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2011

Dr. Dr. med. Lutz Aderhold ©privat

Burn-out- und Übertrainingssyndrom – Dr. Dr. med. Lutz Aderhold

By GRR 0

In den Medien nimmt in letzter Zeit das Thema Burn-out (Ausgebranntsein) einen breiten Raum ein. Auch durch bekannte Namen wie Sven Hannawald, Sebastian Deisler, Robert Enke, Ralf Rangnick u.a. ist die Problematik vermehrt ins Blickfeld gerückt. Heute fühlen sich 12% aller Beschäftigten in Deutschland im Beruf überfordert.

Bisher gibt es allerdings keine einheitliche Definition des Burn-out-Syndroms und auch in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) gibt es diese Diagnose nicht (Kaschka et al. 2011). Die Medizin spricht dann von einem Syndrom, wenn zwar das gleichzeitige Vorliegen von Symptomen bekannt, die Entstehung (Pathogenese) aber ungeklärt ist. Unter Burn-out wird ein Zustand emotionaler Erschöpfung, Depersonalisation und persönlicher Leistungseinbuße verstanden (Maslach 1982).

Obwohl Burn-out in aller Munde ist, so hat es dieses Phänomen doch mit großer Wahrscheinlichkeit schon immer gegeben. Der Begriff Burn-out geht auf den amerikanischen Psychoanalytiker Freudenberger (1974) zurück, der es als Reaktion auf chronischen Stress im Beruf beschrieb. Dabei erweist sich die Symptomatologie (Krankheitszeichen) von Burn-out als sehr komplex und wenig spezifisch (depressiv und ängstlich gefärbte Erschöpfung mit psychosomatischen Reaktionen ohne organischen Befund: Herz-Kreislauf, Magen-Darm, Bewegungsapparat, Immunsystem, Schlaf usw.).

 

Freudenberger (1982) erklärt die Entwicklung eines Burn-out mit einem Phasenmodell (modifiziert):

 

–       Zwang, sich zu beweisen

–       Verstärkter Einsatz, extremes Leistungsstreben („brennen")

–       Überarbeitung mit Vernachlässigung eigener Bedürfnisse und sozialer Kontakte

–       Verdrängung von Konflikten

–       Keine Zeit mehr für nicht-berufliche Bedürfnisse

–       Zunehmende Verleugnung des Problems, abnehmende Flexibilität im Denken/Verhalten

–       Rückzug, Orientierungslosigkeit, Aggression, Zynismus

–       Leistungsverlust, Verhaltensänderung / psychosomatische Reaktionen

–       Verlust des Gefühls für die eigene Person/Bedürfnisse

–       Innere Leere, Angstgefühle, Suchtverhalten

–       Zunehmende Sinnlosigkeit und Desinteresse (Depression)

–       Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Suizidneigung

 

Als Ursachen (ätiologische Faktoren) werden persönlichkeitsbedingte (innere) und umweltbedingte (äußere) Faktoren verantwortlich gemacht (Kaschka et al. 2011). Bei den inneren Ursachen sind zu nennen:

–       hohe Erwartung an sich selbst (Ehrgeiz, Perfektionismus)

–       starkes Bedürfnis nach Anerkennung

–       es anderen immer recht machen wollen, dabei eigene Bedürfnisse unterdrücken

–       nicht delegieren können/wollen

–       Einsatz bis zur Selbstüberschätzung und Überforderung

–       Arbeit als Ersatz für soziales Leben

 

Als äußere Ursachen gelten:

 

–       hohe Arbeitsanforderung, Verantwortung und Zeitdruck

–       schlechtes Arbeitsklima, Mobbing

–       mangelnder Einfluss, wenig Autonomie

–       schlechte Kommunikation

–       Mangel an Feedback

–       Fehlende Unterstützung

 

Es steht eine Reihe von Fragebögen für die Erfassung zur Verfügung. Am häufigsten wird das Maslach Burn-out-Inventar (MBI) verwendet (Maslach et al. 1996). In psychiatrischen Fachbüchern findet man den Begriff Burn-out nicht. Zweifellos liegen Überschneidungen mit bekannten psychiatrischen Diagnosen wie Depression oder Anpassungsstörung vor. Teilweise wird Burn-out auch nur als Risikofaktor für die Entwicklung einer Depression angesehen. Sehr häufig liegen aber alle Kriterien einer Depression vor, wenn von Burn-out gesprochen wird. Nur klingt eben Burn-out einfach moderner und hat nicht diesen stigmatisierenden Charakter wie eine Depression.

