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16
05
2023

Michael Reinsch von der FAZ - Foto: Horst Milde

Ankündigung von Nancy Faeser: Keine Visa für russische Athleten – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

By GRR 0

Innenministerin Nancy Faeser kündigt an, russischen und belarussischen Sportlern werde Deutschland keine Visa für Wettkämpfe erteilen. Außerdem regt sie eine Berliner Olympiabewerbung an.

Der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) bestärkte, dass die Landesminister sie einstimmig und ausdrücklich unterstützten. Athleten aus Russland und Belarus sollen nicht die Möglichkeit erhalten, über Deutschland in den Schengen-Raum einzureisen. Kriegstreiber Russland dürfe Sportereignisse nicht als Bühne für seine Propaganda nutzen, sagte Faeser.

Faeser für Olympia in Berlin 2036

Das IOC und dessen Präsident Thomas Bach haben den Verbänden empfohlen, den Ausschluss der Athleten von internationalen Wettkämpfen wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine aufzuheben. Der Ausschluss allein wegen der Herkunft aus Russland und Belarus diskreditiere die betroffenen Athleten. Sie dürften nicht für das Handeln ihrer Regierung verantwortlich gemacht werden und sollten die Chance erhalten, als neutrale Athleten an Qualifikationswettbewerben für die Olympischen Spiele von Paris 2024 teilzunehmen. Das IOC beruft sich auf eine Mehrheit seiner Mitglieder und der Nationalen Olympischen Komitees. Über die Zulassung von Russen und Belarussen zu den Spielen im kommenden Jahr hat es noch nicht entschieden.

Ein Gutachten der Juristin Patricia Wiater von der Universität Erlangen-Nürnberg, das der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in Auftrag gegeben hat, widerspricht der Argumentation des IOC. Die bedingte Wiederzulassung mit dem Zweck, einer kriegspropagandistischen Instrumentalisierung der Wettkämpfe entgegenzutreten und deeskalierend auf das Kriegsgeschehen einzuwirken, sei nicht in gleichem Maße geeignet wie der Ausschluss russischer Sportlerinnen und Sportler, schreibt sie. Dieser könne zudem der Wahrung der Menschenrechte ukrainischer Athleten dienen. Veranstalter in Deutschland und Polen haben bereits Wettkämpfe abgesagt, um nicht russische Athleten empfangen zu müssen.

Am Vorabend der Konferenz hatte Faeser sich dafür ausgesprochen, 2036 Olympische Spiele in Berlin zu veranstalten. Sinngemäß regte sie auf einer Veranstaltung von „The Pioneer“ am Donnerstag an, so die Olympischen Spiele von 1936 in Berlin historisch und politisch aufzuarbeiten. „Es waren furchtbare Spiele 1936. Die Nazis haben dort die Spiele veranstaltet und wollten sich selbst präsentieren.“ Sie halte es für vorstellbar, dies an dem Ort zu tun, „wo Ausgrenzung, wo diese furchtbare Missachtung der Menschlichkeit stattgefunden hat“.

Faesers Vorgänger Horst Seehofer (CSU) hatte diese Vorstellung abgelehnt. „Wie würde man das in der Welt sehen?“, sagte er der F.A.Z.: „Die Deutschen feiern hundertjähriges Jubiläum bezogen auf die Nazi-Olympiade? Das kann nicht sein.“

Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Freitag, dem 12. Mai 2023

Michael Reinsch

Korrespondent für Sport in Berlin.

author: GRR