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20
09
2015

John Kunkeler - die "Allzweckwaffe" beim BERLIN-MARATHON ©Horst Milde

Der Musik-Marathon beim BERLIN-MARATHON – Der Macher John Kunkeler im Interview

By GRR 0

Die Strecke des BMW BERLIN-MARATHON ist gleichzeitig Bühne für ein fast durchgängiges Live-Konzert. Alle 500 Meter spielt eine der insgesamt 80 Bands, schiebt die Läufer vorwärts und ist attraktiver Anziehungspunkt für viele begeistert mitgehende Zuschauer.

Kein anderer Marathon dieser Größenordnung bringt über 1.000 Musiker auf die Beine. Highlights sind die Sambaband am Wilden Eber, die türkische Rockband am Kottbusser Tor und die Jazz Big-Band am Yorkschlösschen in Kreuzberg. Kaum ist der Sound einer Gruppe verklungen, kommt auch schon der nächste Trommelwirbel in Hörweite und wird lauter.

Wer Glück hat, bekommt beim Zieleinlauf vor den prall gefüllten Tribünen sogar sein ganz persönliches Stück aufgelegt. In 80 Takten durch Berlin: Ein Klang- und Lauf-Erlebnis, dass noch ganz lange und tief nachhallt.

Eine Auswahl von 40 der insgesamt 80 Bands finden Sie auf der interaktiven Streckenkarte.

Interview mit John Kunkeler

John Kunkeler

Wie alles begann, wie es sich entwickelte, was die Kniffe bei der Organisation, die Tücken bei Beschwerden sind – all das erfahren Sie im Interview mit John Kunkeler, dem Initiator des Musikmarathons.

Seit wann gibt es den Musikmarathon?

Ende der 80er-Jahre lag der Platz am Wilden Eber noch bei Kilometer 35. Für viele Läufer ist das der Knackpunkt, wo der berühmte Mann mit dem Hammer lauert. Um die Marathonis zu motivieren und weiter anzutreiben wurde eine Trommelgruppe aus Detmold engagiert. Zum Rhythmus tanzten dann noch Cheerleader direkt auf der Strecke und feuerten die Läufer an.

So wurde der Wilde Eber zu einem der Highlights der Berlin-Marathon-Strecke.

Als es Differenzen gab, was die unterschiedlichen  Bekleidungssponsoren der Detmolder Gruppe und des Berlin-Marathon anbelangt, sagten wir uns: Das können wir auch alleine mit lokalen Gruppen, die wir dann passend einkleiden. Das war der Startschuss für den Musikmarathon in Berlin.

Wie entwickelte sich der Musikmarathon dann weiter?

Die Idee, den Berlin-Marathon mit Live-Musik an der Strecke für die Teilnehmer und Zuschauer noch attraktiver zu machen, kam hervorragend an. Die Bands, die einmal dabei waren, schwärmten von der tollen Stimmung und meldeten sich gleich wieder fürs nächste Jahr an. Das verrückte Marathonspektakel sprach sich schnell unter den Musikern rum. Es gab immer mehr Anfragen von Bands, die auch mal an die Strecke wollten. Standorte entlang der 42195 Meter gab es schon immer genug. Mit steigender Anzahl gab es jedoch auch viele neue Herausforderungen.

Wie organisierst du die Auftritte der 80 Bands?

Die Samba- und Percussionbands brauchen nur ganz selten Strom. Anders sieht es schon bei den Rock- oder einigen Jazzbands aus, deren Verstärker Saft brauchen. In den meisten Fällen bekommen sie den dann von Bäckern oder Zeitungsläden, die so früh schon auf haben. Hin und wieder hilft ein Anwohner aus. Das alles muss natürlich vorher eingetaktet werden. Die Lärmemission und die Ausrichtung wollen beachtet werden, denn die Anwohner sollen möglichst wenig gestört werden.

Bei einem 42 Kilometer langen Straßenfest gibt es natürlich auch immer wieder Beschwerden, denen man schon vorher aus dem Weg gehen will.