Der Begriff wird dann eben als  Ausweichdiagnose benutzt, weil psychische Krankheiten immer noch als Schwäche gelten. Offensichtlich liegt aber bei Burn-out und Depression ein breiter Überlappungsbereich vor. Das Problem liegt einfach darin, dass es zwar Symptomenkataloge für das Burn-out gibt, die neurobiologischen Mechanismen, die dafür verantwortlich sind, aber noch weitgehend ungeklärt sind. Nach funktionellen Untersuchungen der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren (HPA)-Achse sowie verschiedener Neurotransmitter (z.B. Serotonin) und Hormone (Wachstumshormon, Schilddrüsenhormon) scheint die Fähigkeit zu einer angemessenen Stressantwort gestört zu sein.

Im Mittelpunkt der biologischen Depressionstheorien stehen die Neurotransmitter- und Rezeptorstörungen sowie Stresshormonerhöhung. Die auslösende Funktion von Stress für die Entstehung von Depressionen bei bestehender genetischer Disposition gilt heute als wissenschaftlich gesichert (Holsboer 2009).  

Unsere Arbeitswelt hat sich verändert, es liegen eine zunehmende Arbeitsverdichtung, Flexibilisierung und Zeitarbeit mit damit verbundener Unsicherheit vor. Unsere Gesellschaft zeigt eine wachsende Anonymität und Unpersönlichkeit. Tatsache ist, dass in den letzten Jahren die Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen und die Verschreibung von Psychopharmaka deutlich zugenommen haben. Da eine valide Diagnostik fehlt, ist der Beitrag des Burn-out hierzu unklar. Teilweise wird auch die Meinung vertreten, dass es keine Zunahme von psychischen Erkrankungen gibt, es erfolge nur eine frühere Feststellung und Behandlung.

 

Therapie

 

Zur Behandlung können in leichteren Ausprägungen des Burn-out (Erschöpfung) Veränderungen der Berufs- und Lebensgewohnheiten (Ordnungstherapie, Zeitmanagement, Arbeits-/Stress-Tagebuch) und Erholungsmaßnahmen (Entspannung, ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung, soziale Kontakte, Hobbys, Sport, Urlaub) helfen. Der Betroffene muss lernen, elementare Grundbedürfnisse seelischer und körperlicher Art nicht zu ignorieren und Autonomie wieder zu gewinnen.

In der Therapie des Burn-out gilt eine der individuellen Belastbarkeit angepasste, auf aerobe Ausdauer gerichtete Bewegungstherapie als eine effektive Basismaßnahme (z.B. Lauftherapie). Körperliche Aktivität soll den Stoffwechsel der zerebralen Überträgerstoffe Serotonin, Dopamin und Noradrenalin positiv beeinflussen, Stresshormone (Kortisol, CRH) abbauen und damit zu einer Stimmungsaufhellung führen (Aderhold und Weigelt 2012). Bei stärkeren Ausprägungen sind meist Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie) und auch Medikamente (Antidepressiva) erforderlich. Die kognitive Verhaltenstherapie macht Einstellungen, Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen bewusst, überprüft und versucht diese Erkenntnisse in eine konkrete Änderung des Verhaltens zu übertragen.

Bei einer echten Depression kann die Symptomatik durch mehr Schlaf verstärkt werden. Schlafentzug hat nämlich antidepressive Wirkung und wird in der Therapie auch praktiziert. Die Behandlung muss also individuell gehandhabt werden. Der Betroffene muss lernen, sparsam mit seinen mentalen und zeitlichen Ressourcen umzugehen sowie die notwendige Distanz zur Arbeit zu schaffen. Dabei können Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung unterstützend wirken. Die erforderlichen Erholungszeiten und die Durchführung von Regenerationsmaßnahmen scheinen in der Wirtschaft völlig vernachlässigt.      

Das Übertrainingssyndrom ist ein Komplex von Symptomen wie er auch in ähnlicher Form bei exzessiver psychosozialer Stressbelastung durch Beruf und Familie auftreten kann. Gerne wird in diesem Zusammenhang auch von Ausgebranntsein (Burn-out-Syndrom) gesprochen (Aderhold und Weigelt 2012). Ursache des Übertrainingssyndroms ist ein Missverhältnis von Trainingszustand und Trainingsbelastung durch zu hohe Umfänge und Intensität.

