Benard Kimeli kam als „Nobody“ Mitte April zum Osterlauf nach Paderborn und lief dort bei strömendem Regen und Wind die Konkurrenz in Grund und Boden.
Gleich in seinem ersten ernsthaften 10 km-Rennen „pulversierte“ er im Sinne des Wortes den über 20 Jahre alten Streckenrekord durch Carsten Eich und schraubte die Marke auf 27:18,. Dies ist aktuell immer die Welt-Jahresbestleistung über diese Distanz. Ihm ist ein Angriff auf die Weltrekord-Marke seines Landmanns Elonard Komon durchaus zuzutrauen.
Im Mai war er als Tempomacher für Mo Farah beim Grand Prix in Ostrava bis 5000 m aktiv und lief dort bei schwülem Wetter fast exakt jenes Tempo, das nötig wäre, in die Regionen der globalen Bestmarke zu agieren. Ob es dem bis im letzten Jahr als Wildhüter in seiner Heimat tätigen Ausnahmetalent gelingen wird, ein ähnliches Husarenstück wie seinerzeit in Paderborn auf das Prager Plaster (vor allem auch Kopfsteinpflaster !) zu legen, wird sich am Wochenende zeigen.
Neben Kimeli finden sich etliche weitere Läufer mit Bestzeiten von unter 28 Minuten in den Startlisten. Im letzten Jahr siegte Abraham Kipyatich (KEN) in 27:40, und der ist sicher ein ernster Anwärter auf einen vorderen Platz. Im Juli lief er bei einem 5 km Rennen im japanischen Fukagawa 13:23,11. Mathew Kimeli (KEN) war gleichfalls in Prag im letzten Jahr dabei und lief 27:53. Am 1. Mai verbesserte er sich in Le Puy auf 27:44, wo er dann die 15 km in 42:00 abschloss.
Mit Abraham Kipyatich (KEN) ist der Vorjahressieger wieder am Start. (c)CTV-Screenshot
Der Äthiopier Jemal Mekonnen wurde im WM-Finale in London im August Fünfter in 26:56:11 über 10000 m. Und interessant wird der Lauf in Prag auch von japanischer Seite werden, denn der japanische Landesrekord auf der Straße steht bei 28:05 Minuten. Sowohl Kenta Murayama, Yuta Shitara als auch Tetsuya Yoroizaka (alle JPN) könnten diese Marke am Samstag mit Bestzeiten auf der Bahn von 27:39.95, 27:42.71 sowie 27:29.74 unterbieten.
Joyciline Jepkosgei ist nach dem Halbmarathon (mit Weltrekord) nun auch über 10 km in Prag am Start. (c) RunCzech
Bei den Frauen läuft alles auf einen Zweikampf zwischen der Vorjahressiegerin Violah Jepchumba (KEN) gegen die Weltrekordlerin über 10 km, 15 km, 20 km sowie im Halbmarathon Joyciline Jepkosgei (KEN) hin. Im letzten Jahr verpasste Jepchumba nach einem aberwitzig schnellen Beginn in 30:24 den (damaligen) Weltrekord von Paula Radcliffe denkbar knapp.
Mittlerweile steht die globale Bestmarke über 10 km auf der Straße bei 30:04 und wurde sogar als Durchgangszeit für Jepkosgei beim Halbmarathon notiert. Diese außergewöhnliche Leistung wurde in der Fachwelt nicht ohne eine gewisse Skepsis registriert, da der Kurs in Prag nicht einfach zu laufen ist.
Die schnellen Zeiten der Frauen scheinen aber zu belegen, dass man trotz erheblicher Passagen mit Kopfsteinpflaster und Straßenbahnschienen sehr schnellen Zeiten am Ufer der Moldau laufen kann.
Helmut Winter