
Silvesterlauf in Bietigheim ©Wilfried Raatz/ wus-media
Alina Reh vor viertem Silvesterlaufsieg? 19jähriges Lauftalent wird sich allerdings den Angriffen der Etablierten Fabienne Amrhein und Melina Tränke erwehren müssen – Wilfried Raatz berichtet
Mit 19 Jahren ist Alina Reh längst eine feste Größe beim Bietigheimer Silvesterlauf, der bei der 36. Auflage am letzten Tag des Jahres 2016 auf 3.500 Starter hoffen kann und damit einmal mehr der größte Silvesterlauf in Süddeutschland ist.
Die zweifache U20-Europameisterin über 3000 m und 5000 m ist nach 2013, 2014 und 2015 erneut am Start – und einmal mehr die erklärte Favoritin der Frauenkonkurrenz im Kampf um den Silvesterlaufsieg, wenngleich mit den längst etablierten Fabienne Amrhein und Melina Tränkle starke Konkurrenz wartet.
Bei den Männern ist das Rennen wie schon in den Vorjahren weitgehend offen, möglich ist dabei ein erneuter Sieg für den erst 22jährigen Simon Boch, allerdings müsste er dabei starke Gegner wie den 10.000 m-Jahresbesten Timo Göhler, Halbmarathonmeister Mitku Seboka, Marathonmeister Markus Schöfisch oder Julian Flügel schlagen.
Gewinner jedenfalls sind beim großen Laufspektakel in der Bietigheimer Altstadt und den Enzauen 3.500 Läufer, die sich über die frenetische Anfeuerung von Tausenden von Zuschauern getreu dem Motto „Happy Running“ sicher sein dürfen.
Vor den Toren der baden-württembergischen Landeshauptstadt hat sich in Bietigheim-Bissigen ein Silvesterlauf der Güteklasse etabliert – und ist in einem Atemzug mit den Silvesterläufen in Trier oder von Werl nach Soest zu nennen.
Maßgeblichen Anteil daran hat ein rühriges Organisationsteam der LG Neckar-Enz unter der Federführung von Gerhard Müller, dem Geschäftsführer des Leichtathletik-Landesverbandes.
Man setzt im Württembergischen bewusst auf leistungsstarke deutsche Läufer, die auf dem atmosphärischen Laufsteg gehörig Gas geben. In den letzten drei Jahren war dies vornehmlich Alina Reh, die auf dem profilierten Zwei-Runden-Kurs eindrucksvolle Belege ihres außergewöhnlichen Lauftalentes abliefern konnte.
Nur drei Wochen nach ihrem etwas unglücklich verlaufenen Start bei den Cross-Europameisterschaften in Chia (Italien), bei dem sie nach einem schwachen Start die Bronzemedaille um wenige Meter verpasste, steht sie einmal mehr im Fokus der Öffentlichkeit.
Doch wie kaum eine der Konkurrentinnen kennt die für den SSV Ulm 1846 startende zweimalige GRR-Nachwuchs-Preisträgerin den Parcours.
Ihre stärksten Konkurrentinnen stehen mit Fabienne Amrhein (MTG Mannheim), zuletzt als beste Deutsche auf Rang 21 der Cross-EM gelandet, und Melina Tränkle (LG Region Karlsruhe), der Zweiten der 10 km- und Dritten der Halbmarathonmeisterschaften, parat.
Zum weiteren Spitzenfeld gehören außerdem Isabel Leibfried (TSG Heilbronn), Mareike Bechtloff (ASV Erfurt), Veronica Hähnle-Pohl (TSG Heilbronn), Regina Salinas (ASICS Team Memmert) und Simone Raatz (ASC Darmstadt).
Wer kommt 2016 nach 11,1 km als Tagesschnellster zurück zur Sporthalle am markanten Viadukt?
Gelingt Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) ein ähnlicher Coup wie 2015, als er als weitgehender Nobody das Rennen mit einem mutigen Endspurt für sich entscheiden konnte. Der 22jährige gebürtige Schwarzwälder, zuletzt nach einem starken Rennen beim Darmstadt-Cross für die Cross-EM qualifiziert, ist jedenfalls nach einem durch Verletzungen weitgehend geprägten Jahr zum Saisonausklang prächtig in Schuss – und könnte wiederum für eine Überraschung sorgen.
Etwas dagegen dürfte jedoch ein halbes Dutzend leistungsstarker Läufer haben, allen voran der 10.000 m-Jahresbeste Timo Göhler (ASICS Team Memmert), der aus Äthiopien stammende dreifache deutsche Langstreckenmeister Mitku Seboka (LAC Quelle Fürth), der Überraschungs-Marathonmeister Markus Schöfisch (SC DHfK Leipzig), Fabian Clarkson (SCC Berlin), der Marathon-Olympiastarter Julian Flügel, der mehrfache Rennsteigsieger Marcel Bräutigam und Simon Bochs Vereinskollege Jonas Koller.
Zahlreiche Bands heizen die 3500 Läufer dabei ebenso unentwegt ein wie die in dichten Reihen stehenden Zuschauern im Enzstädtchen mit dem Doppelnamen. Ob im Eishockey, Handball oder in der Leichtathletik, vor den Toren Stuttgarts wird 364 Tage feiner Sport geboten. Am letzten Tag des Jahres zudem ein herausragender Querschnitt von Spitzen- und Breitensport.
Neben den fachkundigen Moderatoren Michael Kloiber, Michael Joos, Achim Seiter und erstmals der diesmal leider verletzt zuschauenden Vorjahreszweiten Annett Horna sind Guggemusiker, Orchestermusiker und Sambatrommler unterwegs, damit das Sportjahr 2016 in bester Stimmung abgeschlossen werden kann.
Wilfried Raatz