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02
03
2007

Die Erklärung für den Herzschutz durch Schlaf ist denkbar einfach. Wer nachmittags etwas schlummert, kontert den Stress. Der kann dem Herz zusetzen, weil er etwa Stresshormone und Blutdruck in die Höhe treibt.

Auf die Ruhe folgt die Kraft – Dr. Hartmut WEWETZER (Der Tagesspiegel) fahndet nach guten Nachrichten in der Medizin. Heute: Wer Siesta hält, lebt gesünder

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Kennen Sie dieses Gefühl, wenn einem nachmittags der Kopf schwer wird und die Glieder sich nach Ruhe sehnen? Glückliche Menschen haben dann die Möglichkeit, ein kurzes Schläfchen einzulegen und danach erfrischt und gestärkt in die zweite Tageshälfte aufzubrechen. Wer auf diese Weise seine Batterien wiederauflädt, ist häufig leistungsfähiger.

Und er tut etwas für seine Gesundheit. Forscher um Dimitrios Trichopoulos von der Universität von Athen haben nämlich festgestellt, dass ein nachmittägliches Nickerchen das Risiko einer tödlichen Herzattacke bei Männern um rund ein Drittel senkt.

Trichopoulos und sein Team untersuchten knapp 24 000 griechische Männer und Frauen, die weitgehend gesund waren, und fragten sie nach ihren Schlaf-, Sport- und Ernährungsgewohnheiten. Nach gut sechs Jahren zogen die Wissenschaftler Bilanz. Aussagefähige Daten über Krankheiten konnten dabei nur für Männer erhoben werden – Frauen waren einfach zu gesund. Bei den Männern aber stellte sich heraus, dass Berufstätige von einer regelmäßigen nachmittäglichen Auszeit am meisten profitierten. Die Gefahr eines Herztodes war bei ihnen um knapp zwei Drittel gesenkt, bei Ruheständlern dagegen lediglich um 36 Prozent.

Die ausgedehnte Mittagsruhe ist noch immer Teil des mediterranen Lebens, auch wenn sie „Opfer des Fortschritts“ und allgemeiner Rastlosigkeit werden könnte, wie Trichopoulos befürchtet. Schon lange ist bekannt, dass die Ernährung der Mittelmeerländer mit viel Obst, Gemüse, Fisch und Olivenöl besonders gesund fürs Herz ist. Für den Athener Forscher lag es daher nahe, auch die Siesta als ein weiteres wichtiges Element südlicher Lebensart unter die Lupe zu nehmen.

Die Erklärung für den Herzschutz durch Schlaf ist denkbar einfach. Wer nachmittags etwas schlummert, kontert den Stress. Der kann dem Herz zusetzen, weil er etwa Stresshormone und Blutdruck in die Höhe treibt. Das würde auch erklären, warum besonders Berufstätige durch die Mittagsruhe entlastet werden.

„Wie es aussieht, ist die Siesta nicht nur erholsam und entspannend, sondern auch gesund“, kommentiert Trichopoulos. Und wer nicht schlafen kann – auch fünf bis zehn Minuten ruhiges Sitzen oder Liegen können schon gegen den Stress helfen, rät der Herzspezialist Gerald Fletcher von der amerikanischen Mayo-Klinik. „Oder gehen Sie einfach für ein paar Minuten raus in die Sonne.“

Aber Trichopoulos’ Untersuchung ist noch nicht das letzte Wort. Sie widersprechen nämlich früheren Studien. In denen hatte es einen Trend in die andere Richtung gegeben. Menschen mit Neigung zum Tagesschlaf waren danach eher kränker als ihre Zeitgenossen. Einer der Gründe dafür könnte sein, dass nicht gesunde Schläfer untersucht wurden, sondern Personen, die durch ein Leiden eher ermüdeten. Wie auch immer: Weitere Studien sollen Klarheit bringen.

So lange kann ich nicht warten. Bitte entschuldigen Sie mich.
Ich werde was für mein Herz tun und die Beine hochlegen.
Ich hoffe, Sie sagen es nicht weiter.

Dr. Hartmut Wewetzer leitet das Wissenschaftsressort
des Tagesspiegels.

Der TAGESSPIEGEL
Sonntag, dem 18. Februar 2007
Sonntag@Tagesspiegel.de

Weitere Beiträge der Medizin und der Sportmedizin bei German Road Races (GRR):

Vitamin B fürs Herz – Dr. Hartmut WEWETZER (Der Tagesspiegel)
fahndet nach guten Nachrichten in der Medizin.
Heute: Wie man das nützliche Cholesterin erhöhen kann
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Anorexia und Bulimia nervosa – Ess-Störungen und Sport –
Dr. Dr. Lutz Aderhold über die Anorexia athletica
https://www.germanroadraces.de/24-0-newsartikel1486.html
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Leistungsdiagnostik zur Vorbereitung auf den METRO Group Marathon
Düsseldorf 2007 – Wie in den Vorjahren werden in Zusammenarbeit
mit dem Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) Laktattests zur
Ermittlung der individuellen Ausdauerleistungsfähigkeit angeboten.
https://www.germanroadraces.de/24-0-newsartikel1344.html
Laktattest Düsseldorf

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Neue Einblicke in die Herzen älterer Marathonläufer –
Priv.-Doz. Dr. Stefan Möhlenkamp stellte kürzlich auf
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https://www.germanroadraces.de/24-0-newsartikel1288.html
Dr. Stefan Möhlenkamp

Marathonstudie 2007 mit umfangreichen medizinischen
Untersuchungen für Läufer – An alle männlichen Marathonläufer
über 50 Jahre, die Ihren allerersten Marathon laufen und in
Düsseldorf starten wollen.
https://www.germanroadraces.de/24-0-newsartikel1261.html
Marathonstudie 2007 Düsseldorf

„Schlecht trainiert zum Marathon – das tut dem Herzen nicht gut“ –
Marathon-Arzt Dr. Willi Heepe nimmt Stellung
https://www.germanroadraces.de/24-0-newsartikel1253.html
Marathonarzt Dr. Willi Heepe

Training im Winter – Tipps von Dr. Willi Heepe dem
langjährigen Medical-Director des real,- BERLIN-MARATHON
https://www.germanroadraces.de/24-0-newsartikel1170.html
Marathonarzt Dr. Willi Heepe

Veränderungen von Fettstoffwechselparametern durch Sport –
Dr. Thomas Bobbert über ein Projekt der Sportmedizin der
Humboldt Universität und der Abteilung für Endokrinologie,
Diabetes und Ernährungsmedizin der Charité Berlin
https://www.germanroadraces.de/24-0-newsartikel1021.html
Dr. Thomas Bobbert

Bluthochdruck und Ausdauersport – Dr. Willi Heepe, der langjährige
Medical Director des BERLIN-MARATHON und SCC-RUNNING
fasst zusammen welche Aspekte bei diesem Thema eine Rolle
spielen und worauf zu achten ist.
https://www.germanroadraces.de/24-0-newsartikel1021.html
Marathonarzt Dr. Willi Heepe

Macht Marathonlauf resistent gegen Stress? – Dr. Thomas Bobbert
über eine Studie beim real,- BERLIN- MARATHON durch die Charité –
CBF und der Sportmedizin der Humboldt Universität zu Berlin
https://www.germanroadraces.de/24-0-newsartikel1139.html
Dr. Thomas Bobbert

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