2008 Cinque Mulini Milan, Italy Febuary 3, 2008 Photo: Giancarlo Colombo@Photo Run victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET
Crosslauf bei Winterspielen – Neue Wege für Olympia! Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Die Palmen von Sotschi könnten Vorboten gewesen sein. Vielleicht steht den Olympischen Winterspielen eine Modernisierung bevor, von denen sich keiner der Reformer von Monte Carlo eine Vorstellung gemacht hat.
Sebastian Coe, aussichtsreicher Kandidat auf die Präsidentschaft im Welt-Leichtathletikverband IAAF und damit für die Mitgliedschaft im Internationalen Olympischen Komitee (IOC), denkt darüber nach, Querfeldeinläufe zum Teil der Spiele zu machen – der Winterspiele.
Und dabei spricht der Mann nicht von Cross Country auf Langlaufski, sondern von Cross Country mit Spikes.
Seit Jahren wird das Thema mal von diesem Funktionär, mal von jenem Athleten angeregt – und ist von Lamine Diack, dem greisen Präsidenten der IAAF, stets zurückgewiesen worden. Doch neben den Wettbewerben im Stadion und den Läufen auf der Straße gehören auch die Läufe über Stock und Stein zum großen, bunten Programm der Leichtathletik.
Sie haben in Afrika enorme Resonanz, denn sie sind die wahren Wettrennen auf einem Kontinent, auf dem Laufbahnen immer noch ein Luxus und Stadien nicht selten Verschwendung sind.
Wenn schon die absonderlichsten Sportarten trotz abschreckender Gesundheitsrisiken ins Programm der Winterspiele aufgenommen werden, um die Jugend der Welt mit spektakulären Bildern von Flügen, Sprüngen und Stürzen zu bannen, warum dann nicht auch diese Basis allen Wettkampfes? Bei den Sommerspielen ist ohnehin weder Zeit noch Platz dafür.
Wenn sich das IOC mehr als bisher an der Wirklichkeit der Welt orientieren und den Gegebenheiten von Städten und Regionen Rechnung tragen soll, dann gilt das auch für das überholte Diktum, alle Sportarten von Winterspielen müssten auf Schnee oder Eis stattfinden. Selbst für uns Mitteleuropäer bedeutet Winter in Zeiten der globalen Erwärmung nicht mehr weiße Weihnachtslandschaft aus Schnee und Eis, sondern Matsch und Pfützen, braune Wiesen und Schotter.
Genau dies ist das natürliche Habitat des winterlichen Dauerläufers.
Es ist das Gegengift zu all den klimatisierten Hallen und homogenisierten Anlagen mit Kunsteis und Kunstschnee, die der Spitzensport von heute verlangt. Neben seiner Nachhaltigkeit – der ökologische Fußabdruck eines Crosslaufes ist nicht viel mehr als die Summe der Fußabdrücke von Läufern und Zuschauern – wäre der olympische Querfeldeinlauf auch ein Riesenschritt hin zu wirklicher Globalisierung.
Mit einem Schlag wären Langläufer aus dem Atlas und dem ostafrikanischen Hochland nicht mehr Exoten mit bedauernswerter Technik, sondern könnten sich als die Champions präsentieren, die sie sind.
Noch dazu ist Cross ein Symbol: die Fähigkeit, ausgetretene Wege zu verlassen.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Mittwoch, dem 14 Januar 2015
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