2013 BMW Berlin Marathon Berlin, Germany September 29, 2013 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET
BERLIN-MARATHON 2013 – Über die Bedeutung der aeroben Schwelle für die Marathonleistung – Die Analyse von Lothar Pöhlitz
Sicher haben viele Tausend deutsche Langstreckler mit mir aufgeregt aber auch beeindruckt bei Marathon-Traumbedingungen den diesjährigen Berlin-Marathon verfolgt. Nicht nur dass das Männer Spitzenfeld eine echte Taktik- und Leistungsdemonstration ablieferte, auch das Ende war außergewöhnlich.
Auf der schnellen Berliner Strecke wurden zwei neue Weltrekorde geboren – mit 2:03:23 durch Wilson Kipsang (KEN) bei den Männern und Irina Mikitenko bei den Frauen mit dem neuen Masters-Weltrekord von 2:24:54.
Weitere Klasseleistungen über die sich andere Marathon-Veranstalter gefreut hätten, wie beispielsweise die der Frauen Florence Kiplagat 2:21:13 und Sharon Cherop (beide KEN) von 2:22:28 Std./min gingen im Jubel über die Weltrekorde fast unter.
Toll – die vielen Tausend Fans an der Strecke bejubelten alle und demonstrierten ihr Interesse auch am Hochleistungssport. Straßenlauf-Sportstadt Berlin Danke.
Ab 1.10.2013 hat der DLV Katrin Dörre-Heinig zur neuen Bundestrainerin für Marathon / Straßenlauf berufen. Eine außerordentlich schwere Aufgabe für sie den deutschen Straßenlauf aus dem Tief – den derzeitigen 10 Minutenabstand zum Weltniveau – zu führen.
Endlich haben sich die besten deutschen Männer ein klein wenig verbessert präsentiert, einen ersten Schritt nach vorn gemacht. André Pollmächer schaffte mit 2:13:05 die Quali für die EM 2014 in Zürich und Falk Cierpinski lief mit 2:14:50 seine bisher zweitbeste Zeit.
Das bei den TV-Übertragungen aller 5 km für das Fachpublikum immer wieder Zwischenzeiten von 5 km bis 40 km transportiert wurden, dass das gleichmäßigen Renntempo gelobt wurde, dass über optimale Technik gesprochen wurde bis Wilson Kipsang schließlich jenseits der 35 km die Spitzengruppe sprengte und man Angst hatte dass er damit den möglichen Weltrekord aufs Spiel setzte und wie sich Irina Mikitenko mit ihren 41 Jahren im Vergleich zur Siegerin präsentierte war spannend und beeindruckend zugleich.
Eine tolle Atmosphäre, eine sehr schöne TV-Präsentation – Spaß und Freude mit mehr als 2 Stunden Marathon für alle Freunde des deutschen Straßenlaufs.
41:000 Läufer waren am 29.9.2013 Teil eines Laufes mit zwei Weltrekorden!
Was 15 km / 21,1 km für das Marathon-Ziel bedeuten
Mich interessierten vor allem auch die Zwischenzeiten der Besten, auch im Vergleich zu unseren besten deutschen Läufern über 15 und 21,1 km. Praxiserfahrung ist doch dass die mögliche 15 km – bzw. 21,1 km – Leistung eine wichtige aerobe Basisvoraussetzung für eine Marathonzielzeit darstellen und zugleich das Niveau im Bereich der aeroben Schwelle zwischen 2-3 mmol/l (vL2 – vL3) widerspiegeln. Dabei ist in einem Rennen natürlich zu bedenken, dass es sich um Zwischenzeiten handelt und nicht um ein reines 15 km- oder Halbmarathonergebnis.
Das beste spezifische Marathonniveau wurde von Irina Mikitenko (siehe Tabelle) in diesem Rennen dokumentiert. Sie lief die 4,85 m/s Geschwindigkeit die sie bei 15 km hatte „ohne Verluste" bis ins Ziel. Auch der Analyse-Vergleich von Wilson Kipsang und André Pollmächer zeigt nur einen geringen Geschwindigkeitsverlust in der Endphase, Florence Kiplagat hatte dagegen den größten Geschwindigkeitsabfall zum Ende hin.
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15 km |
m/s |
21,1 km |
m/s |
42,195 km |
m/s |
Wilson Kipsang |
43:45 |
5,71 |
61:32 |
5,71 |
2:03:23 |
5,69 |
André Pollmächer |
47:14 |
5,29 |
66:27 |
5,29 |
2:13:05 |
5,27 |
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|
|
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Florence Kiplagat |
49:25 |
5,16 |
69:48 |
5:04 |
2:21:13 |
4,99 |
Irina Mikitenko |
51:32 |
4,85 |
72:24 |
4,85 |
2:24:54 |
4,85 |
Fazit für alle Marathonläufer:
Zuerst ist die Grundleistung – die aerobe Schwelle – für eine angestrebte Marathonzielgeschwindigkeit zu erarbeiten. Am besten man kann 21,1 km – also Halbmarathon zwischen 2 – 3 mmol/l Laktat laufen! In einem Leistungsdiagnostik-„Fachgeschäft" bekommt man erste Informationen und Trainingsempfehlungen. Für den Marathon braucht man vor allem aerobes Qualitätstraining, ein „starkes Zentrum" und eine hohe Laufökonomie.
Auf dieser Grundlage führen ein hohes Fettstoffwechselniveau und immer längere Läufe oberhalb 80 % vom Renntempo – Ziel bis zu 40 km Länge zum persönlichen Marathon – Traumziel.
Lothar Pöhlitz