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09
07
2011

Spieluntersuchungen bei Frauen auf hohem nationalen Niveau zufolge liegen die durchschnittlichen Herzfrequenzen während eines 90-minütigen Spiels bei etwa 86 Prozent der maximalen Herzfrequenz (HF max.), Belastungsspitzen sogar bei 98 Prozent.

Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP): Die deutschen Sportärzte (DGSP) informieren vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland (3) Laufleistungen von zehn bis zwölf Kilometern pro Spiel – Eisenmangel tritt bei Spitzenspielerinnen häufig auf

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Die während eines Spiels zurückgelegte durchschnittliche Gesamtlaufstrecke von Fußballspielerinnen liegt im Spitzenbereich bei etwa zehn Kilometern und ist mit den Laufleistungen im Männerfußball vergleichbar. Neben dem Spielniveau sind für die Gesamtlaufstrecke auch Spielposition und taktische Vorgaben entscheidend.

Topspielerinnen im Mittelfeld erreichen durchaus eine Laufleistung bis zu zwölf Kilometer. Überwiegend wird hierbei gegangen oder gelaufen (90 Prozent der Gesamtspielzeit, Laufgeschwindigkeiten weniger als 15 km/h). Sieben Prozent der Spielzeit, entsprechend 20 Prozent der Laufstrecke, liegen im Bereich intensiver Belastungen (Laufgeschwindigkeiten höher als 15 km/h).

Die Fähigkeit, hohe Laufintensitäten im Spiel zu realisieren, charakterisiert wie im Männerfußball entscheidend die Spielstärke der Mannschaft. So wurden bis zu 28 bzw. 24 Prozent längere Laufstrecken im intensiven Laufbereich bzw. Sprint im Vergleich internationaler zu nationalen Topspielerinnen gesehen. Die Anforderungen während eines Spiels werden durch Messung der Herzfrequenz gut abgebildet.

Spieluntersuchungen bei Frauen auf hohem nationalen Niveau zufolge liegen die durchschnittlichen Herzfrequenzen während eines 90-minütigen Spiels bei etwa 86 Prozent der maximalen Herzfrequenz (HF max.), Belastungsspitzen sogar bei 98 Prozent. In Abhängigkeit vom Leistungsniveau wird die maximale Sauerstoffaufnahme als Kenngröße der aeroben Leistungsfähigkeit zwischen 38,6 – 57,6 ml/kg/min gemessen.

Je nach Trainings- und Spielbelastungen sind funktionelle und strukturelle Anpassungen des Herz- Kreislaufsystems zu beobachten. Eigenen Untersuchungen zufolge sind bei Spitzenspielerinnen in bis zu 87 Prozent funktionelle EKG-Veränderungen erkennbar, die als trainingsbedingte Veränderungen zu werten sind. Am häufigsten sind dabei Bradykardien mit Herzfrequenzen kleiner als 60/min zu sehen, in Einzelfällen werden auch Ruheherzfrequenzen kleiner als 40/min gemessen.

Die Ausbildung eines Sportherzens stellt eine strukturelle Veränderung dar und beschreibt eine physiologische
Vergrößerung des Herzens. Hiervon müssen Herzvergrößerungen als Folge pathologischer Veränderungen eindeutig abgegrenzt werden. Die Herzgröße wird echokardiografisch bestimmt. Bei weiblichen Sportlern wird der Normbereich zwischen 9 – 11 ml/kg (Grauzone bis 12 ml/kg) angegeben. Bei Topspielerinnen wurden in einer eigenen Untersuchungsreihe im Mittel Herzvolumina von 11,9 +/- 1,06 ml/kg berechnet, die somit im Bereich einer beginnenden Umformung zum Sportherzen liegen. 38,5 Prozent der Spielerinnen erfüllten dabei die Kriterien eines Sportherzens (Herzgröße größer als 12 ml/kg).

Die Untersuchung des Eisenstoffwechsels hat bei Athletinnen eine besondere sportmedizinische Relevanz. Eisen hat direkt und indirekt Auswirkungen auf den Energiestoffwechsel, so dass ein Eisenmangel im Sport zu einer verminderten Leistungsfähigkeit und verlängerten Regenerationszeiten führen kann. Ein Eisenmangel stellt den häufigsten Mangel eines einzelnen Nährstoffs dar. Schwedische Nationalspielerinnen wiesen im Vorfeld einer Weltmeisterschaft zu 50 Prozent einen Eisenmangel auf, bei 25 Prozent waren Veränderungen des Blutbildes im Sinne einer Anämie auffällig. Dies verdeutlicht die Bedeutung des Eisenstoffwechsels und die Notwendigkeit regelmäßiger Untersuchungen im Spitzenbereich.

Dr. Ulrich Schneider, Hellersen
 
 
www.dgsp.de

(Zum Autor: Dr. Ulrich Schneider, ist am 10. März 1968 geboren. Er ist Facharzt für Innere Medizin mit den Zusatzbezeichnungen Sportmedizin/Chirotherapie und arbeitet seit Februar 2000 in der Sportklinik Hellersen als Oberarzt in der Abteilung Sportmedizin/Innere Medizin. Er begleitet die Frauenfußball-Nationalmannschaft bei den jährlichen medizinischen Untersuchungen.)

Auskunft erteilt:
Dr. med. Ulrich Schneider

Abteilung Sportmedizin
Sportklinik Hellersen
Paulmannnshöher Str. 17
58515 Lüdenscheid
Tel.: 02351/945-2284
Fax: 02351/945-2283
Email: ulrich.schneider@hellersen.de

 

DGSP im Kurzportrait:

Die 1912 gegründete Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) ist die zentrale ärztliche Institution auf den Gebieten der Sportmedizin sowie der Gesundheitsförderung und Prävention durch körperliche Aktivität. Neben der Förderung von sport- und präventivmedizinischer Forschung, Lehre sowie Fort- und Weiterbildung setzt die DGSP viele Projekte zur Erhöhung der Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung um. Sie ist die Vereinigung der 18 Landesverbände für Sportmedizin und mit ihren 9000 Mitgliedern eine der größten wissenschaftlichmedizinischen Fachgesellschaften in Deutschland. 2012 feiert die deutsche Sportmedizin ihr einhundertjähriges Bestehen.

Dem Präsidium gehören an: als Präsident Professor Dr. Herbert Löllgen (Remscheid), als Vizepräsidenten Dr. Ingo Tusk (Frankfurt am Main), Hubert Bakker (Bremen), Professor Dr. Klaus Völker (Münster), Professor Dr. Peter Bärtsch (Heidelberg), Professor Dr. Klaus-Michael Braumann, als Generalsekretär Professor Dr. Rüdiger Reer (beide Hamburg), als Präsidiumsbeauftragte Professor Dr. Aloys Berg (Freiburg), Professor Dr. Dr. Winfried Banzer (Frankfurt/M), Privatdozentin Dr. Ulrike Korsten-Reck (Freiburg) und als Ehrenpräsidenten Professor Dr. Dr. Wildor Hollmann (Köln) und Professor Dr. Hans-Hermann Dickhuth (Freiburg).

author: GRR

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