
Friedhelm Boschulte (m.) und die "Nacht von Borgholzhausen © Die Nacht von Borgholzhausen
Ärger über die Lauf-Maut – Vervierfachung der Verbandsabgabe geplant – Protest in Paderborn – Frederik Voss und Hans Peter Tipp im Westfalen-Blatt
Friedhelm Boschulte aus Borgholzhausen ("Die Nacht von Borgholzhausen"), eine Ikone der Leichtathletik und des Laufsports in diesem Land, hat aus Verärgerung über die Sturheit und Kompromißlosigkeit des Landesverbandes und des DLV seinen Startpaß – als symbolischen Akt – nach Kaiserau zurückgeschickt und ist damit nicht mehr im DLV. Auch die Fördermitgliedschaft bei den Freunden der LA hat er aufgekündigt. Das ist schon ein schwere Backpfeife für den Verband, für den er jahrelang gearbeitet hat!
Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"
Er hat 1970 den Leichtathletik-Verein in Borgholzhausen gegründet und war demzufolge bis 2014 dessen Vorsitzender. Jetzt ist er „Ehrenvorsitzender“ des LC Solbad Ravensberg. 1976 begründete er die berühmte "Nacht von Borgholzhausen" bei Fackellicht, die jetzt von den Nachfolgern fortgesetzt wird (dieses Jahr 40. Auflage). In dieser ganzen Zeit war Friedhelm bei mehr als 100 Veranstaltungen des Vereins massgeblicher Hauptorganisator.
2016 wird Borgholzhausen keine Läufe mehr beim Verband anmelden. Sie freuen sich schon darauf, wenn der FLVW den Verein verklagt und die Gebühren einzutreiben versucht.
Für den DLV ist dies, wenn die treuesten, motiviertesten und verdienstvollsten Mitglieder wie Friedhelm Boschulte, den Verband verlassen, ein ungeheurer Verlust – um nicht zu sagen eine Katastrophe – der nicht wieder gutzumachen ist.
Horst Milde
Paderborn(WB). In Massen haben die Osterläufer in Paderborn dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) die Gelbe Karte gezeigt. »Stoppt die Lauf-Maut«, hieß es am Stand der German Road Races (GRR), der Interessensvereinigung von 63 Straßenläufen mit 250 000 Startern.
Seit der DLV beschlossen hat, von 2016 an für jeden Aktiven über 18 Jahren, der irgendwo bei einer Laufveranstaltung in Deutschland die Ziellinie überquert, eine pauschale Gebühr von einem Euro zu erheben, läuft die Szene regelrecht heiß.
»Für mich ist diese Erhöhung um bis zu 300 Prozent eine Abzocke ohne Gegenleistung«, schimpfte GRR-Vorstandsmitglied Sascha Wiczynski (37), der Macher des Salzkotten-Marathons.
Hunderte Sportler trugen sich in Paderborn in die Protestlisten ein. Sie befürchteten, dass sie künftig mit höheren Startgebühren die Zeche zahlen müssen. Natürlich lag die Vermutung nahe, dass der DLV, dem im Vorjahr 18.189 Mitglieder den Rücken gekehrt haben (- 2,13 Prozent), sich einfach bei der boomenden Laufsparte – 2014 geschätzt zwei Millionen Teilnehmer in Deutschland an mehr als 3.500 Läufen – bedient.
»Der Verband kassiert ab und macht faktisch nichts«, kritisierte Wiczynski.
Bislang müssen in Westfalen 25 Cent pro Zieleinlauf bezahlt werden. Künftig soll diese Gebühr, die von Landesverband zu Landesverband differiert, nicht nur vereinheitlicht und teilweise vervierfacht werden. Der DLV will zudem bei »Wilden Läufen« die Hand aufhalten können.
Grundlage ist das Urteil des OLG Düsseldorf, das am Beispiel eines nicht angemeldeten Triathlons entschieden hatte, dass auch solche Wettbewerbe gebührenpflichtig seien.
