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13
03
2013

Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention unterstützt die neue Initiative - Nach dem amerikanischen Vorläufer nun in Europa auf den Weg gebracht Hauptquartier von „Exercise is Medicine“ liegt in Deutschland ©Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) – Deutscher Sportärztebund

Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention unterstützt die neue Initiative – Nach dem amerikanischen Vorläufer nun in Europa auf den Weg gebracht Hauptquartier von „Exercise is Medicine“ liegt in Deutschland

By GRR 0

Schon lange verordnen Mediziner bei vielen Erkrankungen keine Bettruhe mehr, sondern körperliche Aktivität. Und das mit guten Gründen. Bewegung kann Medikamente ganz oder teilweise ersetzen.

Durch Bewegung können sogar die Ursachen von Erkrankungen und nicht nur deren Symptome
bekämpft werden. Die Muskelzelle eines Diabetikers vom Typ 2 lernt durch Bewegung wieder, Zucker aus dem Blut in die Zelle zu transportieren. Die gestörte Glukose-Toleranz kann hierdurch rückgängig gemacht werden. Das schaffen Medikamente nicht.

Dennoch kommt die körperliche Aktivität und Bewegung als Therapie immer noch zu kurz. Auch wenndie meisten Ärzte dem Sport positiv gegenüber stehen, scheuen sie sich oft, diesen als
Therapiemaßnahme einzusetzen. Viele Sportmediziner und andere Gesundheitsexperten sind zwar bereits seit Jahren darum bemüht, doch der großflächige und selbstverständliche Einsatz von Bewegung wurde noch nicht durchgesetzt.

Viele Vorteile und mangelnde Umsetzung

Niemand zweifelt mehr an den positiven Effekten von Bewegung. Die mangelnde Umsetzung muss andere Gründe haben. Die klassische Medizin hat vor langer Zeit große Erfolge gefeiert.
Krankheitserreger wurden identifiziert, die Hygiene wurde verbessert und Impfungen wurden
eingeführt. Aus diesem Durchbruch entstanden viele diagnostische und therapeutische Konzepte und die Volksgesundheit konnte spürbar verbessert werden.

Heutzutage ist die zunehmende Zahl der Behandlungsm ethoden eher nachteilig, weil viele Ärzte zur Überversorgung neigen. Behandlungsprinzipien wie körperliche Bewegung und weitere
Lebensstiländerungen, die sich an die Ursache von Erkrankungen richten, werden vernach-lässigt.

Diese mechanistische Herangehensweise in der Diagnostik und Behandlung wird schon im
Medizinstudium gelehrt. Was auch dazu führt, dass Ärzte in Fragen der Prävention unzureichend
ausgebildet sind. Dabei sind insbesondere die Mediziner wichtige Multiplikatoren. Sie sollen die
Bevölkerung mit notwendigen Informationen versorgen und zur Lebensstiländerung motivieren.
Zudem fehlen ausreichende Strukturen und organisato rische Abläufe, die es ermöglichen, viele
Fachrichtungen in den Präventions- und Therapieverlauf einzubinden.

Es sind also feste Strukturen, die aufgebrochen wer den müssen, um die Bewegung als ernst-
zunehmende Maßnahme zu akzeptieren und messbare Gesundheitseffekte in der Bevölkerung
möglich zu machen. Das American College of Sports Medicine (ACSM) hat mit der Initiative „Exercise is Medicine“ in den USA einen ersten großen Schritt gemacht, um den Einsatz von Bewegung voranzutreiben. Kompetenzen zur Prävention werden u nter einer Dachorganisation gebündelt und koordiniert. Nach dem amerikanischen Vorläufer wird „Exercise is Medicine“ nun in Europa etabliert.

Exercise is Medicine als Plattform

Die Initiative „Exercise is Medicine“ strebt an, den präventiven und rehabilitativen Nutzen von
körperlicher Bewegung in ein flächendeckendes Konzept umzusetzen. Ärzte, nichtärztliche
Berufsgruppen in der Medizin, Medien und Patienten werden dazu angeregt, körperliche Bewegung als Behandlung zu verstehen. Ärzte werden dazu aufg efordert, Bewegung zu verschreiben und als Therapie einzusetzen. Damit wird ein altes Rezept a ufgegriffen, welches Dr. Goßner vor über 40 Jahren bereits eingeführt hat und welches jetzt seit längerem in Deutschland sich bewährt hat (Rezeptfür Bewegung).

Auch politische Entscheidungen können durch dieses Konzept beeinflusst werden, um Strukturen für Sport und Bewegung im medizinischen Alltag zu schaf fen.

Um diese Ziele zu erreichen, werden bereits existie rende Initiativen unter einem gemeinsamen Dach gebündelt und koordiniert. Die Zusammenarbeit vieler Institutionen bietet mehr Möglichkeiten als die Arbeit einer einzelnen Organisation wie der Deutsch en Gesellschaft für Sportmedizin (DGSP). Wenn eine sportmedizinische Gesellschaft sich alleine de r Initiative „Exercise is Medicine“ annehmen würde, wäre es schwierig, unterstützende Gesellschaften zu
finden, die sich unter dem Logo dieser Gesellschaft einsetzen würde. Deshalb ist „Exercise is Me
dicine“ als Plattform ausgelegt.

Der Plattformgedanke bewirkt, dass sich zahlreiche eigenständige Gesellschaften mit einem gemeinsamen Ziel sammeln können. Auch andere Fachgruppen wie Pädiater und Arbeits-mediziner aber auch Sportorganisationen, Vereine und qualifizierte Fitn ess-Studios sind willkommene Kooperationspartner.

Das europäische Zentrum

Das Europäische Zentrum von „Exercise is Medicine“ wird von Professor Dr. Jürgen Steinacker
geleitet und von Dr. Gisa Falkowski als Center Manager koordiniert. Das Founding Committee besteht aus Delegierten des European Network for the Promotion of Health-Enhancing Physical Activity und des European College of Sports Science. Hinzu kommen fünf Delegierte der sportmedizinischen Gesellschaften in Schweden, den Niederlanden, Portugal, der Schweiz und Ungarn.

Das Europäische Zentrum soll europäische Nationen mit Informationen über „Exercise is Medicine“ versorgen, gemeinsame Veranstaltungen und Aktionen durchführen und nationale Zentren unterstützen und beraten.

Zudem soll mit der Plattform „Exercise is Medicine“ ein besserer Zugang zu den Gremien der Europäischen Union und der Bundesregierung, insbesondere zum Bundesministerium für Gesundheit und zum Bundesministerium für Forschung und Technologie erreicht werden. Parallel hierzu wird die Europäische Gesellschaft für Sportmedizin ihr Konze pt mit „Exercise Prescription for Your Health“ auf den Weg bringen.

Dr. sportwiss. Gisa Falkowski, Ulm
 
Center Manager European Initiative for Exercise in Medicine
University of Ulm, Sport and Rehabilitation Medicin e
Leimgrubenweg 12-14, 89075 Ulm
Phone + 49 0731 500 45360
Fax + 49 0731 500 45303
gisa.falkowski@uniklinik-ulm.de
https://www.exerciseismedicine-europe.eu/
https://exerciseismedicine.org/

 

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention

author: GRR

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