Dr. Heiner Brandi (59) zu Besuch in der Kita Mareyzeile. Das ist eine von 21 Kitas der LSB-Trägergesellschaft „Kinder in Bewegung" gGmbH, zu deren Gründungsvätern der neue LSB-Direktor zählt. Er stammt aus Holzminden an der Weser, kam 1973 zum Studium nach Berlin. Der promovierte Pädagoge und Erziehungswissenschaftler spielte in seiner Jugend Fußball, später Tennis und er ist begeisterter Skiläufer. In seiner Freizeit fährt er Rad, liest biographische Werke, gern auch sozialwissenschaftliche Literatur. Er arbeitet seit 1984 beim LSB, zuletzt als Jugendreferent und stellv. Direktor. ©Jürgen Engler
Berlin als Sportmetropole stärken – Interview mit dem neuen LSB-Direktor Dr. Heiner Brandi – Hans Ulrich in „Sport in Berlin“
Der Wechsel ist vollzogen, die Ausrichtung bleibt die gleiche. Dr. Heiner Brandi, Nachfolger von Norbert Skowronek als Direktor, sieht den LSB auf gutem Weg, weiß aber, dass nur mit viel Einsatz und Kreativität die Stellung Berlins als Sportmetropole Nummer eins in Deutschland behauptet werden kann:
Wo steht Berlins Sport wenige Monate vor den Sommerspielen in London?
Wir sind national und international im Leistungssport gut aufgestellt und werden im deutschen Olympia-Team eine bedeutende Rolle spielen. Der oft zitierten Formel 50 plus x kann ich mich anschließen. Sicherlich haben wir in der einen oder anderen Disziplin auch berechtigte Medaillenchancen. Ich denke an Diskuswerfer Robert Harting, Wasserspringer Patrick Hausding oder die Ruderinnen aus dem letztjährigen WM-Vierer. Vielleicht überrascht auch der eine oder andere. Wir müssen aber stets auch an den Nachwuchs denken, der ausgebildet werden muss, ein intaktes Umfeld braucht und motivierende Trainer, die entsprechend bezahlt werden müssen. Außerdem ist für den Erhalt der Sportstätten und ihrer baulichen Substanz zu sorgen.
Was natürlich auch im Hinblick auf den Breitensport zutrifft.
Hier gilt ebenfalls verstärkt unser Augenmerk auf die Zusammenarbeit zwischen Verein und Schule, aber auch Kita zu richten, wobei die Ganztagsschule sowohl Herausforderung als auch Chance bedeutet. Desgleichen spielt der Seniorensport immer mehr eine entscheidende Rolle, weil die Menschen nicht nur älter werden, sondern auch bewusster leben und viel für ihre Gesundheit tun. Wir müssen mit speziellen Aktionen zur Stelle sein. Das von meinem Vorgänger angestoßene Programm „Männergesundheit" werden wir in jedem Fall fortsetzen.
Frauen strömen immer noch nicht so zahlreich in die Vereine wie Männer. Warum?
Ja, aber die Frauen haben aufgeholt, wozu auch die vielen familienfreundlichen Angebote beigetragen haben. Sicherlich wäre es vorteilhaft, wenn es vormittags noch mehr Angebote geben würde.
Welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihrer künftigen Arbeit?
Ganz wichtig ist der Erhalt der finanziellen Basis, also eine Garantie der Sportförderung auf dem bisherigen Niveau durch den Doppelhaushalt 2012/2013. Ermutigende Anzeichen des Senats und der Sportpolitischen Sprecher der Parteien lassen darauf schließen, dass das der Fall sein wird. Letztendlich ist der in die Koalitionsvereinbarung aufgenommene Solidarpakt von entscheidender Bedeutung, damit auch bei schwankenden Zuwendungen der Lottomittel die Sportförderung stabil bleibt. Wir brauchen Planungssicherheit für unsere Verbände und Projekte.
Welche Aktivitäten werden Sie in nächster Zeit als Direktor begleiten?
Auch in diesem Jahr gibt es wieder Kampagnen, mit denen die Vereine gewürdigt werden: u. a. den Zukunftspreis. Angedacht ist, die verschiedenen Wettbewerbe in Abstimmung mit unseren Partnern und Sponsoren unter einem gemeinsamen Dach zu bündeln. Eine weitere Aufgabe wird sein, den „Tag des Sports im Olympiapark" am 1. September 2012, also einen Tag vor dem Istaf, als Schaufenster des Berliner Sports gut vorzubereiten.
Gibt es noch weitere wichtige Aufgaben?
Wir wollen noch mehr Menschen mit Migrationshintergrund für den Sport und als Trainer oder Funktionäre gewinnen. Wir wollen die Zusammenarbeit zwischen Schule und Verein forcieren. Und wir wollen uns um die Ausrichtung großer internationaler Sportveranstaltungen bemühen. Nicht nur aus sportlichen, sondern auch aus wirtschaftlichen und Image-Gründen. Deshalb wäre es gut, wenn Berlin den Zuschlag für die Leichathletik-EM 2018 erhält.
Welchen Wunsch haben Sie persönlich?
Dass Hertha BSC in der Bundesliga bleibt. Eine Bundeshauptstadt ohne 1. Liga-Fußball mag ich mir gar nicht vorstellen.
Interview: Hans Ulrich in "SPORT in BERLIN" – April-Mai 2012