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2014

Das Training der Jüngsten beginnt mit einer Prüfung auf Herz und Nieren - Zuerst den Sperling in der Hand – die Taube auf dem Dach fängt man später - Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy ©Horst Milde

Das Training der Jüngsten beginnt mit einer Prüfung auf Herz und Nieren – Zuerst den Sperling in der Hand – die Taube auf dem Dach fängt man später – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

By GRR 0

22. November 2014, © Lothar Pöhlitz – Der längste und vielleicht auch schwierigste Makrozyklus den Trainer zu bewältigen haben umfasst die am besten 4 jährige Phase ständiger Begeisterungskunst in der Schüler-Anfänger systematisch an mehr und besseres Training herangeführt werden sollen.

Zunächst kommen sie 1x wöchentlich, wenn es ihnen Spaß macht vielleicht auch zweimal und die mit Talent und spürbaren Fortschritten gegenüber den Gleichaltrigen bald öfter. Aller Anfang ist schwer und der Trainer braucht viel, sehr viel Geduld und sicher auch eine Portion Gelassenheit. Da müssen die jungen Wilden, die Früh- und Spätentwickler und auch die mit ein paar Kilos zu viel diszipliniert unter einen Hut gebracht werden.

Bald können Leistungsgruppen gebildet werden. Schließlich sind Fortschritte ans immer bessere üben gebunden. Man muss ja heutzutage sehr viel Glück haben wenn die Kinder aus dem Schulsport oder durch die sportlichen Ambitionen der Eltern noch irgendeine Grundfähigkeit – wie z.B. durch viel barfußlaufen – positiv ausgeprägt mitbringen. Sehnen, Bänder und Gelenke sind in der Regel  auf anspruchsvolles Schülertraining nicht vorbereitet und es muss nachgearbeitet werden und Ausdauer ist für zu viele ein Fremdwort. Da haben die Landesverbände eine Riesenaufgabe.

Auch wenn sie sich bei einem Bambini – Lauf hervortaten, dort sogar in der Spitzengruppe angekommen sind, sagt das wenig. Also erinnert man sich am besten an die ersten Fahrstunden zum Erwerb des Führerscheins. Mit Respekt vor dem Fahrlehrer fahren sie zunächst sehr vorsichtig ganz rechts. Genauso verhalten sich die Laufanfänger auf der Bahn um den Älteren nicht im Wege zu stehen und etwas falsch zu machen. Also sollte die Trainer – Devise lauten: Anfänger brauchen viel Vertrauen, Zuwendung und auch das Händchen des Trainers, auch ohne das große „A“ auf dem T-Shirt.

Fitness durch ein vielseitig-zielgerichtetes Übungsprogramm

Aber zuerst die Prüfung auf Herz und Nieren

Training setzt Gesundheit voraus. Deshalb darf am Anfang eine möglichst umfassende sportmedizinische Untersuchung nicht übersehen werden, eine Prüfung auf Herz und Nieren wie es im Volksmund so passend heißt. Vor allem muss das Herz eines zukünftigen Läufers gesund sein und eine Untersuchung beim Kardiologen und Internisten (große Blutanalyse) Auskunft auch über die Ausgangsleistungsfähigkeit geben. Die Eltern werden die Trainer sicher dabei dankbar begleiten.

Die Pumpe, der Motor für eine zukünftige Laufleistung soll eines Tages ausreichend Sauerstoff in die Laufmuskulatur transportieren und zwar mit einem möglichst anwachsenden Schlagvolumen von Jahr zu Jahr. Die maximale Herzfrequenz ist oft sehr hoch und eine der vorrangig zu verbessernden Ausgangsleistungen. Das ist ein langfristiger Prozess in dem immer mehr Zeit mit vielen leichten ausdauer-orientierten Belastungen erforderlich ist.

Vielseitig-zielgerichtet bedeutet dabei die vielfältige, auf die Herzausbildung ausgerichtete Nutzung der Trainingsmittel, wie z.B. aller Ausdauersportarten, Ausdauerspiele, Rad, Schwimmen, Inliner, Skiroller usw. – entsprechend der gegebenen Bedingungen vor Ort.

Leichtes, leises, federndes Laufen auch bei kurzen zügigen Dauerläufen
Die Qualität eines Trainers zeigt sich in der Lauftechnik seiner Läufer

Schon bei den ersten Lauf-Trainingseinheiten sollte die Vermittlung einer anderen Lauftechnik Ziel sein. Der Mittelfuß- und Vorfußaufsatz gehört zur Grundausstattung eines Läufers. Leichtes, federndes, „leises“ Laufen bei dem die anderen der Gruppe nebenan den Fußaufsatz „fast“ nicht hören.

Der Unterschenkel soll nach dem Abdruck bewusst entspannt in Richtung Po geführt werden. Wenn dann nach einigen Kurzversuchen in dieser Technik eine gute Runde im Stadion (400 m) möglich ist, soll auch die zukünftige Ausdauer – Dauerlauf  auf die Verlängerung dieser Art zu laufen ausgerichtet werden.

