Die MUT-TOUR durch Deutschland. Zwischenstopp an der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) in Frechen. ©DBS - „MUT-TOUR / Sebastian Burger“
Depression mit Mut und Bewegung begegnen – MUT-LAUF in Berlin am Freitag, 4. AUGUST auf dem Tempelhofer Feld und in Kiel am Sam., 08. JULI 2017
Frechen, 26. Juli 2017. Seit 2012 bewegt sich die MUT-TOUR durch Deutschland, nun machte sie einen Zwischenstopp an der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) in Frechen.
Das Aktionsprogramm hat es sich zum Ziel gesetzt, einen Beitrag zur Entstigmatisierung der Depression als Erkrankung zu leisten. Dafür haben bis 2016 126 depressionserfahrene und -unerfahrene Menschen über 22.000 Kilometer zurückgelegt. Der DBS unterstützt die MUT-TOUR als Bundespartner und freute sich über die Stippvisite in der Bundesgeschäftsstelle.
„Nicht jeder Behinderung oder chronischer Erkrankung liegt eine sichtbare Krankheit oder Einschränkung zugrunde. Auch bei psychischen Erkrankungen spielen Bewegung und Sport eine wichtige Rolle", sagt DBS-Generalsekretär Thomas Urban.
Der DBS biete daher gemeinsam mit seinen Landes- und Fachverbänden spezielle Angebote im Rahmen des Rehabilitationssports an. Rehabilitationssport gebe dabei Menschen mit psychischen Erkrankungen die Möglichkeit, ihre Bewegungsfähigkeit mit Hilfe von speziell ausgebildeten Übungsleitern nachhaltig zu verbessern, erklärt Urban.
Noch bis zum 25. August ist die MUT-TOUR quer durch Deutschland unterwegs – auf Tandems, in Zweier-Kajaks oder zu Fuß beim Wandern werden 3.200 Kilometer zurückgelegt. Die 45 neuen und alten Teilnehmer der diesjährigen MUT-TOUR erleben, wie Sport ohne Leistungsdruck in Kombination mit Struktur, Natur und Gemeinschaft die Stimmung heben kann.
Durch tägliche Interviews mit den Medien vor Ort ist es dem Projekt seit 2012 gelungen, ermutigende Depressionserfahrung und einen unverkrampften Umgang mit dem „D-Wort" in Form von über 1.500 Berichten weiterzugeben.
Der Name ist Programm: Mutige Teilnehmer möchten anderen Menschen Mut machen.
Die Perspektive ist es, einmal in einer Gesellschaft zu leben, in der sowohl betroffene als auch nicht-betroffene Personen angst- und schamfrei mit psychischen Erkrankungen umgehen können.
Trägerverein der MUT-TOUR ist als einziger bundesweit tätiger Betroffenenverband die Deutsche DepressionsLiga. Die BARMER und die Deutsche Rentenversicherung Bund sind Kostenträger.
Bundespartner sind neben dem Deutschen Behindertensportverband die Stiftung Deutsche Depressionshilfe, das Bündnis gegen Depression und der Fahrrad-Club ADFC e.V.
Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Homepage des Deutschen Behindertensportverbandes.
Kevin Müller
Stv. Leitung Kommunikation & Events
Der MUT-LAUF 2017
Der MUT-LAUF ist der Lauf für seelische Gesundheit in Deutschland. Er fand erstmals 2016 in Berlin statt – und war ein voller Erfolg!
2017 kommt der MUT-LAUF daher nicht nur in die Hauptstadt, sondern auch nach Kiel. Weitere Orte sind in Planung.
Termine 2017 in Berlin und Kiel:
MUT-LAUF in Berlin am Fr., 04. AUGUST 2017 auf dem Tempelhofer Feld.
MUT-LAUF in Kiel am Sam., 08. JULI 2017 auf der Moorteichwiese.
Zur Läuferanmeldung in Berlin.
Zur Läuferanmeldung in Kiel.
Viele weitere Beiträge der Medizin und Sportmedizin finden auf der GRR-website: "MEDIZIN":
"MEDIZIN und SPORTMEDIZIN auf GRR"
Was sind psychische Erkrankungen?
Psychische Erkrankungen können angeboren sein oder auch durch traumatische Erlebnisse oder Situationen entstehen. Genetische Veranlagungen, neurobiologische Defekte und Traumen können u. a. auch Ursachen sein.
