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Anämien und Laufsport – Dr. Dr. med. Lutz Aderhold
Nicht selten wird Läuferinnen bei einer Routineuntersuchung mitgeteilt, dass bei ihnen ein Eisenmangel und Blutarmut (Anämie) vorliegen. Bei Frauen wird häufig der Blutverlust durch die Menstruation dafür verantwortlich gemacht.
Kommen noch Anzeichen wie Müdigkeit und Blässe hinzu steht für die meisten Ärzte die Diagnose Anämie fest. Am häufigsten sind jugendliche Läuferinnen betroffen. Vegetarische Ernährung und der Verzicht auf Fleisch begünstigen einen Eisenmangel.
Aber auch Läufer sind davon betroffen.
Als mögliche Erklärung dafür kann der Verdünnungseffekt des Blutes durch ein erhöhtes Plasmablutvolumen bei gut trainierten Ausdauersportlern dienen (Pseudoanämie oder unechte Sportleranämie). Messtechnisch kommt es dann zu einer Hämoglobinabnahme infolge Hämatokrit-Abnahme und zur Fehldeutung als Blutarmut (Friedmann 2001; Graf 2014).
Es handelt sich dabei um einen Anpassungsprozeß, der die Fließeigenschaft des Blutes und die Kapillargängigkeit der Erythrozyten verbessert. Gleichzeitig kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung der Hormone Aldosteron, Vasopressin und Renin, was zu einer Zurückhaltung von Natrium-Ionen und Wasser und damit zu einer Volumenvermehrung führt. Auch die Thermoregulation wird damit über ein vermehrtes Schwitzen erleichtert.
Läufer haben allerdings häufig eine Eisenunterversorgung (Aderhold und Weigelt 2012). Durch das Laufen auf hartem Untergrund kommt es zur mechanischen Zerstörung von Erythrozyten in den Fußsohlen und rotbrauner Verfärbung des Urins (Marschhämoglobinurie).
Vor allem bei längeren Strecken kommt es zu einer signifikanten intravasalen Hämolyse. Unebener Untergrund kann diesen Effekt verstärken (Janakiraman et al. 2011). Außerdem geht dem Organismus Eisen über den Urin und den Schweiß verloren. Intensive sportliche Aktivität führt zur Minderdurchblutung des Magen-Darm-Trakts und der Nieren. Nicht selten treten dabei Magen-Darm- und Nierenblutungen auf. Durch die Einnahme von Schmerzmitteln wird dieser Effekt gesteigert.
Die echte Sportleranämie beruht meist auf einem Eisenmangel.
Therapie
Um die Diagnose einer Anämie zu stellen, bedarf es einer differenzierteren Diagnostik. Die Unterversorgung mit Eisen lässt sich am Abfall des Serumferritins feststellen. Das Ferritin informiert über den Füllungszustand der Eisendepots. Bei Ferritin-Werten von unter 30 microg/l wird eine Eisensubstitution empfohlen.
Auch kann die Bestimmung der löslichen Tranferrinrezeptoren (TrR) eine verlässlichere Aussage über das Vorliegen einer Eisenmangelanämie ermöglichen. Hinweise auf einen Eisenmangel sind erniedrigte Werte für Ferritin, Serumeisen, Hämoglobin, Hbe (Hämoglobingehalt des Erythrozyten), MCV (mittleres Volumen eines Erythrozyten) und Hämatokrit.
Die Eisenbilanz kann durch die längerfristige Einnahme eines Eisenpräparates unter ärztlicher Kontrolle wieder ausgeglichen werden. In einzelnen Fällen können auch Infusionen angezeigt sein.
Auch vor einem Höhentraining ist auf eine gute Eisenversorgung zu achten. Bei streng vegetarischer Ernährung kann sich durch einen Vitamin B12-Mangel auch eine perniziöse Anämie (Reifungsstörung der Erythrozyten) entwickeln.
Dr. Dr. med. Lutz Aderhold
Literatur:
Aderhold L, Weigelt S. Laufen! … durchstarten und dabeibleiben – vom Einsteiger bis zum Ultraläufer. Stuttgart: Schattauer 2012.
Friedmann B. Sportleranämie. Dtsch Z Sportmed 2001; 52: 262-3.
Graf C. Sport- und Bewegungstherapie bei Inneren Krankheiten. Lehrbuch für Sportlehrer, Übungsleiter, Physiotherapeuten und Sportmediziner. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag 2014.
Janakiraman K, Shenoy S, Sandhu JS. Intravascular haemolysis during prolonged running on asphalt and natural grass in long and middle distance runners. J Sports Sci 2011; 29: 1287-92.
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