Besser ist wenn die jungen Läufer zunächst 10 Minuten in „einer Leichtlauftechnik in mittlerer DL-Geschwindigkeit“ zurücklegen können als von ihnen zu früh zu lange zu langsame Dauerläufe zu verlangen bei denen der falsche Fußaufsatz (auf der Ferse) und eine wilde Armarbeit später nur schwer zu korrigieren sind. Spätere Leistungen hängen von Geschwindigkeiten ab die an eine möglichst „beste Technik“ gebunden sind. So könnte Ausdauerschulung immer länger  innerhalb einer Trainingseinheit in einer Kombination mehrerer Ausdauer-Übungsformen bestehen.

Das Laufen macht dabei nur einen Teil aus. Traineraufgabe ist „heimlich“ zu vermitteln, dass die Belastungszeit in Minuten schrittweise verlängert wird und das die Qualität der Bewegungsausführung aller Übungen ein wesentliches Belastungskriterium ist. Abwechslung schafft Anreize für mehr, das kann man ja beobachten wenn Kinder wild Fußball spielen.

Immer mehrere Aufgaben in einer Trainingseinheit lösen

In diesem Altersbereich ist wichtig von Anfang an die jungen Sportler daran zu gewöhnen dass nichts normaler ist als abwechslungsreiches Training. Da können beispielsweise die Techniken der Trainingsübungen der nächsten Wochen erlernt und mit  Beweglichkeitsübungen kombiniert werden, da auch mit mehr Beweglichkeit das Laufen leichter wird. Kraftübungen gegen das eigene Körpergewicht lassen die jungen Sportler spüren dass üben hilft, dass man durch „wiederholen“ mehr Liegestütze oder Kniebeuge oder Hampelmänner oder ……………. schafft als noch vor 4 Wochen.

Auch da ist vielseitig-zielgerichtetes Üben von Anfang an der Schlüssel zum schnelleren Laufen. Es ist in diesem Alter auch nicht falsch wenn man ihnen die Technik des Hürdenlaufens näherbringt.

Da die kombinierte Fuß-, Fußgelenks- und Kniehubkraft die vielleicht wichtigste Voraussetzung für schnelles Laufen, später auf dem Mittelfuß im Dauerlauftraining und auf dem Vorfuß in schnellen Mittel- und Langstreckenrennen ist, sollten 10 Minuten Fußgymnastik zu Beginn jeder Trainingseinheit „luschigen“ Koordinationsübungen vorgezogen werden.

Die Stärkung des Vorfußbereichs, des Fußgewölbes und die Stärkung und Verbesserung der Beweglichkeit im Fußgelenk gehören zu den wichtigsten Ausbildungsaufgaben im Schüler- und frühen Jugendtraining.

Alaktazide Schnelligkeit – sehr kurz und sehr schnell

Auch wenn mit der Fitness der Jüngsten noch nicht die Welt zu erobern ist sollte von Anfang an ein Teil der Übungsstunden auf die schnellen Bewegungen, auf die Entwicklung der alaktaziden Schnelligkeit gerichtet sein. Klar ist dass die Kondition da noch nicht viele Wiederholungen zulässt, da haben 4 – 6 Starts „aus allen Lagen“ über 10 – 20 m und ein „langer Sprint“ (40-60 m) gegeneinander die größte Wirkung.

Parallel dazu kann schon einmal die Technik des Hochstarts gelehrt oder mit einigen kurzen Steigerungsläufen auf dem Rasen mit langen Gehpausen das Gefühl für „richtige Fußarbeit“ vermittelt werden. Dabei sieht der Trainer in der Regel schon früh welcher Athlet mehr „schnellzuckende FT-Fasern“ geerbt hat und welche mit mehr Anlagen für längeres Laufen ausgestattet sind.

Wer Abkürzungen nimmt erreicht  Erfolge später

Haben sie Geduld, versuchen sie nicht ihre Schritte vorwärts mit den Jüngsten zu groß zu machen, verlegen sie die kleinen Wettkämpfe gegeneinander solange ins Training bis sie sicher sind dass der oder die „Kleine“ in einem Wettkampf Spaß hat und zum nächsten Training mit noch mehr Lust und Leidenschaft kommt. Gewöhnen sie sie aber von Anfang an daran dass es im Laufen nicht um „Spielleichtathletik“ sondern um „Laufen nach Zeit“ geht. Ersparen sie den Jüngsten dabei aber die Enttäuschungen und die Tränen.

Sie kommen schneller voran wenn es ihnen gelingt dass sie nach einem großen Lob gern öfter zum Training kommen oder einen Lauf mehr machen. Auch wenn man einmal einen Schritt zurückgehen muss, die Erziehung zum Leistungssportler hängt vom Geschick und Einfühlungsvermögen, vom pädagogischen Geschick des Trainers ab. Sie kommen schneller ihren Zielen näher wenn sie in der Ausbildung keine Abkürzungen nehmen und ihre Jüngsten auch einmal in den Arm nehmen, aber nicht nur die Besten.

Bremsen sie dabei aber nie diejenigen die die Besten sein wollen! Ihr Erbe ermöglicht das und verlangt das sie auch in den nächsten Jahren die Besten sein dürfen, auch durch früher mehr Quantität und höhere Qualität.

Geben sie einfach den etwas schwächeren ein wenig Vorsprung beim nächsten Lauf. Beachten sie aber auch das nicht jede(r)  im Schüleralter so viel verträgt wie Frühentwickler.

Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

Fotos: M.Gauger, Pöhlitz, M.Gauger

Leichtathletik Coaching-Academy

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