Zu der Gruppe der Menschen mit psychischen Erkrankungen, für die Rehabilitationssport auf ärztliche Verordnung in den Sportvereinen angeboten wird, werden Personen mit Neurosen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, psychosomatischen Störungen, Suchterkrankungen, Schizophrenie, Anfallsleiden sowie mit autistischem Syndrom gezählt.
Zurzeit werden von über 40.000 qualifizierten und lizenzierten Übungsleiterinnen und Übungsleitern sowie Trainerinnen und Trainern zahlreiche und vielfältige Sportgruppen in den Behinderten- und Rehabilitationssportvereinen des Deutschen Behindertensportverbandes e.V. (DBS) geleitet. Zu diesen Sportgruppen zählen auch Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Für den Bereich des Rehabilitationssports bei psychischen Erkrankungen gibt es dafür einen eigenständigen Ausbildungslehrgang zum/r „Übungsleiter/in B Rehabilitationssport Psychiatrie“. Dieser berechtigt dazu, im Rahmen des Rehabilitationssports Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen zu leiten. Neben diesem werden im Ausbildungssystem des DBS im Bereich des Rehabilitationssports Ausbildungslehrgänge in noch fünf weiteren Profilen angeboten: Orthopädie, Innere Medizin, Sensorik, Neurologie und Geistige Behinderung. Es ist zu vermuten, dass sich oftmals auch in allen, von den ausgebildeten Übungsleitern/innen durchgeführten Angeboten, Menschen mit zumindest psychischen Belastungen befinden. Denn häufig birgt eine Behinderung auch eine psychische Komponente, beispielsweise die Herausforderung allgemein mit der Behinderung im Alltag umzugehen. U.a. auch aus diesem Grund wird der Bereich Psychologie bereits im Grundlagenbereich der Ausbildung im DBS, welchen jede/r Übungsleiter/in durchlaufen muss, in seinen Grundzügen verpflichtend thematisiert.
Fakten
Aus einer Studie geht hervor, dass fast die Hälfte der Patienten/innen beim Eintreten einer Erkrankung bzw. Behinderung zumindest unter psychischen Belastungen leidet. Psychische Störungen treten bei rund 20 Prozent auf (Härter et al. 2007). Psychische Komorbidität (Begleiterkrankung) ist zudem häufig: Jede(r) Fünfte in der Rehabilitation hat mindestens eine, jede(r) Zwölfte mehr als eine psychische Störung. Angst und Depression stehen im Vordergrund: Die häufigsten Diagnosen waren depressive Störungen und Angststörungen. Das Erkennen und gezielte Behandeln der psychischen Komorbidität rückt somit auch mehr und mehr in den Fokus der Rehabilitationswissenschaft.1
Genauere Zahlen zum Auftreten von Depressionen und wahnhaften Störungen in der Gesamtbevölkerung liefert der BARMER GEK Arztreport. Danach werden schätzungsweise etwa 6,6 % aller GKV-Versicherten bzw. 4,6 Millionen Personen allein der Hierarchisierten Morbiditätsgruppe 58 (HMG 58 – „Depressionen und wahnhafte Störungen“) zugeordnet, orientiert an den Morbiditätsangaben aus dem Jahr 2008. Darunter fallen ca. 1,2 Millionen Männer und ca. 3,4 Millionen Frauen.²
Was sind Depressionen?
PD Dr. Christine Rummel-Kluge, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Geschäftsführerin der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, gibt dazu folgende Informationen:
„Eine Depression ist eine Erkrankung, die man behandeln muss – das wissen viele Menschen nicht. Sie lässt sich klar von normalen Stimmungsschwankungen abgrenzen. So spricht man von einer Depression, wenn zwei der folgenden drei Hauptsymptome länger als zwei Wochen vorliegen: gedrückte Stimmung, Freudlosigkeit und reduzierter Antrieb. Das betrifft alle Lebensbereiche, auch Dinge, die sonst immer Freude gemacht haben: ein Hobby, die Enkel oder Gartenarbeit. Weitere Symptome können Konzentrationsstörungen, schwindendes Selbstwertgefühl, Schlafstörungen und Suizidgedanken sein. Häufig werden im Rahmen einer Depression auch körperliche Beschwerden wie Tinnitus oder chronischer Rückenschmerz verstärkt wahrgenommen.
Betroffene brauchen professionelle ärztliche Hilfe. Ein erster Ansprechpartner kann der Hausarzt oder auch ein Facharzt für Psychiatrie sein.“
Quelle: Deutscher Behindertensportverband – DBS:
Quellen und weiterführende Literatur:
1 DRV&BMBF, 2009, S. 25 f
2 Barmer GEK Arztreport 2010, S. 167