.Jh. vor Chr. Wettläufe von Mädchen und jungen Frauen zu Ehren der Göttin Hera und auch in Sparta gehörte Laufen zum Erziehungsprogramm der Mädchen.
Um so unverständlicher ist es aus heutiger Sicht, daß Frauen das Laufen, zumindest bei Wettkämpfen und Meisterschaften derartig lange von den Männern und Funktionären vorenthalten wurde.

In Deutschland war es Dr. Ernst van Aaken vorbehalten am 28. Oktober 1973 den ersten Frauen-Marathon in Waldniel zu veranstalten. Christa Kofferschläger gewann in 2:59:25,6 – das war auch gleich europäischer Rekord. Am 10. Februar 1974 Lief Judy Ikenberry in 2:55:18 in San Mateo den ersten Marathon für Frauen in den USA.

Allerdings war es selbst dahin ein langer und steiniger Weg für die Frauen Marathon zu laufen (zu dürfen). Kathrine Switzer hatte ihre große Stunde als sie 19. April 1967 beim berühmten Boston Marathon unter den Namen K.V. Switzer mit einer offiziellen Startnummer unerkannt mitlief bis Jock Semple, ein Offizieller, sie erkannte und herausdrängeln wollte. Semple hatte allerdings Pech. Der mitlaufende Begleiter von Kathrine Switzer Tom Miller, war ein Hammerwerfer, der sich dann des Offiziellen annahm und ihn wegboxte.

Kathrine Switzer lief in etwa 4:20 durch bis ins Ziel und hatte die Schlagzeilen und Bilder des Tages weltweit.
Schon ein Jahr vorher, 1966 lief Roberta Gibb ohne eine Startnummer in Boston mit, sie mischte sich unter die Läufer und kam in 3:30 etwa ins Ziel. Kathrine Switzer gehörte dann auch zu den resoluten Frauen, die die Entwicklung im Frauenlaufsport vorantrieben.

Sie war auch maßgeblich daran beteiligt, als Repräsentantin von AVON in New York, daß 1984 in Berlin vom BERLIN-MARATHON der 1. AVON Frauenlauf im Tiergarten stattfinden konnte.

Beim 1. BERLIN-MARATHON 1974 gewann Jutta von Haase in 3:22:01 die Premiere, sie war eine von neun Läuferinnen bei insgesamt 286 Teilnehmern. 1977 lief Christa Vahlensieck bei den Deutschen Meisterschaften innerhalb des 4. BERLIN-MARATHON einen neuen Weltrekord mit 2:34,48.
Erst in Athen 1982 fanden die ersten Europameisterschaften der Frauen im Marathon statt, 1983 die ersten Weltmeisterschaften der Frauen im Marathon in Helsinki und schließlich 1984 durften dann die Frauen an den Olympischen Spielen im Marathon in Los Angeles teilnehmen.

Die japanischen Frauen haben insgesamt 4 olympische Medaillen in dieser noch jungen olympischen Disziplin gewonnen, zweimal Gold und je einmal Silber und Bronze, dahinter kommt Russland/GUS mit je einer Gold- und Silber- und dann Portugal mit einer je Gold- und Bronzemedaille.

11 Nationen teilen sich die 15 Medaillen auf.

Die deutschen Marathonläuferinnen haben mit Kathrin Dörre ihr großes läuferisches Aushängeschild. Sie nahm an drei Olympischen Spielen teil und platzierte sich jeweils. Sie gewann 1988 in Seoul eine Bronzemedaille, belegte 1992 in Barcelona einen fünften Platz und 1996 in Atlanta einen vierten Platz. Das ist eine stolze Erfolgsserie.

Überblick über die Medaillenverteilung der erfolgreichsten Nationen im Marathon der Frauen:

Deutschland: 0 Gold / 0 Silber / 1 x Bronze / 1 x vierter Platz / 1 x fünfter Platz / 1 x achter Platz

JPN: 2 G / 1 S / 1 B

URS: 1 G / 1 S
POR: 1 G / 0 S / 1 B
USA: 1 G / 0 S / 1 B
ETH: 1 G
NOR: 0 G / 1 S
AUS: 0 G / 1 S
ROM: 0 G / 1 S
NZE: 0 G / 0 S / 1 B
KEN: 0 G / 1 S / 1 B

Los Angeles 1984 – Erstes Gold für Benoit – Charlotte Teske Sechzehnte

Schon nach 4 Kilometern verabschiedete sich Joan Benoit (USA) von ihren hochkarätigen Mitkonkurrentinnen. Benoit hatte die US-Ausscheidungen gewonnen und war Inhaberin der Weltbestzeit. Die 27-jährige Amerikanerin hielt ihren einsamen Lauf bis ins Ziel durch. Im Coliseum in Los Angeles war an diesem Sonntagvormittag des Publikum natürlicherweise in Hochstimmung als ihre Landsfrau ins Stadion lief. Sie ließ immerhin die Weltmeisterin von 1983 Grete Waitz und die Europameisterin von 1982 Rosa Mota hinter sich, Inge Kristiansen plazierte sich als Vierte.

