
Der DOSB KOMMENTAR von Prof. Detlef Kuhlmann - Aktive Integrationsarbeit in den Sporthallen ©DOSB
Der DOSB KOMMENTAR von Prof. Detlef Kuhlmann – Aktive Integrationsarbeit in den Sporthallen
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat auf seiner 12. Mitgliederversammlung am 5. Dezember 2015 in Hannover eine Erklärung über „Flüchtlinge in Sportdeutschland“ einstimmig verabschiedet.
Darin bekennen sich die Mitgliedsorganisationen zu ihrer integrationspolitischen Mitverantwortung in der derzeitigen Flüchtlingssituation.
Auch die Sportvereine – so heißt es im Wortlaut weiter – heißen Flüchtlinge willkommen und bieten ihnen im Rahmen ihrer Möglichkeiten Unterstützung und Orientierung. In der DOSB-Erklärung ist aber auch davon die Rede, dass „die Belegung von Sporthallen mit Geflüchteten als letzte Notlösung zu verstehen und deren Zweckentfremdung auf ein unvermeidbares Minimum zu beschränken“ ist – nicht zuletzt auch mit Blick auf den Schulsport, der neben dem Vereinssport auf überdachte Sportstätten angewiesen ist.
Rund 60 Prozent der Sportvereine sind in der Integrationsarbeit tätig. Darauf hat DOSB-Präsi-dent Alfons Hörmann auch auf dem Neujahrsempfang des Dachverbandes des deutschen Sports am Montag in Frankfurt hingewiesen und wiederholt: Selbstverständlich steht der Sport hier im Notfall zur Verfügung; doch dauerhaft benötigen wir die Sporthallen aber auch, um aktive Integration umzusetzen.
Das sieht auch die Politik ein. Allen düsteren Schlagzeilen zum Trotz, die der Sport derzeit vor allem international produziert, wird die verdienstvolle gesellschaftspolitische Arbeit vor allem der Sportvereine stets herausgehoben.
In Frankfurt versicherte auch der der hessische Minister des Innern und für Sport, Peter Beuth, die Sportverbände der Unterstützung der Politik, „weil sie bei der Integration von Flüchtlingen unfassbar viel leisten“. Das müsse noch mehr anerkannt und geschätzt werden. Beuth gab seiner Hoffnung Ausdruck, „dass wir in den nächsten Wochen auch die Sporthallen wieder freigeben können, damit der Sport seine ganze integrative Kraft entfalten kann“.
Überall im Land sind derzeit Sporthallen mit Flüchtlingen belegt oder werden als Notunterkünfte gerade vorbereitet. Auch Berlin, wo momentan in rund 50 Sporthallen insgesamt etwa 10.000 Menschen untergebracht sind, kommt das politische Signal, dass man künftig auf eine solche Belegung verzichten will. Mehr noch: Es werden finanzielle Mittel in Höhe von 1,5 Millionen für den Schulsport zur Verfügung gestellt, damit den Schülerinnen und Schülern Alternativen angeboten werden können.
Auch der Vereinssport wird kurzfristig mit einem Fond von einer Million Euro ausgestattet. Mit diesen Mitteln können auch notwendige Restaurierungsarbeiten in den Sporthallen aufgrund der sportfremden Nutzung in Auftrag gegeben werden.
Wenn dem so ist, erscheinen die zwischenzeitlich als Notunterkünfte für Flüchtlinge (aus)gedienten Sporthallen bald im neuen Glanz, weil z.B. sanitäre Einrichtungen erneuert und weil neue Geräte für die Sportpraxis installiert bzw. angeschafft wurden. Schulsport und Vereinssport bedanken sich, weil das zu einer Steigerung der Attraktivität ihrer jeweiligen Angebote beiträgt – zumal wenn das Schul- bzw. Pausengelände rund um eine Sporthalle gleich mit saniert und so noch spiel- und bewegungsfreundlicher ausgelegt werden kann.
Dann könnten sogar – um in Berlin zu bleiben – die 21 vom dortigen Landessportbund als Übungsleiter/innen gerade ausgebildeten jungen Flüchtlinge gleich „vor Ort“ den Sport mit ande-ren Interessierten ausprobieren, über dessen Inszenierung sie während des Lehrgangs etwas gelernt haben.
Aus den Sporthallen als Notunterkünfte für Flüchtlinge könnten so zukünftig schöne „Sport-Camps“ für alle entstehen! Eine Frage bleibt: Hat jemand etwas dagegen, wenn das in ganz „Sportdeutschland“ bald der Fall sein würde?
Prof. Detlef Kuhlmann
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