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14
02
2024

Trainer - Lothat Pöhltz (lks)

AUF DEN TRAINER KOMMT ES AN … Lothar Pöhlitz*

By GRR 0

AUF DEN TRAINER KOMMT ES AN  … wurde am 11.2.24 bei FAZ nach dem Krimi zwischen Bayer und Bayern kommentiert.

Wieder ging es danach in vielen Kommentaren um Fußball, von dem, offensichtlich Scharen von Journalisten leben. Auch von den Besserwissern mit ihren Negativberichten, bei denen immer zuerst die Verlierer genannt werden, und von dem man offensichtlich lange von Bayern München profitiert. Aber wehe, wenn die einmal vorgeführt werden, wie am 10.2.24 von Bayer Leverkusen.

Dann ist der Trainer der Looser, und nicht die 11-16 auf dem Platz die sich nicht genug der Vorbereitung auf 90 Minuten schnelles Laufen am Ball vorbereitet haben oder, wie gesehen, gar nicht dazu richtig bereit waren.

Kimmich glaubte sogar das 2 Wochen Training ihn wieder „befähigen“, aber er muß es auch zeigen wollen. In der Leichtathletik jedenfalls ist der Weg zu Spitzenleistungen in Rennen ohne guten Coach undenkbar und dauert Monate oder sogar Jahre. Dazu brauchen sie aber Talente mit Potentialen, mentaler Bereitschaft, Zielen und Qualität im Training.

Im Mittel-, Langstrecken- und Marathonlauf wieder ins Weltniveau zu wollen haben DLV und Trainer gegenwärtig die Aufgaben des Tages, der Monate und der Jahre. Die Trainingslehre und eigene Erfahrungen lassen die Kurzfassung zu das etwa 10-12 Jahre Ausbildung von jungen Talenten, von Hochbegabten, die schon in ihren Altersklassen aufs Podium wollen, Grundlage von Spitzenergebnissen ist. Da sind Trainer, Trainerqualität und tägliches, später auch 12x pro Woche Training notwendig, wenn Leichtathleten eines fernen Tages den vom DLV angestrebten 5.Platz in der Welt, erreichen sollen. So viel trainieren unsere Gegner, auch in 2400-3000m-Höhenlagen.

Lauf-Trainer im modernen Spitzensport / Hochleistungssport müssen Talente nach wissenschaftlich begründeten Methoden weiterentwickeln, d.h. letztendlich mit dem Ziel besser machen, ihre Potentiale bei internationalen Großereignissen wie EM, WM oder Olympischen Spielen ausschöpfen zu können, d.h. am besten Medaillen zu gewinnen.

Trainer: Die Heinigs – Foto: privat

Das erfordert für alle neue mentale Herausforderungen, Bereitschaft zu mehr Trainingszeit und Trainingsqualität am Tag und in den wichtigen Monaten. Dabei unterliegen auch Trainer im Hochleistungssport nicht selten dem Erfolgsdruck, der großen psychischen Belastung, wenn es dann eines Tages um Siege oder Medaillen geht. Aber Achtung, nicht jede/r der in jungen Jahren vornweg läuft ist ein Super-Talent. Trotzdem sollten sie nie den Respekt vor dieser außergewöhnlichen Aufgabe, Medaille bei WM oder Olympischen Spielen, verlieren. Erfolgstrainer mit ihren außergewöhnlichen Erfahrungen, sind im Hochleistungssport ein Leben lang davon abhängig neue „Goldkörnchen“ mit individuellem Potential für eine Disziplin, im Fußball einer Position (Verteidigung, Mittelfeld, Sturm), sehr gut ausgebildet, aus dem Nach-wuchsleistungstraining angeboten zu werden.

Meine Erfahrung ist das zu oft schon das Einlaufen nicht zur Ausbildung, zum anschließend besseren Training, genutzt wird. Es muß mit immer schnelleren Laufen, mit Gymnastik, Koordinationsübungen, und Steige-rungsläufen ein wichtiger Teil „der Arbeit“ sein. Am Ende sollen die Läufer „warm“ sein für den ersten schnellen Tempolauf oder das Rennen.

