2016 European Outdoor Championships Amsterdam, Netherlands July 6-10, 2016 Photo: Giancarlo Colombo@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET
Deutschland siegt bei der Team-EM – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Die deutschen Leichtathleten haben am Wochenende in Lille in Nordfrankreich zum zweiten Mal die Team-Europameisterschaft gewonnen.
Zum Erfolg trugen am Sonntag Siege von Diskus-Olympiasieger Robert Harting (66,30 Meter), der Siebenkämpferin Claudia Salman-Rath im Weitsprung (6,66), der Läuferin Konstanze Klosterhalfen über 1500 Meter (4:09,57 Minuten) und der Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz (12,74 Sekunden) bei.
Schon am Samstag hatten Gesa Krause über 3000 Meter Hindernis (9:27,02 Minuten) und die Sprint-Staffel der Frauen mit Lara Matheis, Gina Lückenkemper, Alexandra Burghardt und Rebekka Haase (42,47 Sekunden) Siege zur Führung des deutschen Teams beigetragen.
Auf Platz zwei kam die polnische Mannschaft.
Zuletzt waren die Deutschen bei der Mannschafts-EM 2014 in Braunschweig erfolgreich gewesen. „Immer wieder erstaunlich, dass wir ein so homogenes Team zusammenkriegen“, sagte der ehemalige Mannschaftskapitän Harting. „Bei uns hat die Leichtathletik viele Gesichter.“ Zu den sieben Siegen in vierzig Wettbewerben kamen acht zweite und sieben dritte Plätze; in mehr als der Hälfte der Wettbewerbe gehörten damit deutsche Leichtathleten zu den Top Drei.
Besonders beeindruckten die Läuferinnen.
Die 24 Jahre alte Gesa Krause ging vom Start weg in Führung und siegte unangefochten. „Es ist immer einfacher, wenn man freie Sicht hat“, scherzte die stärkste Hindernisläuferin Europas. Sie will nun die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in London beginnen.
Die vier Jahre jüngere Konstanze Klosterhalfen übernahm zwei Runden vor dem Ziel die Spitze und gewann ebenfalls im Alleingang. „Ich sollte mich zunächst zurückhalten, was ich ja sonst nicht mache“, sagte sie über ihre Taktik. „Ich bin total glücklich.“
Und auch Pamela Dutkiewicz, in dieser Saison unbesiegt, scheint zur derzeit verletzten Weltmeisterschafts-Zweiten Cindy Roleder aufzuschließen.
„So stell ich mir Fußball vor“, sagte sie begeistert über das Mannschafts-Erlebnis Leichtathletik. „Man hat so eine Lust, dass die anderen gut sind und das Ding machen.“
So gut machten diese ihr Ding, dass sie sogar den kurzfristigen Ausfall der Stabhochspringerin Lisa Ryzih wett machten. Thomas Röhler, der in dieser Saison überragende Speerwurf-Olympiasieger, warf drei Mal in eine Windböe und kam mit 84,22 Meter hinter dem Tschechen Jakub Vadlejch (87,95) und dem Griechen Ioannis Kiriazis (86,33) auf Rang drei. „Für das Team war das Mist“, konstatierte er. „Aber der Rest hat ja gut zugeschlagen.“
„Mega, so vom Team angefeuert zu werden“, sagte Claudia Salman-Rath. „Anfeuerung, das ist es, was sonst fehlt in der Leichtathletik.“
Auch in Lille füllte sich das Stadion allerdings erst im Lauf des Tages. Der zweimalige Weltmeister David Storl fühlte sich deshalb beim Kugelstoßen am Samstag, in dem er Zweiter wurde (21,23 Meter) hinter dem Tschechen Tomas Stanek (21,63), alleingelassen.
„Wir waren ein bisschen außerhalb des Interesses“, klagte er. „Eigentlich kann man uns streichen aus der Leichtathletik.“
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Sonntag, dem 25. Juni 2017
Autor: Michael Reinsch, Korrespondent für Sport in Berlin.