Gottesdienste finden meistens am Sonntagvormittag statt. Auch darauf muss ich achten, wenn ich den Gruppen ihren Standort zuweise. Und auch die Witterung spielt eine große Rolle. Bei schlechtem Wetter hilft ein Hauseingang oder ein BVG Warte-Häuschen. Da Berlin schon einige sehr feuchte Marathons gesehen hat, haben sich die erfahrenen Gruppen kleine Partyzelte besorgt, um für alle Regenfälle vorbereitet zu sein.

Nach welchen Aspekten suchst du die Bands aus?

Bei der Auswahl und auch bei der Bezahlung gilt es ein gutes Händchen zu haben. Bei so vielen guten Musikern in der Stadt, ist es für viele schwer, nur mit dem Spielen ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Deshalb versuche ich die Gagen gerecht zu verteilen. Schon etablierte Bands müssen an Orten spielen, die ich ihnen zuweise. Schulbands dagegen bekommen bei der Wahl ihres Standorts Heimvorteil. Viele Gruppen haben auch logistische Probleme und Schwierigkeiten ihren Platz zu erreichen. Da muss man dann oft schnell eine kreative Lösung finden.

Was sind die kuriosesten Dinge, die passiert sind?

Eine Band, die vor einer Kneipe spielte, traf wohl nicht ganz den Musikgeschmack der leicht übernächtigten Gäste. Ihnen wurde immer wieder eine Runde Molle und Korn angeboten, um sie zu einer längeren Pause zu ermuntern. Bei einer anderen Gelegenheit beschwerte sich ein Polizist über den angeblichen Lärm. Ich bekam einen Anruf von der verzweifelten Bandleaderin und konnte die Sache schlichten. 

Vor einigen Jahren wurde die Streckenführung wegen einer Baustelle mal wieder kurzfristig geändert. Eine Band, die schon immer an derselben Stelle stand, wunderte sich am Marathontag über die Stille in der Straße und wie leicht sie diesmal durch die Verkehrsabsperrungen kamen. Es klärte sich dann in letzter Sekunde auf und sie fanden sich doch noch kurz vorm Eintreffen des ersten Läufers am vorgesehenen Spielort ein. 

Wie wird es weiter gehen?

2012 haben wir zum ersten Mal eine Truppe, die extra aus dem Ausland anreist. Auf dem Strausberger Platz werden 60 Trommler der dänischen Band Slagkraft spielen. Die Dänen sind mit über 5.000 Läufern das mit Abstand größte internationale Teilnehmerfeld. Die Sprache und die Farben rot-weiß prägen an vielen Punkten der Strecke das Bild. Wenn wir in Zukunft auch immer mehr Bands aus dem Ausland hier zu Gast haben, werden wir unserem Anspruch als internationaler Marathon und weltoffener Stadt immer mehr gerecht. Das wäre eine sehr schöne Entwicklung.

Jazz-Club SchlotJohn Kunkeler, geboren 1947 in Dordrecht bei Rotterdam, kam mit 22 Jahren der Liebe wegen nach Berlin. Er studierte Politologie und Romanistik an der Freien Universität und arbeitete als  Französischlehrer. Nachdem er zwölf Jahre Vorsitzender der Leichtathletikabteilung des BSV 92 war und sechs Jahre lang das BSV Sportcasino Wilmersdorf führte, verschlug es ihn Mitte der 90er-Jahre vollends in die Gastronomie.

Er eröffnete zusammen mit seinem Lauffreund Stefan Berker den Jazz-Club Schlot, der im Jahr 2000 in die Edison-Höfe nach Mitte zog. 1996 wechselte er zum Sport-Club Charlottenburg, wo er unter anderem als Coach tätig ist. John Kunkeler war beim Musikmarathon von der ersten Stunde an dabei. Er ist Kopf und Macher in einer Person und organisiert alle 80 Bands ehrenamtlich. Selbst passionierter Langstreckenläufer, lief er seine Bestzeit von 2:26:47 h im zarten Marathonalter von 42 Jahren. Er ist beim BMW BERLIN-MARATHON auch noch für die Streckenvermessung und die Organisation der Zug- und Bremsläufer zuständig.

Quelle: BERLIN-MARATHON

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