Die deutschen Frauen erkämpften 9 Plätze unter den ersten sieben Rängen - dabei mit 3 silbernen Medaillen und einer bronzenen Medaille.
Die historische Olympia-Laufserie (IV): 1500 Meter der Frauen – Drei Silber- und eine Bronzemedaille für die deutschen Frauen – aber die erfolgreiche Serie endete 1988 – Horst Milde berichtet
Morgen, am Freitag, dem 8. August 2008 beginnen in Peking die XXIX. Olympischen Sommerspiele – am Freitag, dem 15. August wird die Leichtathletik im Olympiastadion gestartet. Bis dahin wird hier in loser Reihenfolge eine der elf Laufdisziplinen vorgestellt, natürlich mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Teilnehmer.
In dieser Serie geht es jedoch um die HistorieIn dieser – um die medaillenreiche Vergangenheit der deutschen Leichtathletinnen und Leichathleten aus West (FRG) und Ost (GDR).Während die Vergangenheit der deutschen Leichtathletik bei Olympischen Spielen doch sehr erfolgreich war, ist nach der WM 2007 in Osaka nicht allzu viel in Peking zu erwarten.
Umso mehr erscheint es angebracht sich der Erfolge und der großen Leistungen der Deutschen insgesamt zu erinnern und sich deren Namen wieder zu gegenwärtigen, deren Einsatz zu würdigen aus Respekt vor den großen Leistungen. Es geht heute weiter mit den 1500 Metern der Frauen.
Die 1500m der Frauen haben erst eine relativ kurze olympische Tradition.
Während die 800m der Frauen zunächst „schon“ 1928 in Amsterdam Premiere feierten, dann aber lange abgesetzt wurden und erst wieder in Rom 1960 ins Programm aufgenommen wurden, feierten die 1500 m in München 1972 ihren Einstand.
Die überragende Nation ist sicherlich die ehem. Sowjetunion/GUS mit 6 Medaillen, davon 3 Gold, gefolgt von Rumänien ebenfalls 6 Medaillen, davon 1 Goldmedaille.
Die deutschen Frauen erkämpften 9 Plätze unter den ersten sieben Rängen – dabei mit 3 silbernen Medaillen und einer bronzenen Medaille. Leider endete die Erfolgserie der 1500m Frauen mit der Beteiligung in den Endläufen im Jahr 1992.
Wie bei den Männern über 1500m fehlte bei den Frauen zum großen Glück noch das olympische Gold (in der Statistik). Das schmälert aber nicht die hervorragenden Leistungen der deutschen Mittelstrecklerinnen der Vergangenheit.
Überblick über die Medaillenverteilung der erfolgreichsten Nationen im 1500 Lauf der Frauen:
Deutschland:0 Gold / 3 Silber / 1 x Bronze / 2 x vierte Plätze / 1 x fünfter Platze / 1 x sechster Platz / 1 x siebenter Platz
URS/GUS/RUS: 3G / 3 S / 1 B
ALG: 2 G
ROM: 1 G / 3 S / 3 B
ITA: 1 G / – S / 1 B
RUS: 1 G
GBR: 1 G
AUT: – G / – S / 1 B
CHN: – G / – S / 1 B
UKR: – G / – S / 1 B
München 1972 – Drei deutsche Läuferinnen im Finale
Christa Merten (4:12,6) und Gerda Ranz (4:18,6) überstanden die Vorläufe nicht.
Gunhild Hoffmeister (geb. 6.07.1944 in Forst – Trainer Friedrich Janke) hatte schon die Bronzemedaille über 800 m 1:59,2 gewonnen, kämpfte auf der Zielgeraden mit Paola Cacchi (ITA) und erst in den letzten Schritten fiel die Entscheidung zugunsten der Deutschen.
Karin Burneleit sicherte „sich in gleicher Entschlossenheit wie Gunhild Hoffmeister es gezeigt hatte den vierten Platz“ so schrieb "Leichtathletik" über das Rennen. Ellen Tittel gab das Rennen auf, sie litt besonders schwer unter der schweren Belastung des Blutbades im Hause der Israelis und in Fürstenfeldbruck.
