Tokyo 2020 - Foto: Brett Larner - Japan Running News
Der DOSB KOMMENTAR: Olympische Spiele 2020 der Besonderheit
Heute öffnet das Deutsche Haus seine Pforten. Der Satz klingt nach normalen Olympischen Spielen. Das Deutsche Haus steht schließlich für Begegnung, im Deutschen Haus werden Kontakte geknüpft und Interviews gegeben, im Deutschen Haus wird gefeiert, gelacht, auch mal geweint, wenn der Wettkampf in die Hosen ging.
Doch dieses Mal ist alles ganz anders: Das Deutsche Haus ist kein Treffpunkt bei den Olympischen Spielen, sondern eine Begegnungsstätte im digitalen Raum, es ist das Deutsche Haus Digital, das heute geöffnet wird.
Genau so ist auch alles andere ganz anders in diesem Jahr der verschobenen Spiele. Es ist alles bekannt, die Vorsichtsmaßnahmen, die strengen Regularien, die Einschränkungen, auch die Sorgen. Und dennoch ist gerade bei den Athlet*innen des Team Deutschland kurz vor der Eröffnungsfeier die Vorfreude auf diese Spiele greifbar, obwohl sie so viel anders sind. Olympia-Debütant Robin Benzing, Kapitän des Basketball-Teams, das sich in letzter Minute für Tokio qualifiziert hat, sagte am Sonntag, bevor er ins Flugzeug stieg: „Wir sind so happy, dass wir hier sind. Die Stimmung ist gut, wir lachen nur. Ich bin einfach überglücklich.“ Auch Laura Ludwig, Beachvolleyball-Olympiasiegerin von 2016, die schon zum viertem Mal Olympische Spiele erlebt und also schon reichlich olympisches Flair genossen hat, sagte vor der Abreise, sie empfinde trotz all der Umstände eine absolut große Vorfreude: „Jetzt kribbelt es, weil es bald losgeht.“ Natürlich ist ihr, wie allen Athlet*innen, bewusst, dass das dieses Mal ganz anders wird als sonst.
Das bekannte olympische Gefühl wird fehlen, das ist allen klar. Keine Begegnungen, so wenig Kontakte, dafür so viel Schutz wie möglich. Die Sportler*innen haben aber durchweg die Meinung vertreten, dass sie alle Restriktionen in Kauf nehmen, wenn die Spiele nur stattfinden können, alles sei besser als eine Absage, wenn es irgendwie zu verantworten sei. Es geht eben um große Träume, es geht um viele Jahre der Vorbereitung für das große Ziel, es geht um die Chance, sich sportlich zu verewigen – in vielen Sportarten, die eben in der Regel nicht so im Rampenlicht stehen. Und ja, natürlich geht es auch um Geld, das dem Weltsport, den Weltverbänden und den NOKs ohne die Austragung der Spiele schmerzlich fehlen würde.
Aber im Mittelpunkt stehen die Athlet*innen, dieses Mal vielleicht noch viel mehr als sonst. Unter anderem auch durch die #MeinWeg Kampagne, die der DOSB gemeinsam mit dem Deutschen Behindertensportverband ins Leben gerufen hat. Die Kommunikationskampagne nimmt die Fans in Sportdeutschland virtuell mit dorthin, wo die Olympia-Teilnehmer*innen aufgewachsen sind und wo sie jetzt trainieren, um sich ihren großen Traum in Tokio erfüllen zu können. Somit leben auch die Heimat und das sportliche Umfeld der Protagonist*innen, das große Leistungen erst möglich macht, deren Träume aktiv mit.
Dass auch eine gewisse Form von Sorge mitfährt, vor allem bei den Verantwortlichen, versteht sich von selbst. DOSB-Präsident Alfons Hörmann sagte vor dem Abflug, er sehe seinen Auftrag dieses Mal in erster Linie darin, die Athlet*innen bestmöglich dort hin- und danach auch wieder alle gut und gesund zurückzubringen.
Das ist für das komplette Team das oberste Ziel. Aber natürlich sind alle, die bereits ins Flugzeug nach Japan gestiegen sind oder dies in den nächsten Tagen noch tun, hoch motiviert, dort auch erfolgreich zu sein und die bestmögliche Leistung abzurufen.
Es könnte leicht sein, dass Medaillen oder erhoffte Platzierungen durch die besonderen Umstände in diesen schwierigen Zeiten als noch wertvoller empfunden und noch emotionaler aufgenommen werden als normal. Und durch die digitalen Möglichkeiten ist auch der Fan in der Heimat hautnah dabei.
Ulrike Spitz – in der DOSB Presse