Die Begründung des DLV bleibt schwammig: »Die eingenommenen Gelder sollen ausschließlich in den Sport reinvestiert werden und sind damit am Gemeinwohl orientiert«, heißt es auf der Homepage des FLVW. Aber vor allem Veranstalter kleinerer, ehrenamtlich geprägter Läufe fürchten um die Existenz. Prozentual wird sie eine Erhöhung heftiger treffen als die großen kommerziellen Anbieter.
Friedhelm Boschulte, der erfahrene Lauforganisator des LC Solbad Ravensberg, ärgerte sich vor allem über die fehlende Gegenleistung des Verbandes.
Er sagte in Paderborn: »Wir Veranstalter müssen uns um alles selbst kümmern: Kampfrichter, Streckenvermessung: All das ist unsere Sache, und für den Eintrag in die Laufkalender der Verbände müssen wir obendrein auch noch bezahlen".
« Er forderte, Zeichen zu setzen: Boschulte: »Ich habe das bereits getan und meinen DLV-Startpass an den Verband zurückgeschickt.«
Was sonst könnte den DLV noch zu einer Umkehr bewegen? Noch einmal Sascha Wiczynski: »Das größte Druckmittel dürfte es sein, wenn möglichst viele Veranstalter ihre Läufe für 2016 nicht beim Verband anmelden.« So werde er »Stand jetzt« auch mit dem Salzkotten-Marathon verfahren: »Die 750 Euro können wir besser investieren.«
Laut Wiczynski spielen beispielsweise die Organisatoren von 23 der 25 Läufe des Hochstift-Cups, der größten Laufserie in den Kreisen Paderborn und Höxter, zurzeit mit dem Gedanken, ihre Veranstaltung nicht mehr anzumelden. Einzelne haben bereits Konsequenzen gezogen – wie der HTSV Leiberg in der Stadt Bad Wünnenberg, der aus Verärgerung über die Gebührenpolitik seinen Austritt aus der Fachschaft Leichtathletik im FLVW erklärt hat.
Gelaufen wird am 18. April im Aftetal dennoch Richtung Pestfriedhof – aber erstmals »wild«.
Im Namen der GRR skizzierte Wiczynski eine mögliche Kompromisslinie: »Eine Vereinheitlichung der Gebühr ist absolut sinnvoll. Dagegen kann niemand etwas haben. Unser Vorschlag liegt auf dem Tisch: Weg mit dem Euro. Stattdessen her mit einer moderaten Erhöhung auf 50 Cent mit der Maßgabe, dass das Geld der Straßen-Leichtathletik zu Gute kommt und der deutsche Nachwuchs in diesem Bereich gezielt gefördert wird. Wir sind gesprächsbereit.«
Ob die Verbandsseite das auch so sieht, dürfte sich am 29. April abzeichnen. Zu diesem Termin haben die nordrhein-westfälischen Dachverbände zu einer Informationsveranstaltung mit Diskussion nach Duisburg eingeladen.
Frederik Voss und Hans Peter Tipp im Westfalen-Blatt, Donnerstag, dem 9. April 2015
Die gesamte Seite mit dem Beitrag aus dem Westfalen-Blatt – mit einem Foto mit Sascha Wiczynski und Winfried Aufenanger in Paderborn am GRR-Stand – ist als pdf im Anhang ganz hinten am Ende der links zu finden!
Hier die Online-Petition zum Unterstützen gegen die DLV-LAUFMAUT:
Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"
German Road Races e.V. (GRR) auf facebook:
https://de-de.facebook.com/germanroadraces
German Road Races e.V. (GRR) auf twitter:
https://twitter.com/germanroadraces
Themengleich:
AktRechtliche Grundlagen für die Erhebung von Finisher-Gebühren durch den DLV bei Volks- und Straßenläufen – RA Markus Grigat – Eine gesetzliche Grundlage für die Erhebung der Finisher-Gebühr existiert nicht.
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Kommentar zur neuen DLV Gebühr ab 2016: Hast Du mal einen Euro? Klaus Duwe von Marathon4you.de
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DLV-Gebühr – Geplante „Lauf-Maut“ verärgert
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