Charlotte Teske, das Aushängeschild der deutschen Langstrecklerinnen, ging mit Ischiasbeschwerden – und deswegen Trainingsmangel – an den Start. Sie lag anfangs mit im Spitzenfeld, fiel dann zurück.
Zwar war der Start schon morgens um acht Uhr mit noch angenehmen Temperaturen, aber danach ging das Thermometer steil in die Höhe, es wurde eine Hitzeschlacht.
Die Bilder der Schweizerin Gabriela Anderson-Schiess, die die letzten 500 m durchs Stadion wankte und jede Hilfe ablehnte, sind vielen noch heute negativ präsent.

Finale (5. August)
1. Joan Benoit (USA) 2:24:52
– 2. Grete Waitz (NOR) 2:26:18 – 3. Rosa Mota (POR) 2:26:57 – 4. Ingrid Kristiansen (NOR) 2 :27:34 – … … 16. Charlotte Teske 2:35:56

Seoul 1988 – Kathrin Doerre gewinnt die Bronzemedaille

Bei Kilometer 38 ging Rosa Mota, Dritte von Los Angeles in die Offensive und entschied wahrscheinlich den Lauf, als sie sich von Lisa Martin und Kathrin Doerre löste, mit denen sie vorher lange zusammenlief. Noch bei Kilometer 15 lag Grete Waitz, Silbermedaillengewinnerin von Los Angeles und lange Inhaberin der Weltbestzeit vorne, sie gab aber dann das Rennen auf.

Katrin Doerre gehörte mit zum Favoritinnenkreis und man hatte sie auch ganz weit vorne erwartet. Diese Hoffnungen erfüllte sie und holte damit die erste Medaille für eine deutsche Marathonläuferin. Kerstin Preßler aus Berlin (Siegerin BERLIN-MARATHON 1987 in 2:31:22) belegte den 21. Platz in 2:34:26, Gabriele Wolf lag auf Platz 27 in 2:35:11 nicht so weit zurück.
Charlotte Teske, 1986 Siegerin des BERLIN-MARATHON in 2:32:10, verzichtete auf einen Start, da sie sich kurz vorher schwer erkältete. Birgit Stephan trat das Rennen nicht an.

Finale (23. September):
1. Rosa Mota (POR) 2:25:40
– 2. Lisa Martin (AUS) 2:25:53 – 3. Katrin Dörre 2:26:21 – … … 21. Kerstin Preßler 2:34:26 – … … 27. Gabriele Wolf 2:35:11

Barcelona 1992 – Kathrin Doerre Fünfte

Es war eine dramatische Hitzeschlacht in Barcelona. „Leichtathletik“ schreibt „es gab keine Siegerin und Besiegte, sondern nur Überlebende“! Wanda Panfil die polnische Weltmeisterin des Vorjahres in Tokio landete nur auf dem Platz 23. Insofern muß der fünfte Rang von Kathrin Doerre entsprechend gewürdigt werden.

Die Japanerinnen zeigten zum ersten Mal Flagge und belegten mit Yuki Arimori den zweiten Platz hinter der Russin Jegorowa, die die Japanerin erst im Stadion endgültig hinter sich lassen konnte. Sachiko Yamashita (JPN), die zweite Japanerin, wurde Vierte.
Birgit Jerschabek lief ein gutes Rennen als 15. in 2:42:45. Sie hatte sich voll verausgabt und mußte nach Zieldurchlauf ärztlich behandelt werden.

Finale (1. August):
1. Valentina Jegorowa (GUS) 2:32:41
– 2. Yuko Arimori (JPN) 2:32:49,3 – 3. Lorraine Mary Moller (NZL) 2:33:59,4 – 4. Sachiko Yamashita (JPN) 236:26,5 – 5. Kathrin Doerre 2:36:48,6 – … … 15. Birgit Jerschabek 2:42:45

Atlanta 1996 – Kathrin Doerre-Heinig Vierte – Sonja Krolik Achte

Mit Fatuma Roba aus Äthiopien holte sich zum ersten Mal eine afrikanische Läuferin das olympische Gold im Marathon und trat damit in die Fußstapfen des legendären Äthiopiers Abebe Bikila, Sieger von Rom 1960 und Tokio 1964. Sie siegte überlegen vor der Barcelona-Siegerin Jegorowa und der Zweiten von Barcelona Yuko Arimori.

