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21
04
2016

Mit blauem Renndress Philipp Pflieger. Die Aufnahme stammt von den DM 10 km im vergangenen Jahr an gleicher Stelle. ©Wilfried Raatz/ wus-media

Deutsche Halbmarathon-Meisterschaften in Bad Liebenzell am 23. April 2016: Schwache Resonanz bei Titelkämpfen – Wilfried Raatz berichtet

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Das Meldeergebnis ist selbst für die Berufsoptimisten ernüchternd: Nur 332 LangstreckenläuferInnen, darunter zudem noch 4 Schweizer Gäste außer Wertung, haben Interesse an einer deutschen Halbmarathonmeisterschaft 2016.

Allerdings ist diese Aussage sicherlich nur die halbe Wahrheit, denn der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hat den Termin und den Veranstaltungsort erst Ende Januar festgelegt, zu einem Zeitpunkt, wo die meisten ambitionierten Läufer längst ihre Frühjahrsplanung abgeschlossen hatten.

Und sich der DLV zudem für eine separate Meisterschaft entschieden hat, fernab der attraktiven und öffentlichkeitswirksamen Integrierung in Veranstaltungen wie dem Paderborner Osterlauf oder dem Berliner Halbmarathon, der alleine schon weit über 20.000 Läufer an die Startlinie brachte.

Dass man sich zudem in der Darmstädter Leichtathletik-Schaltzentrale mit der Terminansetzung inmitten des ehedem übervollen Laufkalenders mit attraktiven Frühjahrsläufen und nahezu parallel zu den Marathonläufen in Hamburg, Hannover und Düsseldorf oder dem traditionsreichen Würzburger Residenzlauf keine weiteren Freunde machen konnte, das dürfte unbestritten sein.

Die Titelkämpfe im Württembergischen kommen zudem für nahezu alle Spitzenläufer zum falschen Zeitpunkt oder sind deplatziert, denn wer die Qualifikationsleistungen für die Europameisterschaften oder gar für die Olympischen Spiele erbringen möchte, der hat sich längst für einen internationalen und stark besetzten Frühjahrslauf entschieden.

So ist die Gruppe der vermeindlichen Favoriten auf die Meistertitel merklich ausgedünnt, die Leistungsdichte mit Vorleistungen unter 1:08 oder 1:16 Stunden überaus spärlich. Schon alleine aus dieser Sicht heraus dürfte für die vor allem mit internationalen Ambitionen startenden Sabrina Mockenhaupt und Philipp Pflieger kaum Druck für ein hohes und erfolgversprechendes Tempo entstehen.

Schließlich sind die Normen für die erstmals bei Europameisterschaften zur Austragung kommenden Halbmarathontitelkämpfe mit 1:03:45 bzw. 1:13:00 nicht von Pappe. Es wäre sicherlich für die EM-Kandidaten eher fahrlässig, nur auf die weicheren Mannschaftsnormen zu schielen, denn hier ist die Konkurrenz trotz oder wegen Olympia erfreulich hoch.  

Bei den Männern sind gerade einmal ein Dutzend Läufer mit einem Leistungsvermögen im Bereich bis 1:08 Stunden gemeldet. Favorit Philipp Pflieger, übrigens vor Jahresfrist an gleicher Stelle Dritter der 10 km-Meisterschaften in 28:54 Minuten, hatte bereits beim Berliner Halbmarathon nach gerade überstandener Verletzungsphase lediglich 1:04:58 erreicht.

Dass diese Zeit kaum für den Titel in Bad Liebenzell ausreichen dürfte, dafür sollten schon die Konkurrenten wie Tobias Gröbl, Simon Stützel, Tobias Schreindl, Thorben Dietz, Vitaly Rybak oder die mit afrikanischen Wurzeln bei einer DM startberechtigten Eyob Solomon, Mitku Seboka oder Atey Yohannes Hailu sorgen.

Bei den Frauen rechnen sich neben Sabrina Mockenhaupt, die sich im US-Höhentrainingslager in Flagstaff nach auskurierter Verletzung zurückmelden möchte, vor allem Melina Tränkle und Tanja Grießbaum Chancen aus, noch in letzter Minute auf den EM-Zug aufspringen zu können.

Gerade bei den Frauen ist durch den gemeinsamen Start mit den U23- und Masters-Läuferinnen eine höhere Leistungsdichte zu erwarten als bei den Männern. Deshalb dürfte vor allem durch Domenika Mayer, Anna-Katharina Plinke, Luisa Boschan, Julia Galuschka, Constanze Boldt, Jana Groß-Hardt, Isabel Leibfried, Veronica Clio oder Christl Dörschl für einen spannenden Rennverlauf bei den Frauen gesorgt sein.  

Der Halbmarathonstart ist auf 14.00 Uhr an der neuen Sporthalle in Bad Liebenzell festgelegt. Gelaufen wird nach einer Einführungsrunde von 2,25 km auf einer 6 km-Runde. Das Ziel befindet sich am Bürgerzentrum am Kurhausdamm.   

Wilfried Raatz

author: GRR

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