Steffny hält am 25. April um 15 Uhr in der Gemeindehalle in Altbach den Vortrag „Laufend in Form – fit für den EZ-City-Lauf“.
„Der gesunde Menschenverstand hilft einem weiter“ – Herbert Steffny hält am 25. April in Altbach den Vortrag „Laufend in Form – fit für den EZ-City-Lauf“
Wer jetzt erst anfängt, sich auf den EZ-City-Lauf um den Sport-Flöss-Pokal am 5. Juli vorzubereiten, wird es schwer haben, die zehn Kilometer lange Strecke problemlos zu schaffen. „Dann müsste er schon viel Talent mitbringen“, sagt Herbert Steffny im Gespräch mit Andreas Müller.
Steffny hält am 25. April um 15 Uhr in der Gemeindehalle in Altbach den Vortrag „Laufend in Form – fit für den EZ-City-Lauf“.
Herr Steffny, wenn Sie heute in einem Hotel einchecken, was tragen Sie in der Rubrik „Beruf“ ein?
Steffny: Die fülle ich nie aus. Manchmal denke ich, ich sollte eigentlich Lebenskünstler reinschreiben, was ich auch nicht mache, da ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Ich bin gelernter Diplom-Biologe und Geschäftsführer meiner Firma „Run Fit Fun GmbH“.
Von heute an gerechnet sind es noch 14 Wochen bis zum EZ-City-Lauf. Schafft ein totaler Lauf-Neuling, der noch nie in seinem Leben Sport betrieben hat, durch systematisches Training die zehn Kilometer lange Strecke im Lauftempo zu bewältigen?
Steffny: Dann müsste er schon viel Talent mitbringen. Manche könnten das schaffen, aber viele würden es auch nicht hinbekommen.
Wer das Stichwort Trainingsplan bei einer Suchmaschine im Internet eingibt, erhält über eine Million Ergebnisse. Woran erkenne ich als Neuling einen guten Trainingsplan?
Steffny: Ich würde mich als erstes erkundigen, worin die Kompetenz des Autors liegt. Die wird im Internet sehr häufig verschleiert. Der gesunde Menschenverstand hilft einem weiter. Oft geht es nur darum, irgendwelche Nahrungsergänzungsmittel zu verkaufen.
Welche andere Zielsetzung für einen Lauf-Neuling kann es sonst noch geben außer der Teilnahme an einer Laufveranstaltung oder die Bewältigung einer bestimmten Strecke?
Steffny: Da würde ich zuallererst Wohlbefinden und eine Verbesserung der Lebensqualität nennen. Dazu kommen Abnehmen und die Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems.
Für viele geht es zunächst nicht um Wettkämpfe, sondern um Prävention. Man ist auch Läufer,
wenn man keine Wettkämpfe bestreitet. Ist vor der Aufnahme eines Ausdauer- Trainings unbedingt ein Besuch beim Arzt anzuraten oder kann ich einfach losrennen?
Steffny: Ab 35, 40 Jahre sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden, insbesondere, wenn Risikofaktoren wie Übergewicht, erhöhter Blutdruck oder Rauchen hinzukommen. Ich würde zu einem sporterfahrenen Arzt oder Sportmediziner gehen.
Welche Untersuchungen sollten dabei unbedingt gemacht werden?
Steffny: Ein Belastungs-EKG, um eine Herz-Kreislauf-Erkrankung auszuschließen. Lungenfunktion und Blutwerte sollten ebenfalls untersucht werden. Orthopädische Aspekte spielen natürlich auch eine Rolle.
Was sind die schlimmsten Fehler, die ein Lauf-Neuling begehen kann?
Steffny: Hauptfehler der Einsteiger sind, dass sie zu schnell laufen und zu viel von sich selbst erwarten. Viele sind zu ungeduldig. Der Kopf will viel schneller ein Erfolgserlebnis haben, als es der Bewegungsapparat zulässt. Es braucht Zeit, um in die neue Belastung hineinzuwachsen.
Manche wollen möglichst schnell alles nachholen, was sie in 20 Jahren versäumt haben.
Je sanfter man einsteigt, umso besser ist das. Die Kraft der Langsamkeit, Geduld und Kontinuität müssen gelernt werden. Das Einfachste ist es, sich einem Lauftreff anzuschließen. Dort gibt es erfahrene Lauftreffleiter.
Eine der häufigsten Ausreden, warum kein Sport betrieben wird, ist der Zeitfaktor. Wie integriere ich meine Laufeinheiten am besten in das Alltagsleben?
Steffny: Wer trotz Übergewicht und Herzkreislaufbeschwerden keine Zeit für seine Fitness aufbringt, muss sein Lebensmanagement durchforsten. Es gibt Zeitdiebe, die man entrümpeln kann. Drei Mal laufen pro Woche kostet einen fünf Stunden, inklusive Duschen und Umkleiden. Was man an Lebensqualität dazugewinnt, rechtfertig diesen Aufwand allemal. Laufen ist eine prima Auszeit und Kompensation gegen Stress. Der ehemalige Außenminister Joschka Fischer ging erst fünf Mal in der Woche in die Kneipe, dann stattdessen drei Mal in der Woche laufen und schrieb dabei seine Reden. Er ist ein gutes Beispiel in Sachen Zeitmanagement,
auch wenn er jetzt leider nicht mehr läuft.