Kathrin Doerre-Heinig, die 1994 den BERLIN-MARATHON in 2:25:15 gewonnen hatte, war wieder die Zuverlässigkeit in persona und belegte knapp geschlagen den vierten Platz. Sonja Krolik rollte praktisch das Feld von hinten auf und belegte einen achtbaren 8. Rang in 2:31:16.
Uta Pippig (SCC Berlin) vorher hoch als Mitfavoritin gehandelt und als mehrfache Boston-Marathon und BERLIN-MARATHON Siegerin berühmt, führte zunächst das Rennen an – und gab dann enttäuschend für alle – auf.

Finale:
1. Fatuma Roba (ETH) 2:26:05
– 2. Valentina Jegorowa (RUS) 2:28:05 – 3. Yuko Arimori (JPN) 2:28:39 – 4. Kathrin Doerre-Heinig 2:28:45 – … … 8. Sonja Krolik 2:31:16

Sydney 2000 – Sieg für Naoko Takahashi – Japan jubelt

Der erste Marathonsieg für die japanischen Frauen – Japan jubelt und vergöttert die zierliche Siegerin Naoko Takahashi. Es war ein knapper Sieg für die Japanerin mit nur acht Sekunden Vorsprung vor der Rumänin Lidia Simon, die vier Jahre vorher in Atlanta Sechste wurde.
Dritte wurde Joyce Chepchumba aus Kenia, die 1997 den London-Marathon und 1999 und 2000 den BERLINER HALBMARATHON gewonnen hat.

Takahashi legte durch ihren Sieg in Sydney und ihren Weltrekord ein Jahr später in Berlin den Grundstein zu einer ungeahnten Popularität im marathonverrückten Japan.
Sonja Krolik belegte in Sydney den 24. Platz in 2:33:45 – Claudia Dreher trat nicht an.

Finale:
1. Naoko Takahashi (JPN) 2:23:14
– 2. Lidia Simon (ROM) 2:23:22 – 3. Joyce Chepchumba (KEN) 2:24:45 – … … 24. Sonja Oberem 2:33:45

Im Gegensatz zu den Männern ist die olympische Vergangenheit der Frauen beim Marathon noch sehr kurz. Eine Bewertung fällt deswegen im internationalen, wie auch im nationalen Rahmen, schwer.
Die Frauen haben viel nachzuholen, aber sie sind auf dem besten Wege das zu schaffen, zumindest was die bisherige numerische Überlegenheit der Beteiligung der Männer an Marathonläufen angeht, sie einzuholen und sie sogar zu überholen, was die neuesten Erhebungen aus den USA ergeben.
Lang war der Weg von Atalante, über Melpomene bis zu Kathrin Switzer und zu den Spielen von Los Angeles 1984.

Schneller geht es, wie die Entwicklung des Weltrekordes bei den Frauen zeigt von den 3:40:22 von Violet Percy (GBR) in London vom 3. Oktober 1926 bis zum Durchbrechen der Schallmauer auf 2:19:46 von Naoko Takahashi (JPN) in Berlin am 30. September 2001 und zu den jetzt phänomenalen 2:15:25 von Paula Radcliffe (GBR) in London am 13. April 2003 zeigt.

Die beiden deutschen Vertreterinnen in Peking sind Melanie Kraus und Susanne Hahn, nachdem Irina Mikitenko wegen einer Verletzung abgesagt hat – sie hätte, nach ihrem grossen Erfolg beim London-Marathon sicherlich keine schlechte Chance gehabt vorne mitzumischen

Horst Milde

Zur Erinnerung an die Spiele von Athen 2004 – die Ergebnisse der 3000m Hindernis in Athen 2004:

1. Mizuki Noguchi (JPN) 2:26:20 – 2. Catherine Ndereba (KEN) 2:26:32 – 3. Deena Kastor (USA) 2:27:20 – 4. Elfenesh Alemu (ETH) 2:28:15 – 5. Reiko Tosa (JPN) 2:28:44 – 6. Olivera Jevtic (SCG) 2:31:15 – 7. Naoko Sakamoto (JPN) 2:31:43 – 8. Ludmila Petrowa (RUS) 2:31:56 – – 18. Luminita Zaituc (GER) 2:36:45 … Ulrike Maisch (GER) aufgeg.

