Topfavorit beim Los Angeles Marathon 2012: David Mandago (PB 2:06:53). ©Helmut Winter
„Das Boston der Westküste“ – Am kommenden Sonntag startet der 27. Honda Los Angeles Marathon – Helmut Winter berichtet
Seit 2010 läuft man beim Los Angeles Marathon einen Kurs, der vom Höhenprofil dem berühmten Vorbild an der Ostküste verblüffend ähnlich ist. Die Marathonläufe in Los Angeles sowie in Boston haben beide ein zu großes Gefälle, 154 m auf 32 m bzw 149 m auf 3 m, ferner liegen Start und Ziel zu weit auseinander.
Beide Strecken sind somit nicht bestzeitentauglich. Das dürfte am kommenden Sonntag aber nur wenige der 23000 angemeldeten Läufer stören, die sich gegen 7:24 Uhr in der Nähe des Dodgers-Stadium auf die Reise zum Ziel an der Pazifikküste in Santa Monica machen werden. Bereits gegen 7:07 Uhr werden schon die Eliteläuferinnen gestartet sein, die sich nach Kräften mühen, einen Vorsprung bis ins Ziel zu bewahren und damit neben 25000 $ Preisgeld und einem Neuwagen des Titelsponsors im Wert von weiteren 29795 $ eine weitere Summe von 100000 $ für den Kampf „Frau gegen Mann" zu kassieren.
Dieses Handicap-Rennen hat in der Tat seinen Reiz, wurde aber bisher kaum an anderen Orten in dieser spannungssteigernden Variante praktiziert. Und in gewisser Weise kann man sich in Los Angeles die Tempomacher sparen, denn die vorauseilenden Frauen fungieren als „Hasen", die es für die Männer zu jagen gilt. Insbesondere in der Schlussphase wird es spannend, ob der schnellste Mann die erste Frau noch einholt, und die letzten Reserven werden mobilisiert.
Der Erfolg wechselte in steter Regelmäßigkeit, niemals konnte bisher ein Geschlecht den Vorjahressieg wiederholen. Bei der ersten Ausgabe dieses Wettbewerbs 2004 siegte die Russin Pozdniakova (2:30:17) mit 3:54 Vorsprung, 2005 der Kenianer Mark Saina (2:09:35) mit 0:46 und 2006 war es dramatisch knapp, als die Russion Grigoryeva (2:25:10) gerade noch 16 Sekunden Vorsprung auf Benson Cherono (2:08:40) ins Ziel bringen konnte.
Bei der letzten Auflage 2011 lagen die Männer vorne, Markos Geneti aus Äthiopien legte im strömenden Regen einen Lauf durch die überschwemmten Straßen hin, dass es nicht nur den Experten die Sprache verschlug. Beim Debut ein Streckenrekord von 2:06:35 bei diesen Bedingungen war in der Tat außergewöhnlich, auch die erste Frau holte Geneti schnell ein und er nahm seiner Landsfrau Buzunesh Deba noch 2:58 bis ins Ziel ab. Dass Geneti ein Potential für deutlich schnellere Zeiten hat, zeigte er Ende Januar in Dubai, wo er mit grandiosen 2:04:54 Dritter wurde. Geneti ist in diesem Jahr in Los Angeles nicht am Start.
Topstar bei den Männern ist David Mandago mit einer Bestzeit von 2:06:53 als Sechster beim Paris-Marathon 2009. 2006 siegte er in Rom in 2:08:38 und 2008 beim Hamburg-Marathon in 2:07:23. Im Oktober 2008 wurde er Zweiter in Chicago mit 2:07:37.
Gleichfalls bemerkenswerte Bestzeiten haben der Kenianer Elias Kemboi mit 2:07:04 als Dritter in Frankfurt 2010 sowie Gudisa Shentema aus Äthiopien, der 2:07:34 als Vierter in Paris 2008 lief. Dereje Yadete (ETH) geht 2012 bereits zum zweiten Mal an den Start, nachdem er im Januar bei dem schnellen Rennen in Tiberias am See Genezareth mit 2:09:51 als Siebter Bestzeit lief. Der Kenianer Simon Njoroge lief 2:09:46 in Frankfurt 2007, 2010 siegte er in Tiberias (2:11:11) und 2011 in Buenos Aires (2:10:24).
Die schnellsten Vorleistungen bei den Frauen weisen die Äthiopierinnen Misikir Mekonnin (2:25:21, San Diego 2011), Belainesh Gebre (2:26:17, Chicago 2011) und Yeshimebet Tadesse (2:27:45, Dubai 2010) auf.
Das Wetter wird leider auch 2012 nicht ganz so werden, wie man das in Southern California erwarten sollte. Es ist wieder Regen gemeldet, der auch schon im letzten Jahr den Läufern mächtig zugesetzt hatte, da die Straßen in der kalifornischen Metropole nicht für große Wassermengen ausgelegt sind und schnell überfluten.
Dem Sieger des letzten Jahres, Markos Geneti, machte das allerdings nicht viel aus. Der lief um kleine Seen auf den Straßen herum und benutzte dabei zum Teil sogar die Bürgersteige. Und am Ende reichte es trotzdem zum Kursrekord.
Ob jemand so etwas 2012 wiederholen kann, ist aber eher unwahrscheinlich.
Helmut Winter
Elite-Läufer
1 David Mandago KEN 2:06:53
2 Elias Kemboi KEN 2:07:04
3 Gudisa Shentama ETH 2:07:34
4 Simon Njoroge KEN 2:09:46
5 Dereje Yadete ETH 2:09:51
6 Hailu Seifu ETH 2:10:17
Elite-Läuferinnen
F1 Misikir Mekonnin ETH 2:25:21
F3 Belainesh Gebre ETH 2:26:17
F4 Yeshimebet Tadesse ETH 2:27:45
F5 Iwona Lewandowska POL 2:30:38
F8 Everlyne Lagat KEN 2:31:32
F9 Tetyana Mezentseva UKR 2:34:24
F10 Salomie Getnet ETH 2:31:15
F11 Fatuma Sado ETH 2:28:01
Siehe auch den Beitrag über den Honda Los Angeles Marathon auf unserer englischen website:
RUNNING USA – News – Honda LA Marathon Partners with Veterans Groups for 2012 Event
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