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15
08
2008

Mindestens drei Interview-Anfragen des Staatsfernsehens CCTV liegen auch schon beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) vor

Der Stress nach dem Glück – Chinesische Journalisten reißen sich um die Olympiasiegerin und Sinologie-Studentin Britta Heidemann – Von Benedikt Voigt, Peking, im Tagesspiegel

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Irgendwann hatten es die chinesischen Journalisten von der Zeitung „Titan Sports“ geschafft. Sie hatten Britta Heidemann aus dem mit Spanbrettern abgetrennten Pressekonferenzraum im Hotel „Kempinski“ gelotst und lenkten sie ein Zimmer weiter. „Aber nur fünf Minuten“, sagte die mit Trainingsjacke und Radlerhose bekleidete Fecht-Olympiasiegerin. Der Marketingchef des Deutschen Hauses schickte dem Trio zur Sicherheit eine Helferin hinterher. Mit der Anweisung: „Verlier sie nicht aus den Augen!“

Britta Heidemann hatte sich schon vor den Olympischen Spielen nicht über zu wenig Aufmerksamkeit beklagen können. Nach ihrem Olympiasieg mit dem Degen vom Mittwoch brach das Interesse endgültig über sie herein. Als Sinologie-Studentin, die fließend Chinesisch spricht, ist sie nicht nur für deutsche Medien interessant. „Schon am Morgen um kurz nach sieben haben die Chinesen angerufen“, sagte Heidemann.

Mindestens drei Interview-Anfragen des Staatsfernsehens CCTV liegen auch schon beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) vor. Weil der Florettfechter Benjamin Kleibrink ebenfalls Gold gewann, haben die Fechter den bisher größten Erfolg einer deutschen Sportart in Peking gefeiert. „Wir haben den Vorwurf widerlegt, dass die deutschen Fechter bei großen Ereignissen nicht siegen können“, sagte Claus Janka, Sportdirektor des Deutschen Fechterbundes. Ein Erfolg, der sich für seinen Verband finanziell auszahlen dürfte.

„Das ist viel wert, aber in Euro kann man das noch nicht beziffern“, sagte Janka. Intern habe der Verband mit zwei Medaillen geplant. Jetzt könnte im Florett-Mannschaftswettbewerb der Frauen sogar noch eine weitere folgen. „Wir haben uns als Fechtnation zurückgemeldet“, sagte Heidemann. „Wir haben viele Charaktere, die man gut vermarkten kann.“ Sie besitzt sogar zwei Manager, einen deutschen und einen chinesischen.

Die finanzielle Unterstützung für den Sportstudenten Kleibrink ist hingegen noch ausbaufähig. Neben der Sporthilfe, der Sportstiftung Nordrhein-Westfalen und der Bürgerstiftung Bonn weist seine Homepage den Optiker Maus aus Moers als Förderer aus. „Die Goldmedaillen sind sehr wichtig für unseren Verband“, sagte Kleibrink, „was bei der Vermarktung rauskommt, müssen wir abwarten.“

Vor Olympia hatte auch die Degenfechterin und bekennende Lesbe Imke Duplitzer mit chinakritischen Äußerungen Schlagzeilen gemacht. Sponsoren führte ihr die Kritik nicht zu, zumal sie auch noch vorzeitig ausgeschieden war. „Wer soll mich sponsern“, fragte sie. „Amnesty International? Die Lesben- und Schwulenbewegung hat leider auch nicht viel Geld.“ Sie schied im Viertelfinale aus.

Dass Medieninteresse auch schaden kann, hatte Heidemann im April bei der Mannschafts-WM in Peking erlebt, bei der sie schlechte Leistung gebracht hatte. „Zuvor habe ich es mit den Medienterminen übertrieben“, sagte sie. Diesmal zog sie sich ins olympische Dorf zurück.

Auch ihr Chinesisch hatte bis zum Olympiasieg leiden müssen, einen geplanten Auffrischkurs belegte sie mangels Zeit nicht mehr. Am Donnerstag reichte es aber noch locker zum Übersetzen einer Schlagzeile aus einer chinesischen Zeitung in eigener Sache. Heidemann sagte: „Da steht: Die hübsche deutsche Olympiasiegerin, die Chinesisch spricht.“

Von Benedikt Voigt, Peking, im Tagesspiegel, Freitag, dem  15.08.2008

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