Der Bericht über den Marathon von Athen 2004:

Dramatik beim Olympiamarathon: Neuer japanischer Triumph durch Noguchi, Radcliffes Traum endet am Straßenrand, Drossin rennt für USA zu Bronze

Der 26-Jährigen Siegerin werden die Japaner zu Füßen liegen werden. Eine neue Volksheldin für Japan

Im vielleicht dramatischsten Frauen-Marathon der olympischen Geschichte gab es am Ende eine Überraschung. Japan hat eine neue Volksheldin: Vier Jahre nach dem Triumph von Naoko Takahashi wurde Mizuki Noguchi Olympiasiegerin über die klassische Distanz. Nach 2:26:20 Stunden lief sie ins Ziel im klassischen Panathinaikon-Stadion von Athen, wo vor 108 Jahren der Grieche Spiridon Louis den ersten olympischen Marathon gewonnen hatte. Das Rennen über die 42,195 km hat in Japan einen derart hohen Stellenwert, dass der 26-Jährigen die Japaner zu Füßen liegen werden. Die kenianische Weltmeisterin Catherine Ndereba gewann Silber in 2:26:32 Stunden, die US-Amerikanerin Deena Kastor feierte als Dritte in 2:27:20 einen Triumph in Athen.

Weinend saß die Weltrekordlerin auf der Straße

Paula Radcliffe, die große Favoritin, erlebte in der Hitzeschlacht auf dem Weg von Marathon nach Athen den bittersten Augenblick ihrer Karriere. Der Traum der 30-jährigen Engländerin, endlich Gold zu gewinnen, endete bei Kilometer 36 am Straßenrand. Paula Radcliffe hatte alles gegeben, doch den extremen äußeren Bedingungen mit Schattentemperaturen von bis zu 35 Grad war die beste Marathonläuferin der letzten Jahre offenbar nicht gewachsen. Auf der zudem schweren, hügeligen Strecke war sie acht Kilometer vor dem Ziel körperlich am Ende. Weinend saß die Weltrekordlerin auf der Straße.

Eigene Gesetze der olympischen Marathonläufe

Die olympischen Marathonrennen haben, das hat auch der Lauf in Athen wieder bestätigt, ihre eigenen Gesetze. Läuferinnen, die in den Jahren zuvor ihre Distanz prägten, sind längst nicht auch die späteren Olympiasieger: Die Polin Wanda Panfil war 1992 in Barcelona in der Favoritenposition und kam nicht unter die ersten zehn. Uta Pippig ging 1996 als Nummer eins in Atlanta ins Rennen, nachdem sie zuvor fünf Marathonrennen in Folge gewonnen hatte, und gab schließlich mit einem Ermüdungsbruch auf. Ihr folgte als nächste große Läuferin Tegla Loroupe, die 1998 den 13 Jahre alten Weltrekord von Ingrid Kristiansen (Norwegen) brach. In Sydney war sie favorisiert, doch Magenprobleme stoppten sie beim Kampf um Gold. Loroupe wurde 13.

Nun kam das Aus für Paula Radcliffe

Nun also traf es Paula Radcliffe. Und wieder wird sie einen Fluch nicht los: Bei großen interkontinentalen Meisterschaften reicht es für sie nie zum Sieg. Bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften hatte sie über 5000 beziehungsweise 10.000 Meter drei vierte, zwei fünfte und einen zweiten Platz gesammelt. Nun kam das Aus.

Vielleicht falsch taktiert

Vielleicht hat die Engländerin in der Hitzeschlacht falsch taktiert. Von Beginn an spannte sie sich vor das Feld und drückte unbarmherzig auf das Tempo. Wer ihr nicht folgen konnte, hatte das Rennen um den Olympiasieg praktisch schon von vornherein verloren. Trotz der leicht ansteigenden Strecke passierte Paula Radcliffe schon nach 34:25 Minuten Kilometer 10. Das wäre auf eine Endzeit von unter 2:25 Stunden hinausgelaufen – gemessen an den Bedingungen eine unglaubliche Zeit.

