Sollten wir im nächsten Jahr hier wieder starten, würden wir eine Startnummer nach unserer Platzierung erhalten.
Berliner Feuerwehr läuft von der Nordsee zur Ostsee „zwischen den Meeren“ und wurde dafür geehrt – Thomas Rohde-Seelbinder berichtet
Die Initialzündung kam von unserem Kollegen aus der Leitstelle, Detlef Gedies, der diesen Wettbewerb bei seinem Urlaub 2009 beobachtete. Beim „Lauf zwischen den Meeren“ teilen sich über 500 Mannschaften mit max. 10 Mitgliedern 96,4km. Der Start ist an der Nordseeküste in Husum und der letzte Läufer bzw. Läuferin bringt den Staffelstab im Kurort Damp (liegt nördl. von Eckernförde) an der Ostsee ins Ziel.
Dazwischen liegen die verschiedensten Laufabschnitte und Streckenlängen, die jedem Läufer einen anderen Eindruck der Strecke verschaffen. Einzigartig ist dabei die Startplatzzuteilung und Logistik mit Shuttle-Bussen für die Sportler und deren Gepäck. Alle Läufer werden vom Zielbereich an der Ostsee ausgehend bis zu ihren jeweiligen Übergabepunkten des Staffelstabes bzw. im entferntesten Falle bis zur Nordsee an den Start gefahren. Innerhalb der verschiedenen Teilstrecken gibt es sogar Gepäck-Shuttle, die es den Läufern ermöglichen, Gepäck (Trainingsanzug, Gel, Handtuch usw.) von einem zum darauffolgenden Übergabepunkt transportieren zu lassen.
Wer dort ankommt, findet seinen Beutel zumindest in den ersten Übergabepunkten recht schnell vor und kann von einem weiteren Bus-Shuttle zum Ziel gebracht werden. Wer diese Logistik schnell genug erkennt, ist in der Lage schnell am Ziel zu sein, um mit dem Schlussläufer und anderen Mitgliedern seines Teams gemeinsam die Ziellinie zu überqueren. So bekommen alle Mannschaften und Gäste der Veranstaltung einen netten Eindruck des kompletten Teams.
Wie schon erwähnt, hatte Detlef Gedies die Idee, dort einmal mit einem Feuerwehrteam mitzulaufen. In den letzten Jahren hat sich ein entsprechender Pool gebildet, der sich für solche Unternehmungen gerne abrufen oder begeistern lässt. Unsere Behörde fördert alle Ausdauersportarten gerne da, wo sie es kann, und sorgt hin und wieder, so wie in diesem Fall, für die Anreise. Für zwei Übernachtungen stellte uns die Berufsfeuerwehr in Lübeck kostenfrei fünf Zweibett-Zimmer incl. Frühstück zur Verfügung! Als Sponsor für die Startgebühr konnte Detlef unseren „FKF-Förderkreis Feuerwehr“ gewinnen. Für alle Förderer dieses Unternehmens möchten wir uns hiermit bedanken.
Unsere Mannschaft bestand aus einer Frau und neun Männern, unterschiedlicher Generationen von jung bis kurz vor dem Ruhestand. Die Leistungsstände waren ebenso gemischt, von Vereinssportlern bis zu eher Breitensportlern, die hin und wieder für diverse Volksläufe oder Marathonstrecken trainieren. Diejenigen, die in der Staffel als erste liefen, hatten gleich am Anfang eine große Last zu überwinden. Da wir die Verkehrsverbindung von Lübeck nach Damp etwas unterschätzt hatten, mussten die ersten fünf Läufer früh aufstehen, um rechtzeitig in Damp ihren Bus zum Startplatz zu erreichen.
Glücklicherweise konnte der allererste Bus ohne uns abfahren, da Marco Borchardt unsere Sportreise nutzte, um bei seiner Mutter an der Nordseeküste zu übernachten und am Vortag gleich dort in der Nähe von Husum blieb. So stieg Plaumi als 2. Staffelläufer in den Bus mit der weitesten Anfahrt für unser Team. Alle anderen in der entsprechenden Reihenfolge (siehe Ergebnistabelle) stiegen danach ein.
Jede Teilstrecke hatte ihren eigenen Charakter und nach den Beschreibungen des Veranstalters, eigenen Charme. Wir liefen in der Welt der Wikinger und in einigen Fällen ließen sich hierfür noch Spuren nachweisen. Nur der Start schien etwas karg und eintönig zu sein. Die ersten Läufer hatten einen eher langweiligen Streckenabschnitt erlebt. Auf Asphalt immer geradeaus aber dafür noch bei etwas angenehmeren Temperaturen als die Folgeläufer. Bereits an Position vier, als unser Triathlet Marco Thieme den Staffelstab der Berliner Feuerwehr in der Hand hielt, wurde es warm. Die Thermik auf dem Militärflughafen, den er überquerte, war von Weitem zu sehen und erwärmte zusätzlich seine Laufsohlen. Bis zu dieser Übergabe, vom 4.Läufer an den 5.Läufer, lag unser Team auf dem 13. Rang.