Aufgrund ungenügender Regeneration zwischen den Belastungen kommt es zur Leistungsstagnation bzw. -abfall. Dabei ist die Summe der Belastungen, also auch die Stressfaktoren durch Beruf und soziales Umfeld, zu berücksichtigen. Auch ohne schwer wiegende Fehler im Trainingsaufbau kann der Sportler an die Grenzen von Anpassung und Regeneration kommen, wenn z.B. Veränderungen am Arbeitsplatz oder im familiären Bereich eintreten. Hinzu kommt die eigene oder von außen aufgezwungene Erwartungshaltung (Fußinger 2010).

Besonders die hochmotivierten und ehrgeizigen Wettkämpfer unterliegen einem erhöhten Risiko, in ein Übertrainingsyndrom zu geraten. Auch klimatische Einflüsse und Ernährungsumstellungen können eine Rolle spielen. Da die Belastungsgrenze für den einzelnen Menschen sehr unterschiedlich sein kann, gibt es keine allgemeingültigen Empfehlungen. Es kommt beim Übertrainingsyndrom zu einem sehr unspezifischen Reaktionsmuster, was diagnostische Probleme aufwirft. Auch das Übertrainingssyndrom ist bisher nur in Ansätzen erforscht.

Man spricht dann von einem Übertrainingszustand, wenn trotz eines intensiven Trainings ein Leistungsabfall, frühzeitige Ermüdbarkeit und verzögerte Regeneration ohne erkennbaren krankhaften Organbefund vorliegt. In der englischsprachigen Literatur wird die mildere Form des Übertrainings als „Overreaching" oder „Short-term-Overtraining (STO)" bezeichnet. Die schwerwiegende oder Spätform wird „Overtraining", „Long-term-Overtraining (LTO)" oder „Chronic Fatique of the athlete" genannt (van Look 2009). Raedeke (1997) formulierte das „Athlete-Burnout" als ein multidimensionales Syndrom mit physischer und emotionaler Erschöpfung, Abwertung des Sports und sportlicher Leistungsunzufriedenheit. Hohe körperliche Belastungen, eine Vernachlässigung eigener Bedürfnisse, fehlende Autonomie sowie äußere Gründe wie Leistungsdruck und zu hohe Erwartungen wirken begünstigend. In neuerer Zeit werden weniger hohe Trainingsbelastungen als psychosoziale Faktoren als ursächlich vermutet. 

Im deutschen Schrifttum unterscheidet man zwei Arten von Übertraining, die von dem Sportwissenschaftler Israel (1958) beschrieben wurden. Das vegetative Nervensystem wird von zwei Gegenspielern geregelt, dem Sympathicus und dem Parasympathicus.

Beim sympathicotonen Übertrainingssyndrom (Erregungsübertraining) sind der Ruhepuls und der -blutdruck erhöht. Auch nach Belastung kommt es zu einem verzögerten Abfall der Herzfrequenz und des Blutdrucks. Weitere Symptome sind Kreislaufdysregulation mit Schwindel, Übelkeit, Müdigkeit, Schlafstörungen, Nachtschweiß, feuchte Hände, verminderte Leistungsfähigkeit, erhöhte Infektanfälligkeit, Gewichtsverlust, Schlafstörungen, Appetitmangel, Magen-Darmprobleme, verminderte Trainingslust, innere Unruhe, leichte Erregbarkeit, depressive Verstimmung, Zyklusstörungen, Libidomangel sowie Muskel- und Gelenkschmerzen.

Das parasympaticotone Übertrainingssyndrom (Hemmungsübertraining) ist schwieriger zu erkennen und ist von Hemmungsfunktionen, körperlicher Schwäche und Antriebslosigkeit geprägt. Unter Ruhebedingungen sind meist keine Störungen vorhanden, bei Wettkämpfen kommt es zu stark eingeschränkter Leistungsfähigkeit. Betroffen sind vor allem Ausdauersportler.

Heute nimmt man an, dass es nicht diese zwei verschiedenen Formen isoliert gibt, sondern dass sie nur zwei verschiedene Phasen des Übertrainingssyndroms darstellen. Es soll mit der sympathikotonen Ausprägung beginnen und dann nach einigen Wochen, wenn nicht mit Trainingsreduzierung reagiert wird, in die parasympathikotone Form übergehen. Die genauen Ursachen der vielfältigen Symptomatik eines Übertrainingssyndroms sind bisher nicht bekannt. Es wird eine tiefgreifende Störung in der hormonellen Achse Hypothalamus-Hypophyse-Nebennierenrinde angenommen.

