Von der Beständigkeit der Bestandserhebung - Prof. Dr. Detlef Kuhlmann ©DOSB
Der DOSB KOMMENTAR – Von der Beständigkeit der Bestandserhebung – Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
Alle Jahre wieder … veröffentlicht der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) eine Bestandserhebung über die Mitgliederentwicklung in seinen Mitgliedsorganisationen – fein aufgegliedert nach, Landessportbünden und nationalen Spitzenverbänden, nach männlichen und weiblichen Altersgruppen etc.
Seit Jahren geschieht dies auch im Internet auf der Homepage des DOSB „online“, aber ebenso noch in gedruckter Form als chic aufgemachte Broschüre. Das derzeit aktuelle Heft im Format DIN 5 mit dem Titel „DOSB-Bestandserhebung 2011“ umfasst 14 Seiten mit Stand vom November 2011 und ist erschienen in einer Auflage von 700 Stück.
Auch die Vorgängerorganisation des DOSB hat alle Jahre wieder solche Bestandserhebungen vorgelegt. Von der Beständigkeit der Bestandserhebung kann also zweifelsfrei die Rede sein. Beständig daran ist aber noch etwas ganz anderes:
Die eigentliche und viel wichtigere Beständigkeit der Bestandserhebung des DOSB besteht nämlich darin, dass die präsentierten Zahlen alle Jahre wieder ein bestehendes Wachstum der gesamten Mitgliederentwicklung beinhalten: Auch wenn das zahlenmäßige Wachstum – gemeint ist die „positive“ Differenz von Zugängen und Abgängen aus allen Mitgliedsorganisationen – von 27.736.026 im Jahre 2010 auf 27.675.461 im Jahre 2011 angestiegen ist und „nur“ 0,14 % ausmacht, bleibt aber immerhin festzuhalten, dass es (noch) ein Wachstum ist.
Dieser erfreuliche Befund, dessen Beständigkeit sich zurückverfolgen lässt, solange es die Bestandserhebungen im DOBS gibt bzw. früher beim DSB gegeben hat, gewinnt umso mehr an Bedeutung, für manche womöglich sogar an Glanz, wenn man ihn in Relation setzt zu den zahlenmäßigen Entwicklungen in anderen (außersportlichen) Massenorganisationen in unserem Land.
Nur mal so nebenbei und zur besseren Einordnung der aktuellen DOSB-Bestandserhebung: Die Zahl der „bekennenden“ Katholiken in Deutschland ist in den vergangenen 20 Jahren von 28 auf 24,6 Millionen, die der Protestanten von 29 auf 24,2 Millionen zurückgegangen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte mal rund 11 Millionen Mitglieder und hat inzwischen fast die Hälfte verloren. Er liegt heute bei 6,2 Millionen. Von den Parteien ganz zu schweigen.
Aber zurück ins eigene Haus: Denn so schön sich die Zahlen des DOSB momentan auch jonglieren lassen, sie dürfen nicht den Blick auf die bestehenden Herausforderungen der Sportorganisationen verschließen – demografische Entwicklungen, kommerzielle Anbieter, soziale Ungleichheit sind nur einige Stichworte, die sowohl national in den Spitzenverbänden als auch regional auf Länderebene und erst recht lokal in den 91.250 Sportvereinen in Deutschland mit den jeweiligen Partizipationsquoten in Beziehung zu setzen sind.
So bleibt am Ende nur die an hoher Gewissheit grenzende Prognose, dass die Bestandserhebung des DOSB auch in 2012 kommt, also beständig bleibt.
Ob die Beständigkeit aber auch weiterhin rein zahlenmäßig für das bislang (historisch konstante) positive Wachstum gilt?
Quelle: DOSB – Prof. Dr. Detlef Kuhlmann – Sportwissenschaftler an der Leibniz Universität Hannover