Untersuchungen in den USA belegen außerdem, dass Nüsse vor Herz-Kreislauf-Krankheiten schützen können. An einer Studie nahmen mehr als 30 000 Adventisten teil, Mitglieder einer christlichen Religionsgemeinschaft. Je mehr Nüsse die Adventisten aßen, umso seltener starben sie an einem Herzinfarkt.
Für eine Handvoll Nüsse – Dr. Hartmut WEWETZER (Der Tagesspiegel) fahndet nach guten Nachrichten in der Medizin. Heute: Gesünder knabbern
Einer meiner Kollegen ist seit neuestem versessen auf Nüsse. Wenn wir gemeinsam im Supermarkt einkaufen, steckt er immer erst eine Dose mit Cashewnüssen und eine Packung Erdnüsse in den Einkaufswagen. Zurück im Büro, schiebt er sich ein paar Cashews hinter die Kiemen und prahlt mit seiner vom Winterspeck befreiten Bauchdecke:
„Das kommt von den Nüssen, mein Lieber!“
Zugegeben, eine leckere Knabberei sind sie schon. Aber Nüsse als Schlankmacher? Zumindest bei uns gelten sie doch wohl eher als Kalorienbomben, von denen man tunlichst die Finger lassen sollte. Anders in Amerika. Dort hat man umgedacht und ist inzwischen der Ansicht, dass eine Handvoll Nüsse täglich Herz und Kreislauf guttun.
Vielleicht helfen sie sogar beim Abnehmen. Aber der Reihe nach.
Sie sind auch gesund
Wahr ist: Nüsse sind Energiepakete. Ihr hoher Fettgehalt macht sie kalorienreich. Aber sie sind auch gesund. Sie enthalten viele ungesättigte Fettsäuren, Proteine, Ballaststoffe und so nützliche Substanzen wie Folsäure, Vitamine und Flavonoide. Und wie sich überraschenderweise zeigt: Nussesser sind trotz des hohen Kaloriengehalts ihrer Lieblingsfrüchte im Schnitt schlanker als Leute, die dem Schalenobst die kalte Schulter zeigen.
Vielleicht liegt das daran, dass Nüsse recht gut sättigen. Mein pünktlich zum Frühling abgespeckter Kollege scheint also recht zu haben: Nüsse helfen beim Abnehmen.
Untersuchungen in den USA belegen außerdem, dass Nüsse vor Herz-Kreislauf-Krankheiten schützen können. An einer Studie nahmen mehr als 30 000 Adventisten teil, Mitglieder einer christlichen Religionsgemeinschaft. Je mehr Nüsse die Adventisten aßen, umso seltener starben sie an einem Herzinfarkt.
Wer ein- bis viermal pro Woche Mandeln, Pistazien & Co. vertilgte, dessen Risiko für einen tödlichen Herzinfarkt sank um ein Viertel. Und wer täglich Nüsse knabberte, bei dem ging die Gefahr sogar um fast 60 Prozent zurück. Eine zweite Studie, an der Zehntausende von Krankenschwestern teilnahmen, ergab, dass Frauen, die 140 Gramm Nüsse und mehr pro Woche verputzten, 40 Prozent seltener einem Herzinfarkt erlagen.
Herzschützender Effekt
Nüsse senken den Cholesteringehalt des Blutes, insbesondere auch des „schlechten“ LDL-Cholesterins. Das dürfte eine wesentliche Ursache für ihren herzschützenden Effekt sein. Außerdem gibt es Hinweise, dass Nüsse das Diabetesrisiko mindern und die Blutgefäße geschmeidig und durchlässig halten. Nüsse runden unsere Ernährung ab. Man kann sie praktischerweise direkt aus der Tüte futtern, ins Müsli mischen oder über den Salat streuen. Ganz einfach!
Als besonders empfehlenswert gelten nach Ansicht der US-Lebensmittelbehörde FDA Walnüsse (reich an gesunden Omega-3-Fettsäuren), Mandeln, Erdnüsse, Haselnüsse, Pecannüsse und Pistazien.
„Nuts“ heißt auf englisch nicht nur „Nüsse“, sondern auch „verrückt“.
Verrückt nach Nüssen? Warum nicht!
Also, let’s go nuts. A little bit.
Dr. Hartmut Wewetzer
leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegels
Der TAGESSPIEGEL,
Sonntag, dem 11. März 2007
Sonntag@Tagesspiegel.de
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