Die überragende Läuferin war Ludmila Bragina – Leichtathletik: “Wahrhaft meisterlich aber die Leistung der Olympiasiegerin. Ihr 4:01,4 Weltrekord ist den stolzesten Weltrekorden der Gegenwart gleichwertig … die 4-Minuten-Traumzeit ist in Sicht gekommen“
Endlauf (9.09.1972):
1.Ludmila Bragina (URS) 4:01,4 WR – 2. Gunhild Hoffmeister 4:02,8 – 3. Paola Cacchi (ITA) – 4. Karin Burneleit 4:04,1
Montréal 1976 – Gunhild Hoffmeister wieder Silber – drei Deutsche im Endlauf
Die Russin Tatjana Kasankina brachte das Kunststück fertig zunächst die 800 m (am 26.07) zu gewinnen und dann noch die 1500m vier Tage später. Im Endlauf wurde die Siegerin von 1972 Bragina nur Fünfte, aber Gunhild Hoffmeister erlief sich wieder die Silbermedaille vor Ulrike Klapezynski (geb. 17.11.1953 in Cottbus – SC Cottbus/ASK Vorwärts Potsdam / Trainer Jürgen Bruns, Bernd Dießner). Ellen Wellmann konnte den siebenten Platz erkämpfen.
Brigitte Kraus überstand trotz einer überragenden Zeit nicht den Zwischenlauf.
Endlauf (30.07.1976).
1.Tatjana Kasankina (URS) 4:05,5 – Gunhild Hoffmeister 4:06,0 – 3. Ulrike Klapezynski 4:06,1 … … … 7. Ellen Wellmann 4:07,9
Moskau 1980 – Christiane Wartenberg gewinnt Silber
In Moskau gab es nur zwei Vorläufe, keinen Zwischenlauf, dafür liefen die drei Erstplazierten im Endlauf aber dicke unter 4:00,0. Wie vier Jahre zuvor siegte auch hier die sowjetische Weltrekordlerin (3:55,0) Tatjana Kasankina. Christiane Wartenberg (geb. 27.10.1956 in Prenzlau , SC Neubrandenburg/SC Chemie Halle / Trainer Werner Gladrow, Bernd Lansky) verbesserte sich 3:57,8 und gewann überraschend Silber, Dritte wurde Nadesha Olisarenko, die Olympiasiegerin über 800m. Ulrike Bruns (vorher Klapezynski) erlief sich den fünften Rang – Beate Liebich blieb im Vorlauf hängen.
Endlauf (1.08.1980):
1.Tatjana Kasankina (URS) 3:56,6 – 2. Christiane Wartenberg 3:57,8 – 3. Nadeshda Olisarenko (URS) 3:59,6 – 4. Gabriele Dorio (ITA) 4:00,3 – 5. Ulrike Bruns 4:00,7
Los Angeles 1984 – Roswitha Gerdes auf dem vierten Platz – fast Bronze
Roswitha Gerdes aus Köln lag zwanzig Meter vor dem Ziel noch auf dem Bronzemedaillenrang, dann kam die 3000m Olympiasiegerin Maricica Puica (ROM) noch heran und schnappte ihr die Medaille weg. Margit Klinger trat zu den Vorläufen nicht an.
Endlauf (11.08.1984):
1. Gabriella Dorio (ITA) 4:03,25 – 2. Doina Melinte (ROM) 4:03,76 – 3. Maricica Puica (ROM) 4:04,15 – 4. Roswitha Gerdes 4:04,41
Seoul 1988 – Andrea Hahmann auf dem sechsten Rang
Vera Michallek schied als Neunte im Vorlauf mit 4:10,05 aus. Andrea Hahmann lief als Zweite in die Zielgerade ein wurde dann aber noch überspurtet.
Endlauf (1.10.1988):
1.Paula Ivan (ROM) 3:53,96 OR – 2. Laimute Naikauskaite (URS) 4:00,24 – 3. Tatjana Samolenko (URS)4:00,30 … … … 6. Andrea Hahmann 4:00,96
Barcelona 1992 – Kießling gab nach 2 Runden im Vorlauf auf
Ellen Kießling aus Dresden gab schon nach 2 Runden im Vorlauf auf! Keine weiteren deutschen Läuferinnen konnten die Tradition der guten Ergebnisse in den Endläufen fortsetzen.
Endlauf (8.08.1992)
1) Hassiba Boulmerka (ALG) 3:55,30 – 2. Ludmilla Rogatschowa (GUS) 3:56,91 – 3. Yunxia Qu (CHN) 3:57,8
Atlanta 1996 – Wüstenhagen und Kühnemund nur in den Zwischenläufen
Carmen Wüstenhagen wurde Siebente mit 4:11,47 im Zwischenlauf und Sylvia Kühnemund Zehnte mit 4:16,85 im Zwischenlauf.