In der Folge werden  Veränderungen im Aminosäurestoffwechsel, eine Überbeanspruchung des vegetativen Nervensystems, eine Störung der Energiegewinnung und eine Beeinflussung komplexer muskulärer Bewegungen durch Verschlechterung der neuromuskulären Übertragung vermutet. Es ist eine ganze Vielzahl von Einzelaspekten und Hypothesen bekannt, nur fehlt die globale Erklärung.

Leider gibt es auch keine zuverlässigen diagnostischen Parameter, die ein Übertrainingssyndrom nachweisen (Urhausen und Kindermann 2000, 2002). Es wurden teilweise erniedrigte Gukokortikoidspiegel, verminderte ACTH-Freisetzung (adrenocortikotropes Hormon), vermindertes Ansprechen auf CRH (kortikotropes Releasing Hormon), verminderte Freisetzung von CRH, Testosteron und Katecholaminen festgestellt. Bei einer ärztlichen Untersuchung müssen andere mögliche Ursachen für den Leistungsverlust wie Blutarmut, Störungen des Mineralhaushalts, Virus- oder bakterielle Infektionen (z.B. Epstein-Barr-Virus), Schilddrüsen-, Herz-Kreislauferkrankungen oder auch eine Allergie ausgeschlossen werden.

Bei der sympathikotonen Form des Übertrainingssyndroms ist z.B. eine Schilddrüsenüberfunktion auszuschließen, die ähnliche Symptome zeigen kann. Das parasympathikotone Übertrainingssyndrom gleicht einer Nebenniereninsuffizienz. Bei Verdacht auf ein Übertrainingssyndrom können Bestimmungen der Kortisol- und Testosteronwerte, Adrenalin und Noradrenalin in Ruhe und Belastung, Harnstoff, Kalium, Magnesium und Kreatinkinase Hinweise liefern.

  

Therapie

 

Um ein Übertrainingssyndrom zu behandeln bedarf es zunächst der Erkennung des Zustands. Übertraining hat nämlich viele Gesichter. Häufig werden die Symptome missachtet und schlechte Leistungen mit überhartem Training versucht zu kompensieren. Der Sportler gerät in einen Teufelskreis und meist geht die Leistung dann so richtig in den Keller. Gerade im Leistungssportbereich ist der Pfad zwischen Leistungsgewinn und Absturz sehr schmal. Die notwendige Regeneration wird nicht selten vernachlässigt. Nur durch deutliche Reduktion von Trainingsintensität und -umfang und muskulären sowie mentalen Regenerationsmaßnahmen kann der Zustand überwunden werden.

Dabei kann die Dauer der notwendigen Erholungsphase sehr unterschiedlich lang ausfallen. Aktive Erholungsmaßnahmen mit einem Training geringer Intensität sind der absoluten Ruhe vorzuziehen (Trainingstagebuch). Ausgleichende Sportarten wie Schwimmen, Spielsportarten, Gymnastik, Massagen, Sauna und Güsse unterstützen die Regeneration. Förderlich sind auch eine vollwertige Ernährung mit ausgeglichenem Säure-Basen-Haushalt, Ergänzung wichtiger Mineralien und Vitamine sowie ein Milieuwechsel. Die Belastungen in Beruf und Familie müssen berücksichtigt werden und das zukünftige Trainingskonzept bzw. das Wettkampfziel ist zu überdenken. Das normale Trainingspensum soll erst dann wieder aufgenommen werden, wenn der Sportler sich körperlich und geistig erholt fühlt und Lust zur Belastung hat.

Der menschliche Organismus ist ein komplexes offenes System und zeichnet sich durch ein Netz von Wechselbeziehungen aus. Jedes Individuum hat anlagebedingt Schwachpunkte oder auch Empfindlichkeiten.  Kommt es durch eine lange chronische Belastung zu einer Dekompensation der Regulationsmechanismen, bilden sich insbesondere dort Symptome aus, wo genetisch bedingt eine geringere Kompensationsfähigkeit besteht, es entsteht ein chronisches Belastungssyndrom. Als Ursachen kommen alle Faktoren in Betracht, welche die Regulation belasten: Stress, Infektionen, Umweltbelastungen, Fehlernährung, Bewegungsmangel oder körperliche Überlastung, psychische Belastungen usw.

