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02
06
2025

Frederick Ruppert - Foto: LAV

ANMERKUNGEN ZUM DEUTSCHEN REKORD ÜBER 3000 m-HINDERNIS VON FREDERICK RUPPERT – Dr. Wolfgang Blödorn

By GRR 0

Ein Paukenschlag! Eine Leistungsexplosion! Dies sind wohl die Begriffe, mit denen man die Leistung über 3000 m-Hindernis von Frederik Ruppert bei der Diamond League in Rabat (Marokko) am Wochenende beschreiben muss.

Deshalb schreibt auch Jane Sichting auf Leichtathletik.de zu Recht von einem Deutschen Rekord in einer neuen Dimension. Ein Leistungssprung innerhalb eines Jahres von 13,59 Sekunden, d.h. ca. 1,8 Sekunden pro Runde im Schnitt, ist im Hochleistungssport außerordentlich.

Aber nicht nur Ruppert lässt die deutsche Leichtathletik in der noch jungen Saison im Lauf aufhorchen. Neben Ruppert stellte sein Hinderniskonkurrent, Karl Bebendorf, mit 5:20,03 Minuten in Dresden vor wenigen Tagen eine neue deutsche 2000 m-Hindernisbestzeit auf.

Die Hinderniskollegin Lea Meyer blieb in Los Angeles zum ersten Mal mit 14:58,85 Minuten unter der 15 Minuten-Marke. Und auch Jana Marie Becker legte in Chorzów mit 2:02,13 Minuten einen großartigen Saisoneinstand hin. Was hat sich in diesem Winter beim DLV im Training verändert, dass diese Ergebnisse möglich wurden und der Lauf ins Rampenlicht rückte?

Nun wissen nur Ruppert und sein Trainerteam genau, wie er im vergangenen Winter trainiert hat, damit solche Leistungssprünge möglich sind. Es scheint daher ein Blick auf seine persönlichen Bestleistungen sinnvoll, um den neuen 3000 m-Hindernisrekord bewerten zu können. In diesem Zusammenhang bietet es sich an, Rupperts persönlichen Bestleistungen mit denen des Weltrekordlers über 3000 m-Hindernis, Lamecha Girma, zu vergleichen.

Diese Überlegungen stehen nicht im Widerspruch zur erbrachten Leistung, sondern suchen im Gegenteil nach Erklärungen für das beobachtete Phänomen. Im Hochleistungssport ist es legitim, außergewöhnlich starke Leistungssteigerungen einer kritischen Reflexion zu unterziehen.

Tab.: Vergleich der persönlichen Bestleistungen von Ruppert und Girma (Quelle: world athletics und LADV vom 26.05.2025)

Die Tabelle macht deutlich, Ruppert weist gegenüber Girma besonders auf der 3000 m-Distanz flach und über 5000 m große Zeitdifferenzen auf. Auf diesen Zubringerstrecken für die 3000 m-Hindernis scheint Ruppert noch große Reserven zu besitzen, die es zu heben gilt. Insofern ist Rupperts Leistungssprung über 3000 m-Hindernis schon erstaunlich.

Vergleicht man die Zeiten von Ruppert und Girma über 3000 m flach und 3000 m-Hindernis, dann fällt auf, die Zeitdifferenzen von Ruppert (ca. 15 Sekunden) und Girma (ca. 29 Sekunden) fallen ebenfalls deutlich auf. Ruppert hat nur ungefähr die Hälfte der Zeit über die 28 Hindernisse und 7 Wassergräben gegenüber Girma verloren. Besitzt Ruppert gegenüber Girma eine sehr viel bessere, ungewöhnlich gute Hindernistechnik?

Als Differenz zwischen der Zeit über 3000 m flach und der Hinderniszeit werden i.d.R. 20 bis 30 Sekunden, je nach Qualität der Hindernistechnik, angenommen. Man darf daher, auch im Zusammenhang mit der Tabelle annehmen, dass Rupperts Zubringerleistungen bei weitem noch nicht ausgereizt sind und er über 3000 m an die 7:40 Minuten heranlaufen oder gar darunter laufen kann.

Bei einer zugrunde gelegten 3000 m-Zeit von nun 7:40 min ergeben sich für Ruppert Durchschnittswerte für eine 1500 m-Leistung von ca. 3:32 min bzw. für die 5000 m-Leistung von ca. 13:08 min. Die Zeitdifferenzen in der Tabelle würden damit sichtbar geschrumpft. Grundlage für diese Hochrechnung sind die Durchschnittswerte eines Geschwindigkeitsverlustes aus den deutschen Bestenlisten von 1980 bis 2022.

In dem hier vorgestellten, berechneten Anforderungsprofil stehen die 1500 m- und die 5000 m-Leistung in einer Wechselbeziehung zur 3000 m-Zeit. Dies meint, ist die notwendige 1500 m-Zeit für die 3000 m-Leistung schlechter wie eben vorgestellt, kann sie durch eine bessere 5000 m-Zeit kompensiert werden. Dies gilt auch umgekehrt.

Für eine abschließende Bewertung der sportlichen Entwicklung von Ruppert und den anderen Läuferinnen und Läufern im DLV wird der weitere Saisonverlauf von großem Interesse sein.

Tragen die Leistungsentwicklungen dazu bei, die bisher außergewöhnlichen Leistung in ein dauerhaftes Leistungsniveau zu überführen und die geweckten Erwartungen zu erfüllen.

Dr. Wolfgang Blödorn

Ist der Crosslauf noch zeitgemäß? Von Dr. Wolfgang Blödorn in der Bayerischen Laufzeitung

 

 

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