Doch Paula Radcliffe wurde nicht wie sonst alle ihre Konkurrentinnen los. Und nachdem die Marathon-Weltrekordlerin (2:15:25) die erste Hälfte, die stark ansteigt, nach 1:14:02 Stunden passiert hatte, wurde sie ein Opfer ihrer eigenen Tempoarbeit. Die Japanerin Mizuki Noguchi und die Äthiopierin Elfenesh Alemu, die später in 2:28:15 Vierte wurde, nutzten die Schwäche der Favoritin. Sie forcierten die Pace und setzten sich ab. Zwischen Kilometer 25 und 30 löste sich dann Noguchi, die eine Marathon-Bestzeit von 2:21:18 hat, und lief den entscheidenden Vorsprung heraus. Kurzzeitig lief Paula Radcliffe noch einmal auf Platz zwei nach vorne, doch dann zog Catherine Ndereba davon und die Engländerin brach praktisch zusammen. Sie wollte, aber konnte nicht mehr. Tausende von britischen Fans in den Straßen und im Stadion warteten vergeblich auf ihr Idol.

Die US-Amerikanerin lief ein grandioses Rennen

„Ich bin einfach nur froh“, sagte Mizuki Noguchi m Ziel. Für eine Ehrenrunde reichte ihre Kraft nicht mehr, die Japanerin hatte alles gegeben. Wer weiß, wenn das Rennen noch ein paar Kilometer länger gewesen wäre, hätte vielleicht eine ganz andere gewonnen: Deena Kastor. Die US-Amerikanerin lief ein grandioses Rennen und rollte das Feld alleine von hinten auf. Vorsichtig beginnend, lag sie bei Kilometer 5 auf Rang 28. An der Halbmarathonmarke hatte sie als Zwölfte den größten Rückstand während ihres Rennens: 1:37 Minuten. Doch dann startete die US-Rekordlerin (2:21:16) ihre Aufholjagd, die sie noch zu Bronze führte. Die letzten 7,195 km lief sie so schnell wie keine andere im Feld: 23:05 Minuten!

Luminita Zaituc Achzehnte in 2:36:45

Eine feine Platzierung erreichte Luminita Zaituc (Eintracht Frankfurt). Als 18. lief sie in 2:36:45 Stunden ins Ziel. Sie hatte die erste Hälfte in 1:17:21 Stunden passiert und lag zu diesem Zeitpunkt noch auf Rang 30. Dabei hatte die 35-Jährige Pech, denn sie hatte ein fehlerhaftes Streckenprofil bekommen. „Ich dachte, der erste Teil der Strecke wäre flach und es würde erst nach 18 km ansteigen – das stimmte aber nicht. Dadurch bin ich zu schnell angegangen und musste nach drei Kilometern den Rhythmus wechseln.“ Luminita Zaituc musste den Großteil der Strecke alleine laufen. „Ich sah zwar vor mir die große Gruppe laufen, aber die waren zu schnell unterwegs. Es hätte keinen Sinn gemacht, sich dort anzuschließen.“ Diese Taktik zahlte sich aus, obwohl vielleicht noch etwas mehr drin gewesen wäre, wenn Luminita Zaituc vor dem Rennen richtig informiert gewesen wäre. Gezeichnet von der Anstrengung sagte sie im Ziel: „Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Marathon so hart werden könnte.“

Entkräftet ausgestiegen ist die zweite deutsche Starterin: Ulrike Maisch (LAV Rostock). Bei 25 km lag sie nach 1:36:19 Minuten an 44. Stelle – die 30-km-Marke erreichte sie nicht mehr.

Sonja Oberem startet in Berlin

Ärgerlich war, dass Sonja Oberem (Bayer Leverkusen) mit ihrer großen Athener Marathon-Erfahrung nicht nominiert worden war. Bei der WM war sie in Athen Siebente, und zweimal hat sie den Athen-Marathon gewonnen (2001 und 2002). Nun startet sie am 26. September beim real,- BERLIN-MARATHON.

Marathon – Alle Medaillengewinnerinnen, lt. IAAF

1928 to 1980: Not contested
1984 Joan Benoit USA 2:24:52 Grete Waitz NOR 2:26:18 Rosa Mota POR 2:26:57
1988 Rosa Mota POR 2:25:40 Lisa Martin AUS 2:25:53 Katrin Dörre GDR 2:26:21
1992 Valentina Yegorova EUN 2:32:41 Yuko Arimori JPN 2:32:49 Lorraine Moller NZL 2:33:59
1996 Fatuma Roba ETH 2:26:05 Valentina Yegorova RUS 2:28:05 Yuko Arimori JPN 2:28:39
2000 Naoko Takahashi JPN 2:23:14 Lidia Simon ROU 2:23:22 Joyce Chepchumba KEN 2:24:45
2004 Mizuki Noguchi JPN 2:26:20 Catherine Ndereba KEN 2:26:32 Deena Kastor USA 2:27:20

author: GRR

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