Die Chef-Bundestrainer der Disziplinbereiche müssen an die Spitze, wieder die „Führung der Heimtrainer übernehmen“, die Außergewöhnlichen unter den Trainern sein, sie nicht nur motivieren, sondern lehren, die Wettkampfgestaltung sichern, Wege weisen und unterstützen. Auch in dieser Hinsicht waren die 4 Jahre mit DLV-Cheftrainerin Annett Stein Stillstad, verlorene Jahre. Erfahrung bleibt aber auch das am Ende nicht die Trainer, sondern die Sportler Olympiasieger werden, die bei ihren Siegerinterviews oft alle, nur nicht ihren Trainer, loben.

Es gibt keine Wunder, keine Geheimnisse mehr, nur besseres Training Ihr dürft nicht aufgeben, die Fans wollen unsere Konkurrenzfähigkeit Coaches und ihre Läufer/innen müssen gemeinsam Erfolg wollen

Für Trainer im Leistungssport steht die fachlich-methodische-Führungskompetenz, die Organisationfähigkeit der umfangreichen Inhalte / Aufgaben, die für den Leistungs-fortschritt erforderlich sind, die Qualitätsüberwachung in der Ausführung der Trainings-inhalte, Herzblut, Begeisterung und Aufmerksamkeit „nicht nur während der Einlauf-arbeit“ ganz oben auf dem Weg zu Erfolgen. Ihr Wissen muß wirken.

 

Trainer Kurt Ring und Miriam Dattke – Foto: privat

Am besten wäre, wenn „Ihre Läufer/innen“ nach jeder Trainingseinheit verbessert nach Hause gehen und überzeugt ihre Regenerations-Aufgaben erledigen. Die W i r-Atmosphäre ist dafür besonders wichtig, das bedeutet aber zugleich immer die unter-schiedlichen Begabungen der Einzelnen zu beachten. Nachdem die Technik erlernt ist, muß das Training schwerer, intensiver werden, Wirkung hinterlassen.

Läufer/innen brauchen den Willen zu gewinnen und ihre Bereitschaft, dafür hart zu trainieren. Ein guter Maßstab wären eine 8 – 12 oder 16 km-Trainings-Runde oder disziplinorientierte Intervalle, die immer schneller zu durchlaufen ist. Sie überzeugt sie von der Wirkung ihres Trainings.

Bleibe Mensch, überzeuge, motiviere, auch in der Durchsetzung anspruch-svoller Trainingsinhalte. Am besten ist, wenn das auch mal notwendige kleine Machtwort während des Trainings, gleich auf dem Weg in die Kabine „geklärt wird“. Schlechte Laune sollte man den Athleten nicht auf den Heimweg mitgeben, das nächste Training, der lange Lauf zu Hause allein, soll doch auch wirkungsvoll sein. Für das Handy und Gespräche mit Außenstehenden, eine nicht seltene Unart der Trainer, muß vor oder nach dem Training Zeit sein.

Wie die Trainer, müssen sich aber bauch Athleten/innen mehr Gedanken über die Wege machen, die sie zu ihren Zielen führen sollen
Wenn ein Trainer mit seinen Talenten Qualitätsarbeit abliefert, sollte er sich auch nicht unter Wert verkaufen. Sicher hat Ihnen Oma ihre Erfahrungen auch schon früh wissen lassen: „was wenig kostet, ist nichts wert“.

Von den Journalisten wird nicht so selten übersehen das es die „außergewöhnlichen unter den Super-Talenten, die Goldkörnchen“ gibt, von denen die Coaches unterein-ander schwärmen das sie „trotz Trainer“ gut werden. Wie damals Steffi Graf im Tennis, Franziska van Almsick im Schwimmen, Franz Beckenbauer im Fußball, Nils Schumann über 800m oder aktuell die Skiflieger Stefan Kraft und Andreas Wellinger. Aber eins wird von allen berichtet das sie schon sehr früh „zum Training gebracht wurden“. Trainer sollten ein Leben lang nach ihnen suchen.