Ein großes gesellschaftliches Problem, das Milliarden an Kosten verursacht, ist die Tatsache, dass Kinder immer dicker werden. Ist Ausdauersport für Kinder sinnvoll oder steht hier eher eine umfassende motorische Grundausbildung im Vordergrund?
Steffny: Der Mensch ist von Natur aus Ausdauersportler. Früher mussten auch Kinder kilometerweit marschieren. In einem bestimmten Zeitfenster, also im Alter von drei, vier bis 16 Jahren, sollten aber unbedingt die Koordination und Schnelligkeit geschult werden. Ich halte nichts von Laufkinderstars, die schon sehr früh Marathon laufen. Von denen ist noch nie jemand in die Weltspitze gerannt. Schon im Kindergarten sollte Ernährungswissen und Bewegung spielerisch geschult werden. Warum das von staatlicher Seite nicht umgesetzt wird, ist mir schleierhaft.
Sollten Kinder überhaupt an einem Laufwettbewerb teilnehmen oder hat das auch wieder etwas mit Leistungsdruck zu tun, den man von Jugendlichen angesichts der wachsenden schulischen Anforderungen fern halten sollte?
Steffny: Der Wettstreit gehört dazu. Wenn diese Wettkämpfe kindgerecht sind, kann das zur Teambildung beitragen. Eine Schulstaffel ist eine tolle Sache. Aber entscheidend ist, dass Kinder möglichst viele Sportarten ausüben.
Sie haben zusammen mit Dr. Wolfgang Feil ein neues Buch „Die Lauf-Diät“ herausgebracht. Schon wieder ein Diät-Buch, die es zuhauf auf dem Markt gibt. Was ist das Neue an dieser Diät?
Steffny: Hinten auf dem Buch steht, dass es eigentlich kein klassisches Diätbuch ist. Es geht um Bewegung und um eine Ernährungsumstellung bis hin zum „Gourmetläufer“. In dem Buch werden viele Vorurteile abgebaut. Zum Beispiel, dass Sport eine Qual ist und gesunde Küche fade. Bei den Rezepten geht es um eine mediterrane und asiatische Küche. Einen knackigen Po und ein gesundes Herz kriegt man nicht vom Hungern und natürlich soll niemand dazu gebracht werden, bei dieser idiotischen Castingshow von Heidi Klum anzutreten.
Ist es überhaupt sinnvoll, gleichzeitig mit dem Einstieg in den Sport auch noch eine Diät zu machen?
Steffny: Das Buch wird wohl eher von denen in die Hand genommen, die mit einer klassischen Diät schon gegen die Wand gefahren sind. Es wird sich nichts ändern, wenn ich nicht selbst etwas ändere. Wir leiten die Umstellung sehr sanft ein. Wenn die Übergänge sehr vorsichtig
sind, passen sich Kopf und Körper sehr schnell und nachhaltig an.
Wie motivieren Sie sich selbst?
Steffny: Das Wissen, dass ich mich nach einem Lauf besser fühle, ist für mich Motivation. So ein Break in der täglichen Arbeit am Schreibtisch tut mir einfach gut. Ich spüre in mir dann das Lauftier.
Wie groß ist Ihr durchschnittliches Wochenpensum?
Steffny: Das kommt ganz darauf an. Wenn ich ein Laufseminar leite täglich, manchmal zweimal täglich. Im Normalfall wenigstens drei Mal in der Woche. Aber ich laufe nicht nur, sondern betreibe auch Skilanglauf und steige auf das Fahrrad.
Was haben Sie heute gefrühstückt?
Steffny: Ich habe nur eine Tasse Kaffee getrunken. Ich muss nämlich gleich zum Zahnarzt.
VORTRAG IN ALTBACH
„Laufend in Form – Fit für den EZCity-Lauf 2009“ lautet das Thema des Vortrags von Herbert Steffny am 25. April (15 Uhr) in der Gemeindehalle in Altbach.
Der Eintritt zu dieser Veranstaltung im Rahmen des zehnjährigen Jubiläums des EZ-City-Laufes um den Sport-Flöss-Pokal ist frei. Karten für diese Veranstaltung können am Montag, 30. März, von 12 bis 14 Uhr bei der Eßlinger Zeitung unter der Telefonnummer 0711/9310-205 angefordert werden.
Pro Anrufer werden maximal vier Karten abgegeben. Eine Kartenbestellung ist auch möglich über www.ez-online.de/ez-city-lauf/vortrag/
ZUR PERSON
Herbert Steffny, geboren 5. September 1953 in Trier, lebt seit 1992 in Titisee im Südschwarzwald. In seiner aktiven Karriere holte er 1986 bei den Europameisterschaften in Stuttgart die Bronzemedaille im Marathon. 13 Mal wurde er deutscher Meister über 10 000 Meter, 25 Kilometer, im Marathon-, Bergund Crosslauf, nahm an Olympischen Spielen teil und war EMund WM-Starter. 1984 erreichte er beim New-York-Marathon mit Rang drei die beste Platzierung eines Teilnehmers aus Deutschland. Der gelernte Diplom-Biologe ist Geschäftsführer der Run Fit Fun GmbH. Seit 1989 hält er Vorträge zum Thema Laufen und Ausdauersport. Seit 2001 ist er AOK-Laufexperte. Große Popularität brachte ihm die Vorbereitung des ehemaligen deutschen Außenministers Joschka Fischer zum Marathonläufer ein.
Andreas Müller in der Eßlinger Zeitung