Das konnte jeder Läufer an seiner Übergabestelle auf einem Monitor erkennen, wenn alle Teammitglieder den Staffelstab inkl. Chip vor der Übergabe induziert haben. Die ersten Mannschaften stammten eindeutig komplett aus Laufsport-Spezialisten mit einem jüngeren Durchschnittsalter als wir. Weil unsere jungen Wilden uns auf den ersten vier Positionen eine Wahnsinnszeit vorgelegt hatten, galt es jetzt, diese gute Platzierung so lange wie möglich zu halten. Detlef wusste schon in Berlin, dass die ersten 20 Mannschaften am Abend geehrt würden und rechnete sich das im Geheimen schon aus. Ab der fünften Position wurde es nicht nur noch wärmer, sondern hier bereiteten die alten Wikinger sogar einen kleinen Crosslauf für uns vor, der es in sich hatte: Einige Hügel und Berge zogen sich bis einschließlich der 6. Etappe hin.
Sehr ungewohnt war die Atmosphäre für all diejenigen, die sonst nie so weit vorne laufen durften: Niemanden vor sich und scheinbar niemanden hinter sich zu haben. Auf den vorderen Positionen waren wir fast allein unterwegs. Man beobachtete mit Kreide markierte Pfeile und im Wald hingen Flattermarkierungen, die uns Läufern anzeigten, wo es lang ging. Allerdings nicht immer sehr offensichtlich und ab und zu hatte man das unwohle Gefühl, nicht mehr auf dem richtigen Track zu sein. Dann kam der Schreck und die Anzeige auf den Monitoren, als Detlef bereits den Staffelstab übernommen hatte. Wir lagen nur noch an 17. oder 18. Stelle und es würde sehr eng werden, unter den ersten 20 Mannschaften zu bleiben. Unsere Hoffnungsträger waren jetzt Detlef, unser Ultra-Distanzläufer Gimmi und unsere Schlussläuferin Alexandra. Gimmi hatte sicher das meiste Potential, hinten heraus wieder Zeit gut zu machen.
Im Zielbereich standen wir, die schon gelaufen sind und zählten die ankommenden Schlussläufer der ersten Teams. Das Warten auf Alex war spannend und unsere starke Brandmeisterin enttäuschte uns nicht. Sie lief bei brennender Hitze auf die Ostsee zu und hatte dabei noch ihre langen Lauf-Tights an. Gimmi war an der Übergabe so schnell bei ihr, dass sie diese nicht mehr ausziehen konnte. 400 Meter vor dem Ziel konnten einige von uns Alexandra im Endspurt begleiten. Dabei erkannte Lamy, dass wir noch unter 7 Stunden als Ergebnis erreichen könnten.
Wir feuerten unsere Schlussläuferin an und sie kämpfte sich ins Ziel. Am Ende hat sogar die gute Zeit von 06:59:48 Stunden für eine Platzierung unter den ersten 20 gereicht.
Sollten wir im nächsten Jahr hier wieder starten, würden wir eine Startnummer nach unserer Platzierung erhalten. Den ersten euphorischen Traumvorstellungen zufolge, nach denen im nächsten Jahr die schnellsten Läufer der Berliner Feuerwehr starten werden, haben wir in diesem Jahr die Startnummer 19 reserviert. „Es ist nicht zu fassen“, sagte Lamy im Zielbereich, „da laufen wir mit so einer 'Trümmertruppe' unter 7 Stunden auf 96,4km.“
Laufreihenfolge
1. 48:47 Min auf 11,6 km von Marco Borchardt (TD1, Taucher)
2. 40:39 Min auf 10,6 km von Mike Plaumann (FW Treptow)
3. 42:54 Min auf 11,4 km von Christian Lamczyk (TD1, Rüstgruppe)
4. 42:01 Min auf 09,5 km von Marco Thieme (TD1, Rüstgruppe)
5. 42:44 Min auf 08,7 km von Thomas Rohde-Seelbinder (FW Mitte)
6. 35:50 Min auf 08,0 km von Bernd Kasper (TD1, Rüstgruppe)
7. 46:30 Min auf 09,0 km von Andreas Mond (FW Moabit)
8. 37:54 Min auf 08,3 km von Detlef Gedies (Fw Lts)
9. 42:20 Min auf 10,7 km von Stephan Gimm (FW Neukölln)
10. 40:12 Min auf 08,5 km von Alexandra Schröder (FW Moabit)
Quelle: BSG Berliner Feuerwehr e.V. – Thomas Rohde-Seelbinder