Die DOSB GLOSSE - Sitzenbleiber - Prof. Hans-Jürgen Schulke ©LONDON 2012
Die DOSB GLOSSE – Sitzenbleiber – Prof. Hans-Jürgen Schulke
Wie üblich werden nach Olympischen Spielen Medaillen gezählt und Besitzstände bewertet. Auch in Deutschland. Mehr als in Peking 2008, aber weniger Goldmedaillen. Ein passabler 6. Platz und ein sympathischer Auftritt der ganzen Mannschaft, doch ein größer gewordener Abstand zu den führenden Nationen bzw. Wiederauferstandenen wie Großbritannien und Russland.
Da ist es doch gut sich zu vergewissern, wo wir unbestritten weiter absolute Weltspitze sind : Im Autobau. Hinsichtlich subtiler Technik, Solidität, Sicherheit und Sitzkomfort ist Deutschland unerreicht. Ein Deutscher wird eben erst zum Menschen als Autobesitzer. Nichts mehr mit den germanischen Nomaden, die Vorturner Jahn in ersten Vereinen beim geordneten Laufen auf dem Turnplatz zivilisierte. Was das mit Olympia-medaillen zu tun hat?
Eine Zuordnung nach Sportarten zeigt deutsche Sesshaftigkeit: acht der elf erreichten Goldmedaillen wurden im Sitzen erzielt. Beim Reiten, beim Rudern, im Kajak und Kanu (ok, dort kniend), beim Radfahren. Und die restlichen drei Goldmedaillen? Beim laufintensiven Hockey sitzt ein Drittel der Mannschaft zur Erholung und bereit zum Einwechseln; die zwei Siegestore wurden streng genommen im Liegen geschossen.
Das gilt auch für die beeindruckenden Beachvolleyballer, die sichtbar mehr (f)liegen als laufen. Bleibt unser goldiger Diskuswerfer. Gewiss kein Dauerläufer. Hat der nicht vor den Spielen erklärt, ob seiner Knieprobleme notfalls aus dem Rollstuhl sitzend werfen zu wollen?
Deutsche Läufer in Medaillenrängen: Fehlanzeige. Wenigstens in den Endkämpfen? Gegen Null. Beim Modernen Fünfkampf mit einem Dauerlauf auch nichts. Und wenn dann beim Siebenkampf der Frauen eine deutsche Athletin tatsächlich im Lauf über 800 Meter begeistert, halten das internationale Kampfrichter schlichtweg für unmöglich und disqualifizieren sie unbesehen. Böse Zungen sahen unsere Schwimmer eher als Wassertreter, doch das sollten diese nicht auf sich sitzen lassen.
Was ist mit den in Deutschland so populären wie laufintensiven Sportarten Handball und Fußball? Sie waren in London nicht vertreten, weil schon in der Qualifikation von den Gegnern überrannt. Und es sei angesichts der durchaus respektablen Leistung der Löw-Truppe bei der EM 2012 darauf verwiesen, dass der letzte EM-Titel für Deutschland 1996 maßgeblich durch den Erfinder des Sitzfußballs erzielt wurde (er nannte sich übrigens zur Tarnung Eilts).
Vorläufiges Fazit: Die deutschen Athleten können besser sitzen als laufen. Also doch mehr Automobil als auto( lat. selbst) mobil?
Eine wichtige Entscheidung der KMK: Soll das Schulsport-Curriculum fortlaufend erweitert oder gegen ein neues Fach „Sitzenbleiben“ getauscht werden? Ein Ergebnis ist wegen der vielen Sitzungen nicht im anlaufenden Olympiazyklus zu erwarten. Dann schneller: Der Verzicht des DOSB auf alle Sportarten mit hohen Laufanteilen; das würde die Olympiamannschaft vorläufig reduzieren.
Es wäre dann Aufgabe des IOC-Vizepräsidenten Thomas Bach, auf der nächsten IOC-Session (!) den Anteil der sitzfesten Disziplinen zu erhöhen. Entsprechend könnte das Autofahren fester Trainingsbestandteil werden.
Und die Autoindustrie ihr Sponsoring für den olympischen Sport überzeugend erhöhen.
Quelle: DOSB – Prof. Hans-Jürgen Schulke