
Deutsche Spitzenathleten- Das Leben nach der Karriere - Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ©Deutsche Sporthilfe
Deutsche Spitzenathleten – Das Leben nach der Karriere – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Erfolgreiche Athleten machen oft deshalb früh Schluss mit der Karriere, weil sie endlich einen Hochschul-Abschluss erreichen oder ordentlich Geld verdienen wollen. Dies ist das Ergebnis einer Studie, welche die Stiftung Deutsche Sporthilfe am Freitag in Berlin vorgestellt hat.
Christoph Breuer, Leiter des Instituts für Sportökonomie und Sportmanagement der Deutschen Sporthochschule Köln, weist darin nach, dass nicht Alter, Müdigkeit oder Verletzungen die meisten Laufbahnen von Athleten in den olympischen Sportarten beenden, sondern ihr Ehrgeiz, gepaart mit Sorge um die Zukunft.
Bei der Befragung von gut 1400 aktiven und ehemaligen Athleten gaben 37,1 Prozent an, ihre sportliche Karriere zugunsten des Studiums oder des Berufs beendet zu haben; Verletzung und Alter gaben in jeweils gut zehn Prozent der Fälle den Ausschlag.
„Ausbildung beziehungsweise Studium und sportliche Höchstleistungen sind kein Widerspruch, sondern können sich bei angemessener Abstimmung gegenseitig verstärken“, sagte Michael Ilgner, der Vorstandsvorsitzende der Sporthilfe, und versprach Anstrengungen, Spitzenathleten längere Karrieren zu ermöglichen.
Die Studie belege, dass die größten Talente den möglichen Höhepunkt ihrer Karriere gar nicht erlebten, sondern sich vorzeitig aus dem Leistungssport verabschiedeten, wenn ihnen nicht ermöglicht werde, von Anfang an auch Ausbildung und Beruf im Blick zu haben. Denn im Verlauf der Karriere würden die Möglichkeit zur dualen Karriere und das persönliche finanzielle Auskommen zunehmend wichtig. Zugleich wachse die Unzufriedenheit mit dem Einkommen.
Kein Bafög für Anna Schaffelhuber
Wie zum Beleg der schwierigen Rahmenbedingungen für Topathleten bestätigte das Verwaltungsgericht Karlsruhe die Entscheidung der Stadt München, der Jura-Studentin und fünffachen Paralympicssiegerin Anna Schaffelhuber die Studienbeihilfe Bafög zu streichen, weil sie Sporthilfe-Prämien angespart hat.
Zwar seien Leistungen der Sporthilfe nicht als Einkommen zu betrachten, heißt es in dem Urteil von Februar, das am Donnerstag veröffentlicht wurde, doch stellten sie ein Vermögen dar, welches Bedürftigkeit im Sinne des Bafög ausschließe (AZ 5 K 2021/13). Die 22-Jährige hatte das Geld für ein Auto zurückgelegt.
Bei den Winterspielen von Sotschi 2014 hatte Anna Schaffelhuber fünf Wettbewerbe im Monoskibob gewonnen. Sie klagte gegen die Entscheidung der Stadt München, nicht nur die Förderung einzustellen, sondern bereits ausgezahltes Bafög auch zurückzufordern.
Am Freitagmorgen hatte der Aufsichtsrat der Sporthilfe im Bundesinnenministerium getagt und Werner E. Klatten als seinen Vorsitzenden wiedergewählt. Innenminister Thomas de Maizière, Mitglied des Gremiums, lobte Spitzensportler als „wichtige Botschafter unseres Landes“. Wer eine Karriere im Spitzensport antrete, sagte er, nehme ein hohes Risiko für die eigene Lebensplanung in Kauf.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Sonnabend, dem 7. März 2015
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