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30
07
2021

Symbolfoto: Läuferinnen - 2007 World Outdoor Championships Osaka, Japan August 25-Sept 2, 2007 Photo: Victah Sailer@Photo Run Victah1111@aol.com

Bronzemedaille und Weltrekorde über 800m: Ursula Donath wird 90

By GRR 0

Ursula Donath, die Gewinnerin der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom über 800m, wird am Freitag, dem 30. Juli, 90 Jahre alt.

Sie siegte damals mit der persönlichen Bestzeit von 2:05,6 min. vor Ljudmilla Schewzowa (Sowjetunion) und Brenda Jones (Australien). Die 800-m-Distanz für Frauen war nach dem Rennen bei den Spielen 1928 in Amsterdam, bei dem angeblich keine Läuferin das Ziel erreichte, was sich jedoch später als falsch herausstellte, vorläufig aus dem Programm genommen und in Rom erstmals wieder angeboten worden.

Ursula Donath, die als deutsche Pionierin auf der 800-m-Strecke galt und nach Stationen u.a. bei BSG Einheit Nordost Berlin und SC Chemie Halle-Leuna in ihrer Glanzzeit ab 1958 für den SC Chemie Halle (Saale) startete, lief sogar schon im Vorlauf einen olympischen Rekord (2:07,8 min.). Im Finale von Rom mit neun Läuferinnen kamen mit Veronika Kummerfeldt (geb. 1935) vom TuS Empelde (Stadt Ronnenberg in Niedersachsen) auf Platz vier und Antje Gleichfeld (geb. 1938) vom TuS Alstertal (Hamburg) auf Platz fünf zwei weitere Läuferinnen der gesamtdeutschen Olympiamannschaft ins Ziel.

Ursula Donath hatte bereits 1953 mit 2:11,8 min über 800m und mit 55,7 sek. über 400m die ersten beiden Weltrekorde (offiziell damals „Weltbestleistung“) über diese Distanzen für die DDR aufgestellt; diese Rekordzeit über 400m konnte sie später sogar noch auf 54,4 sek. steigern. Über 400m gelangen ihr ebenfalls drei Europarekorde. Ursula Donath war über beide Distanzen insgesamt siebenmal DDR-Meisterin. Sie erzielte eine zweistellige Anzahl von DDR-Rekorden, lief 1972 in Bukarest als erste deutsche Frau die 800m unter 2:15 min. und errechte 1955 im Sprint über 100m eine persönliche Bestzeit von 12,1 sek.

Ursula („Ulla“) Donath (geb. Jurewitz, gesch. Brehme) wurde in Frauenburg (heute Saldus in Lettland) geboren. Ihre Familie wurde während des Zweiten Weltkrieges 1941 zunächst nach Posen (Polen) umgesiedelt und flüchtete dann nach Luckenwalde im heutigen Kreis Teltow-Fläming (Land Brandenburg). Hier begann sie zunächst mit dem (Feld-) Handballspiel, bevor sie 1950 beim Waldlauf entdeckt und ein Jahr später erstmals DDR-Waldlauf-Meisterin über 1000m wurde.

Ihr damaliger Trainer Ewald Mertens (1909-1965), selbst Olympia-Teilnehmer im 800m-Lauf 1936 in Berlin, holte sie als einziges Mädchen in seine Trainingsgruppe nach Halle. Ursula Donath absolvierte später ein Sport-Studium an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, wo sie dann bis kurz nach der Wende als Sportlehrerin im allgemeinen Hochschulsport hauptberuflich arbeitete. Nach ihrem Rücktritt vom aktiven Sport gehörte Ursula Donath von 1961 bis 1970 dem Präsidium des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) an, der zentralen und für den Massensport zuständigen Organisation der DDR mit Sitz damals in Ostberlin.

Bis heute hält sie sich in einer Vereinsgruppe mit altersangemessener Hausfrauen-Gymnastik fit und denkt gern an ihre Jahrzehnte im aktiven Leistungssport und insbesondere im beruflichen Universitäts-Sport zurück: „Ich bin immer aufgegangen im Beruf und habe mit großer Freude junge Erwachsene im Sport angeleitet“.

An ihrem 90. Geburtstag wird Ursula Donath – wie fast täglich – umsorgt von ihren beiden ebenfalls in Halle lebenden Kindern und den fünf Enkeln.

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann

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