Talent  Arbeiter  Olympiasieger  charakterisierte einmal sein ehemaliger Trainer Schuster den Aufstieg von Skispringer Andreas Wellinger, seine Klarheit in seinem Handeln ist sein Fundament

Wichtig ist, möglichst früh im Training von Läufern/innen zu erkennen, für welchen Streckenbereich das Talent geeignet ist. Genetisch bedingt, aber auch durch Training beeinflusst, verfügen Ausdauersportler über anteilig mehr Slow-Twitch-Fasern, erfolgreiche Sportler aus dem 400 / 800 m – Bereich und Sprinter über anteilig mehr Fast-Twitch-Fasern. Die Schnelligkeits-Schnellkraftfähigkeiten, die aerobe Kapazität und die Disziplin der Talente die in die Spitze „wollen“, entscheiden über spätere Erfolge auf den Strecken von 800m – 5000 m, im Hindernislauf oder im Marathon. Im Spitzenbereich beträgt der Aufwand der Weltbesten Mittelstreckler etwa 1200 Std./Jahr, der der Langstreckler um die 1500 Std./Jahr.

Trainer – Lehrer – Persönlichkeit – Motivator – Vorbild – Mensch

In den Jahren des Nachwuchs- und Hochleistungssports sind Trainer mit Baumeistern, Architekten vergleichbar, die die Pläne machen, vor Ort den Aufbau leiten und bei Talenten das anspruchsvolle Konzept auf der Bahn, im Wald oder im Kraftraum durchsetzen und gleichzeitig die Aufgaben des Regenerations-Pakets überwachen. Der Trainer darf nicht länger, wie im Fußball, der Schuldige sein, wenn seine Athleten/innen ihr Potential in wichtigen Momenten nicht bereit sind ihre Trainingsergebnisse zu präsentieren oder die dazu notwendige Siegermentalität nicht ausreichend verinnerlicht haben.

Trainer im Leistungs- oder Hochleistungssport sollten nicht glauben das nur Erfolge auf sie warten. Erwirb deshalb früh die Fähigkeit mit Deinen Läufern auch nach Niederlagen positiv, für sie hilfreich, umzugehen. Zu viele beachten nicht das jede/r junge Läufer/in „anders“ ist.

„Die Kindheit ist die Lebensphase, in der das meiste Wissen und Können angelegt wird. Deshalb sind große Investitionen in die frühe Bildung und in gute Lehrer wichtig. Die Gene sind der Rucksack und diesen Rucksack muss man füllen. Wer sein Gehirn nicht füttert und fordert sollte sich nicht wundern, wenn die Ergebnisse ziemlich übersichtlich bleiben“ (Hannah Monyer – „Das geniale Gedächtnis“)

Wenn Trainern im Kinder-, Jugend-, Leistungs- und Nachwuchsleistungssport nicht schon früh die erforderlichen materiellen und sportmedizinisch-physiotherapeutischen Bedingungen oder auch das Höhentraining zur Ausbildung zur Verfügung standen, sollte man sie bei „Unzufriedenheit mit den Ergebnissen“ nicht kritisieren oder sie sogar von ihren Aufgaben abberufen.

Lothar Pöhlitz

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*Lothar Pöhlitz – Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / 1959-1971 Trainer und Cheftrainer beim SC Chemie Halle / Verbandstrainer Nachwuchs / 1971 – 1979 Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums für Lauf – Trainingsmethodik des DVfL der DDR / 1979-1985 Sprint-Trainer beim TSV Bayer 04 / 18 Jahre DLV-Bundestrainer 1980 – 1998 / zuletzt Teamleiter Marathon-Straßenlauf / 3x Olympia-Trainer für Deutschland / Langjährig Dozent an der Trainerakademie und DLV-Trainerschule / 4 Lauf-Fach-Bücher

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