Berlin feierte - vom Fernsehen unbemerkt - das 200jährige Jubiläum des ersten Turnplatzes der Welt - von Zeitgenossen als „Olympische Spiele vor dem Halleschen Thore" bezeichnet.
Der DOSB KOMMENTAR I Olympia in Deutschland – überall lebendig – Prof. Hans-Jürgen Schulke
Der Countdown über die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2018 ist bei der Eins angelangt. Delegationen und Besucher sind in Durban eingetroffen, ein Public Viewing an Bewerbungsstandorten vorbereitet. Trotz Ballack, Bundesligavorbereitung und Blatters Sitzplatz – die Spannung steigt, und die Medien widmen dem Votum der IOC-Vollversammlung an diesem Mittwoch, 6. Juli, ihre ganze Aufmerksamkeit.
Doch ist eine Olympiabewerbung mehr als ein Medienhype. Es bringt auch zum Ausdruck, wie ein Land zur Olympischen Idee steht, ob es die Olympischen Spiele als sportlich-kulturelles Erbe lebt. Dazu hat es in den letzten Tagen und Wochen in dieser Republik merk-würdige Ereignisse gegeben.
Zunächst fand in der Münchener Allianz-Arena mit 25.000 Besuchern ein buntes vorolympisches Event statt mit gängigen Wintersportarten und TV-Übertragung. In diesen Tagen werben die Frauenfußballnationalmannschaft und Fußball-Bundesliga sympathisch wie geschlossen für München 2018 und verdeutlichen damit, dass die verdienstvollste Sportart selbstverständlich Teil der Olympischen Familie ist.
Berlin feierte – vom Fernsehen unbemerkt – das 200jährige Jubiläum des ersten Turnplatzes der Welt – von Zeitgenossen als „Olympische Spiele vor dem Halleschen Thore" bezeichnet.
Aus diesem entstand die weltweite Vereinssportbewegung, die allen Menschen freie und freiwillige Leibesübungen ermöglicht. Coubertin hat das als „Dabei sein ist alles" aufgegriffen. Und am Olympic Day begann der dreitägige dsj-Jugendevent in Burghau-sen, den auch die Bewerbungsgesellschaft München 2018 unterstützte.
Nicht nur dabei, sondern mittendrin waren in diesen Tagen schließlich 3800 Olympioniken mit einer geistigen Behinderung bei ihren regionalen Spielen in Ansbach, Potsdam, Bitburg und Wolfsburg; zwei weitere Spiele werden demnächst folgen. Sie alle werden nach den mit dem IOC abgestimmten Regeln von Special Olympics und seinen Landesverbänden veranstaltet. Mit allem Respekt vor ihren Leistungen, mit großer Anteilnahme an ihrer Freude über gewonnene Medaillen und Bewunderung ihres Mutes sind sie begleitet worden.
Wie sagte doch IOC-Vizepräsident Thomas Bach bei den nationalen Spielen 2010 in Bremen: „Wer den wahren Wert des Sports erkennen will, muss zu den Spielen von Special Olympics gehen." Ganz in diesem Geist hat auch die deutsche Mannschaft jetzt an den Weltspielen in Athen mit Athleten aus 180 Ländern teilgenommen, die am Montag zu Ende gingen.
Ein Land, das seinen geistig behinderten Mitbürgern einen aktiven Platz in der Olympischen Familie bereithält, darf sich zu Recht um die Ausrichtung weltweiter Spiele bewerben.
Prof. Hans-Jürgen Schulke