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03
09
2008

Eine Analyse der Gestaltung der Endphasen bei den Junioren-Weltmeisterschaften U-20 2008 in Bydgoszcz soll die Anforderungen verdeutlichen, die, neben der disziplinspezifischen Ausdauer, zukünftig früher Bestandteil der Ausbildung sein müssen: eine altersgerechte Ausprägung der Spurtfähigkeit

Die Endphasen bei der Ausbildung junger Läufer verstärken – Eine Untersuchung zur Laufgestaltung bei den Junioren-Weltmeisterschaft 2008 – Löthar Pöhlitz von der Leichtathletik-Coaching Academy

By GRR 0

(© Lothar Pöhlitz) – Auch bei Junioren- Europa- / oder Weltmeisterschaften spielen die Endphasen auf dem Weg zum Finale oder im Kampf um die Medaillen eine wichtige Rolle. Ist schon eine Vorbereitung im Übergang zum Anschlusstraining bei 17-19 Jährigen auf Vor- / Zwischen- und Endläufe an der Grenze der individuellen Leistungsfähigkeit schwer, so kommt mit der Vorbereitung auf die taktischen Spielchen innerhalb von Vorläufen oder Halb-Finals mit ihrer stark ausgeprägten Spurtfähigkeit – die in der Regel in unterschiedlicher Qualität gebraucht wird – noch eine zweite außerordentliche Ausbildungsaufgabe auf die jungen Sportler und ihre Trainer zu.

Eine Analyse der Gestaltung der Endphasen bei den Junioren-Weltmeisterschaften U-20 2008 in Bydgoszcz soll die Anforderungen verdeutlichen, die, neben der disziplinspezifischen Ausdauer, zukünftig früher Bestandteil der Ausbildung sein müssen: eine altersgerechte Ausprägung der Spurtfähigkeit.

Dabei muss man einschränkend vorausschicken, dass die konkreten Beispiele aus der Junioren – WM nicht in jeder Disziplin die ganze Wahrheit sein müssen und in der Praxis anderer Wettkämpfe durchaus noch höhere Endgeschwindigkeiten möglich sein können.

Disziplin VL / F Endzeit 1. 400 m 600 m 2. 400 m
bzw. letzte 200 m
800 m Juni. 1.VL 2:09,68 65,36   64,32
  2.VL 2:08,16 62,41   65,35
  3.VL 2:08,16 63,63   64,13
  4.VL 2:06,89 63,52   63,37
  5.VL 2:08,20 64,53   63,27
  1.HF 2:06,94 59,33   67,61
  2.HF 2:05,10 60,07   65,03
  3.HF 2:04,07 60,73   64,34
  F 2:00,6 57,28 1:28,59 31.47
800 m Juni. 1.VL 1:50,92 55,08   55,84
  2.VL 1:51,72 55,63   56,09
  3.VL 1:51,80 56,09   55,71
  4.VL 1:49,71 53,96   55,75
  5.VL 1:50,96 56,52   54,43
  6.VL 1:50,16 55,09   55,07
  1.HF 1:48,90 53,31   55,95
  2.HF 1:46,71 51,72   54,99
  3.HF 1:48,33 52,64   55,74
  F 1:45,60
51,78
1:18,88 26,72

 Bei der Gestaltung der 800 m Vorläufe fällt auf, dass man sowohl bei den Juniorinnen, als auch bei den Junioren zu zwei gleichmäßigen Hälften oder auch zu einer schnelleren zweiten 400 m fähig sein musste. Die Halbfinals waren in der ersten Hälfte deutlich schneller (bis 59,33 bzw. 51,72, der Geschwindigkeitsabfall dafür etwas größer, bei den Juniorinnen zwischen 3,6 – 8,3 Sekunden, bei den Junioren zwischen 2,6 – 3,3 Sekunden. Die beiden Finals waren „schnell“ und verlangten in den Endphasen im Kampf um den Sieg noch 31,47 bzw. 26,72 auf den letzten 200 m.
 

Disziplin VL / F Endzeit 1200 m letzte 300 m
1500 m Juni. 1.VL 4:19,14 3:30,23 48,91
  2.VL 4:19,60 3:30,70 48,90
  3.VL 4:17,05 3:27.48 49,57
  F 4:15,09 3:30,23 44,86
1500 m Jun. 1.VL 3:48,86 3:08,35 40,51
  2.VL 3:53,89 3:13,98 39,91
  3.VL 3:46,41 3:04,53 41,88
  F 3:47,40 3:08,21 39,19

 Jana Sussmann belegte hier mit 4:21,82 den 7. Platz, Gratulation zu diesem schönen Erfolg, der einzigen Platzierung deutscher Läufer unter den ersten 8. Für die Endkampfgestaltung muss man für diesen Altersbereich schlussfolgern, dass bei den Juniorinnen < 50 Sekunden auf den letzten 300 m „normal“, unter 45 Sekunden für internationale Erfolge Voraussetzung sind.
Für die Junioren sollte man aus den Ergebnissen schlussfolgern, dass auf Grund offensichtlich fehlender Spitzenläufer dieser Altersklasse 40 Sekunden für die letzten 300 m als „normal“ und Zeiten < 39 Sekunden zukünftig vorzubereiten sind.

Disziplin VL / F Endzeit 2000 m letzte 1000 m
3000 m Hi 1.VL 10:07,47 6:48,86 3:18,61
Juniorinnen 2.VL 9:59,88 6:46,24 3:13,64
  F 9:31,35 6:24,24 3:07,11
3000 m Hi 1.VL 8:48,61 5:56,81 2:51,80
Junioren 2.VL 8:42,31 5:49,24 2:53,07
  F 8:17,28 5:23,21 2:54,07

In beiden Hindernis-Finals wurden für diesen Altersbereich außergewöhnlich gute Endzeiten erreicht. Unter diesem Gesichtspunkt sind nicht in erster Linie die letzten 1000 m für Medaillenplatzierungen interessant, sondern vielmehr eine notwendige Orientierung für junge Hindernisläufer an den 2000 m Hindernis Zwischenzeiten von 6:24 bzw. 5:23!

Disziplin F Endzeit 2000 m
3000 / 4000 m
5000 m
letzte 1000 m
3000 m Juni F 8:58,07 6:01,28 2:56,79
5000 m Juni F 16:15,59 10:19,65 2:48,75
5000 m Jun. F 13:08,57 10:34,26 2:34,31
10000 m Jun. F 27:30,85 13:50,23 2:40,54

Alle Langstreckenergebnisse, aber vor allem die der Junioren, zeigen ein erstaunliches Niveau in diesem Altersbereich und unterstreichen die internationale Tendenz der weiteren Verjüngung im Bereich des Hochleistungsalters. Die letzten 1000 m in den beiden 5000 m Finals dokumentieren die Leistungsfähigkeit der jungen Langstreckler, aber auch die notwendigen Leistungsamplituden, wenn man in Zukunft bestehen will. Vielen jungen Langstrecklern fehlt es schon an solchen 1000 m – Bestzeiten.

27:30 für Jahrgang 90 ist schon phänomenal, aber der 5. lief noch 28:10. Bei einem Durchschnittstempo von 2:45 gehört 2:40,54 für die letzten 1000 m in den Bereich gut, aber machbar. Sollten die deutschen Langstreckler in solche Leistungsbereiche vorstoßen wollen führt das nur über eine frühzeitigere Spezialisierung.

Löthar Pöhlitz von der Leichtathletik-Coaching Academy

Leichtathletik-Coaching Academy

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