Häufig ist es einfach die Vielzahl der Belastungen, welche die Regulationsfähigkeit des menschlichen Organismus überfordert. So kann es auch nicht weiter verwundern, dass durch dieselbe Belastung dispositionsabhängig verschiedene Symptome auftreten oder verschiedene Ursachen das gleiche Symptom hervorrufen. Die chronische Erschöpfung (Burn-out) und das Übertrainingssyndrom sind nur zwei einer ganzen Reihe von chronischen Belastungssyndromen. Weitere Beispiele wären das Chronische Müdigkeitssyndrom (Chronic fatique syndrome – CFS) und das Fibromyalgiesyndrom (FS). Auch zu diesen gibt es symptomatische Überschneidungen (Berg 2003). Belastungssyndrome treten in allen Lebensbereichen, Berufsgruppen, sozialen Schichten und Altersklassen auf und betreffen eben auch Sportler.

Beim Übertraining kann die sportartspezifische Leistungsminderung durch Leistungsdiagnostik gemessen werden, beim Burn-out gibt es keine objektiv messbaren Werte (Van Look 2009). Bei beiden Syndromen liegt eine lang anhaltende Unausgewogenheit von Anforderungen und Ressourcen vor, wobei immer das Zusammenspiel diverser Faktoren zu einer Gefährdung führt. In der Ätiologie werden neben infektiösen Ursachen auch neuroendokrine und biochemische Regulationsstörungen diskutiert. Chronischer Stress kann zu einer Störung des Regelsystems, das die Vernetzung von Hormonsystem, autonomem Nervensystem und Immunsystem kontrolliert, führen. Dadurch kann es  zu Auswirkungen  wichtiger neurovegetativer Funktionen  und des Abwehrsystems kommen, was sich in unterschiedlichen Beschwerdekomplexen äußert.

Bei allen chronischen Belastungssyndromen ist eine individuell angepasste Behandlung am effektivsten. Die Aufgabe des Therapeuten muss es deshalb sein, die individuellen Belastungen zu verifizieren und zu minimieren, wobei je nach vorherrschenden Beschwerden verschiedene Fachdisziplinen gefragt sind. Die Forschungen der Neurobiologie und Psychoneuroimmunologie (Schubert 2011) werden in Zukunft zu einem besseren Verständnis der Ursachen dieser chronischen Belastungssyndrome und deren Behandlung beitragen. 

 

Autor: Dr. Dr. med. Lutz Aderhold 12/2011

 

Literatur:

 

Aderhold L, Weigelt S. Laufen! …durchstarten und dabeibleiben – vom Einsteiger bis zum Ultraläufer. Stuttgart: Schattauer 2012.

Berg PA. Chronisches Müdigkeits- und Fibromyalgiesyndrom. Berlin: Springer 2003.

Freudenberger HJ. Staff Burn-Out. Journal of Social Issues, New York, The Society For The Psychological Study of Social Issues 1974; 197: 159-65.

Freudenberger HJ. Counseling and dynamics: Treating the endstage person. In: JW Jones (ed.): The burnout syndrome. Park Ridge, III.: London House Press, 1982.

Fußsinger D. Burnout im Wettkampfsport. Norderstedt: Grin 2010.

Holsboer F. Biologie für die Seele. Mein Weg zur personalisierten Medizin. München: Beck 2009.

Israel S. Die Erscheinungsformen des Übertrainings. Sportmed 1958; 9: 207-9.

Kaschka WP, Korczak D, Broich K. Modediagnose Burn-out. Dtsch Arztebl 2011; 108 (46): 781-7.

Maslach C. Burnout. The Cost of Caring. New Jersey 1982.

Maslach C, Jackson SE, Leiter MP. Maslach Burnout Inventory Manual, 3th edition, Palo Alto, CA; Consulting Psychologists Press, 1996.

Raedeke TD. Is athlete burnout more than just stress? A sport commitment perspective. J Sport Exerc Psychol 1997; 19: 396-417.

Schubert C. Psychoneuroimmunologie und Psychotherapie. Stuttgart: Schattauer 2011.

Urhausen A Kindermann W. Aktuelle Marker für die Diagnostik von Übertrainingszuständen in der Trainingspraxis. Dtsch Z Sportmed 2000; 51: 226-33.

Urhausen A Kindermann W. Übertraining. Dtsch Z. Sportmed 2002; 53:121-2.

Van Look G. Burn-Out und Übertraining. Norderstedt: Grin 2009.

 

 

 

author: GRR

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