Dr. Erdmute Nieke beim Berliner Halbmarathon 2017 ©Bernd Hübner
Deniz, Freiheit und Frieden – Impressionen vom 37. Berliner Halbmarathon 2017 – Dr. Erdmute Nieke
Heute – Montag, 3. April 2017 – eine neue Meldung in den Medien: Nach sieben Wochen Haft von Deniz Yücel, dem deutsch-türkischen Journalisten, gestattet die Türkei einem deutschen Diplomaten erstmals Zugang zum Inhaftierten.
Gestern begann mein Tag mit dem Überstreifen eines Lauf-Shirts von artiva, mit dem Aufdruck des türkischen Halbmondes und dem schwarzen Schriftzug #FREE DENIZ. Die Firma artiva hatte mir und vielen anderen Läufer*innen (wohl 500) dieses politische T-Shirt zu gesendet.
Beim morgendlichen Fototreffen des LT Bernd Hübner waren wir drei, die nicht im üblichen Hübi-Rot waren. Extra Fotos!!!
Bei meinem fünften Berliner Halbmarathon durfte ich im vorletzten Startblock starten. Viel besser als ganz hinten. Im letzten Jahr kam ich zwischen vielen schnatternden anderen Läufer*innen nicht in meinen Laufrhythmus. In diesem Jahr lief es gut los!
Erstes Highlight: Brandenburger Tor, für mich auch nach fast 28 Jahren Mauerfall, immer noch das Symbol für FREIHEIT. Ich durchlaufe das Tor mit der Botschaft, dass auch Denis Yücel in Freiheit leben und arbeiten darf.
Gleich hinter dem Brandenburger Tor passiere ich ein kleines, aber immer wieder sehr eindrückliches Denkmal: Die Bronze-Plastik des Rufers (1967) von Gerhard Marcks (1889-1981) steht auf dem 17. Juni und ruft zum Tor. Am Sockel lese ich im Vorbeilaufen das Wort FRIEDEN und habe viel Zeit zum Nachdenken.
Hier laufen gerade 34.000 Läufer*innen aus aller Welt und tun dies in Frieden und Freiheit in der vereinten Stadt. Am Start stand neben mir eine Osloerin, die zum ersten Mal in Berlin lief.
Unterwegs überholen mich immer mal wieder Läufer, die den T-Shirt-Aufdruck kommentieren, ausschließlich positiv. Ein Nordfriese bedankt sich sogar, dass ich diese Botschaft über den KuDamm trage.
Der Lauf läuft gut und läuft und läuft. Unterwegs frage ich mich, ob alle Trommlergruppen, die es in Berlin gibt, an der Strecke stehen. Unermüdlich in den verschiedensten Formationen, geben sie Schwung, dazu noch viele andere Musikgruppen, einige kenne ich nun schon. Blackmail steht beim Berlin-Marathon am Südstern, beim Halben treffe ich sie auf dem KuDamm.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mal den unzähligen Helfer*innen zu danken:
Wasserbechergeber*innen, Musiker*innen, Kleiderbeutelbewacher*innen, Sanitäter*innen, Ärzt*innen, Polizist*innen, und, und, und. Diese alle sind die wahren Helden dieser alljährlichen Großveranstaltung, denn ohne diese fleißigen Menschen würde nichts gehen oder laufen. DANKE!
Potsdamer Platz, Wilhelmstraße, Checkpoint Charlie, dreimal laufen wir über die alte Grenzlinie zwischen West und Ost. Wie viele Läufer*innen wohl die Doppelreihe Kopfsteinpflaster auf dem Boden wahr nehmen, die den einstigen Mauerverlauf markieren?
Das Läuferfeld leert sich übrigens irgendwie nie. Selbst beim Abbiegen von der Friedrichstraße in die Leipziger ist es in der Kurve noch ziemlich eng. Zum Glück verhalten sie alle korrekt und verzichten auf Tempo.
Die Leipziger war in diesem Jahr irgendwie kürzer. Mehr Musik und Rückenwind, oder bessere Kondition? Bei Kilometer 20 steht Bernd Hübner und einige aus unserem Lauftreff für die (fast)-finalen Fotos.
Der Zieleinlauf – wie alle Jahre – in hellblau! Das Ziel-Erdinger zischt, der Weg zum Bier dauert etwas.
Was bleibt? Eine Hoffnung: Mögen wir es gemeinsam schaffen, dass alle Menschen überall in FRIEDEN und FREIHEIT laufen und leben können, auch DENIZ YÜCEL.
Dr. Erdmute Nieke
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