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03
02
2022

Olympische Winterspiele Peking 2022 - Logo: LOC/IOC

Der Fall Claudia Pechstein -Die deutschen Olympia-Starter wollten eine andere Fahnenträgerin – Von KLAUS BLUME

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Claudia Pechstein und Francesco Friedrich tragen am Freitag, 4. Februar, bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Peking die deutsche Fahne ins Olympiastadion.

Die 49 Jahre alte Eisschnellläuferin und der 31-jährige Bobpilot bekamen addiert die meisten Prozent der Stimmen bei der Abstimmung durch die Athleten des Team Deutschland und der Öffentlichkeit.“ So die amtliche Mitteilung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

„Es ist eine riesige Ehre für mich“, jubelte Claudia Pechstein. Doch, wie wir erfuhren, habe so mancher im deutschen Olympiateam gesagt: „Das ist eine Schande.“ Zumal die deutschen Olympia-Starter zu 49,4 % der Meinung waren, nicht die 49jährige Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, sondern die 25jährige Snowboard-Fahrerin Ramona Hofmeister solle die deutsche Fahne ins Olympiastadion tragen. Sie stehe für Zukunft, für Hoffnung.

Gerademal 36,14 % im Team stimmten für Claudia Pechstein. Mag sein, dass dabei auch deren Doping-Vergangenheit eine Rolle gespielt hat. Klar, so manche, habe sie bei ihren bisherigen Olympia-Einsätzen fünfmal Gold und jeweils zweimal Silber und Bronze gewonnen – doch das sei Vergangenheit.

Wo stehe sie denn heute?

Ziemlich weit hinten. Denn zum Weltcup-Auftakt der olympischen Saison in Polen belegte sie über 3000 Meter gleichmal den letzten Platz – mit über 15 Sekunden Rückstand auf die holländische Siegerin Irene Schouten.
Beim Weltcup in Salt Lake City schaffte sie über 3000 Meter Platz 13, in der B-Gruppe.
Beim Weltcup in Norwegen reichte es im B-Lauf über 5000 Meter nur zum siebten Rang.
Bei der Europameisterschaft in den Niederlanden kam sie über 3000 Meter über Platz 7 nicht hinaus.
Beim Weltcup in Calgary erfüllte sie endlich, mit Ach und Krach – mit Rang 11 im Massenstart – die Olympianorm für Peking.

Keine Frage, Claudia Pechstein wird in Peking über einen 15. Platz jubeln, als sei es ein Sieg; doch im Grunde wird auch das alles ähnlich peinlich sein, wie ihre krachende Wahl-Niederlage für die CDU in Köpenick gegen den Vorzeige-Linken Gregor Gysi.

Verloren gegen Claudia Pechstein – um die Wahl der Fahnenträgerin bei Olympia – hat Ramona Hofmeister, 25, aus Bischofswiesen, die derzeit weltbeste Snowboarderin. Bei den Spielen 2018 in Südkorea gewann sie schon Bronze im Parallel-Riesenslalom; im letzten Winter holte sie die Gesamt-Weltcupsiege im Parallel- und im Parallel-Riesenslalom. Mit ihrem zweiten Platz vor vier Wochen beim Weltcup in Bad Gastein untermauere sie ihren Anspruch auf Olympia-Gold.

Doch die breite Öffentlichkeit kennt Ramona Hofmeister so gut wie gar nicht – das ist zwar ein Jammer, aber kann sich kaum ändern. Denn das Wissen um unsere besten Sportler ist nun einmal sehr gering. Die „Snowboard-Queen“, so die Münchner „Abendzeitung“, sagt zwar, es wäre „ein riesiger Traum, in Peking eine Medaille zu gewinnen“, doch dessen ungeachtet, tritt sie stets unter dem Motto an: „Kein Druck, nur Leidenschaft“ – und dazu immer mit einem brauchbaren Hinweis in Sachen Kochen oder Backen. Sie mit diesem: „Mit ein paar geriebenen Äpfeln kann auch ein trockener Sandkuchen schön saftig werden.“

Krasser können die Gegensätze gar nicht sein. Aber wer hat‘s gemerkt?

Klaus Blume
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