Endlauf:
1. Swetlana Masterkowa (RUS) 4:00,83 – 2. Gabriele Szabo (ROM) 4:01,54 – 3. Theresia Kiesl (AUT) 4:03,02
Sydney 2000
In Sydney setzte sich die negative Serie für die deutschen Frauen über 1500 m fort. Der DLV war leider mit keiner Teilnehmerin vertreten.
Endlauf:
1. Nouria Merah-Benida (ALG) 4:05,10 – 2. Violeta Szekely (ROM) 4:05,15 – 3. Gabriela Szabo (ROM) 4:05,27
Die letzte Teilnahme einer deutschen Läuferin in einem 1500m Finale in Seoul 1988 liegt schon weit zurück.
An eine evtl. Krönung der Serie mit einer Goldmedaille zu denken – nach 3 Silbermedaillen – wäre vermessen. Insofern muß man sich nachhinein über die großen Leistungen von 1972 – 1988 der deutschen Frauen noch ganz besonders freuen.
Horst Milde
Zur Erinnerung an die Spiele von Athen 2004 – die Ergebnisse der 1500 m in Athen 2004:
1. Kelly Holmes (GBR) 3:57,90 – Tatjana Tomaschowa (RUS) 3:58,12 – 3. Maria Cioncan (ROM) 3:58,39 – 4. Natalja Jewdomikowa (RUS) 3:59,05 – 5.Daniela Jordankowa (BUL) 3:59,10 – 6. Lidia Chojecka (POL) 3:59,27 – Anna Jakubczak (POL) 4:00,15 – 8. Elvan Abeylegesse (TUR) 4:00,67 – DLV nicht vertreten
Der Bericht über den 1500 m Endlauf von Athen 2004:
Kelly Holmes – Doppelsiegerin
Eine zweite Athletin, die ebenfalls in den letzten Jahren immer wieder Pech hatte, erlebte in Athen ebenfalls traumhafte Tage: Kelly Holmes rannte nach dem 800-m-Gold nun auch über 1500 Meter zum Sieg. Die Britin ist die dritte Läuferin der olympischen Geschichte, der dieser Doppeltriumph gelang.
Tatjana Kazankina (UdSSR) hatte dies 1976 in Montreal geschafft, Swetlana Masterkowa (Russland) 1996 in Atlanta. Kelly Holmes war ein taktisch perfektes Rennen gelaufen und in der letzten Runde von Platz acht zum Gold gestürmt. „In Worten kann ich nicht ausdrücken, wie ich mich fühle. Der 800-m-Sieg war wie ein Schock und das heute ist einfach der komplette Wahnsinn“, erklärte Kelly Holmes. „Sie kann beide Strecken gewinnen, wenn sie es schafft, die Konzentration zu behalten“, hatte Großbritanniens Mittelstrecken-Legende Sebastian Coe vor dem Finale prophezeit.
1500 Metres – Alle Medaillengewinner, lt. IAAF
1928 to 1968: Not contested
1972 Lyudmila Bragina URS 4:01.38 Gunhild Hoffmeister GDR 4:02.83 Paola Cacchi ITA 4:02.85
1976 Tatyana Kazankina URS 4:05.48 Gunhild Hoffmeister GDR 4:06.02 Ulrike Klapezynski GDR 4:06.09
1980 Tatyana Kazankina URS 3:56.56 Christiane Wartenberg GDR 3:57.71 Nadyezhda Olizarenko URS 3:59.52
1984 Gabriella Dorio ITA 4:03.25 Doina Melinte ROU 4:03.76 Maricica Puica ROU 4:04.15
1988 Paula Ivan ROU 3:53.96 Laima Baikauskaité URS 4:00.24 Tatyana Samolenko URS 4:00.30
1992 Hassiba Boulmerka ALG 3:55.30 Lyudmila RogachovaEUN 3:56.91 Qu Yunxia CHN 3:57.08
1996 Svetlana MasterkovaRUS 4:00.83 Gabriela Szabo ROU 4:01.54 Theresia Kiesl AUT 4:03.02
2000 Nouria Mérah-Benida ALG 4:05.10 Violeta Szekely ROU 4:05.15 Gabriela Szabo ROU 4:05.27
2004 Kelly Holmes GBR 3:57.90 Tatyana Tomashova RUS 3:58.12 Maria Cioncan ROU 3:58.39