Blog
22
06
2007

Eines vorneweg: wer bis heute nicht genug trainiert hat für den Halbmarathon beim 14. Stuttgarter-Zeitung-Lauf am Sonntag, dem helfen auch die folgenden Ratschläge des Tübinger Sportmediziners Andreas Nieß nichts mehr. Für Untrainierte, die unbedingt beim größten Breitensportereignis im deutschen Südwesten teilnehmen wollen, gibt es nur einen Rat: Bitte nicht über die 21 Kilometer starten!

Stuttgarter Zeitung Lauf: Gutes Laufwetter, weniger Risiko / Wichtige Gesundheitstipps – Stefanie Keppler in der Stuttgarter Zeitung

By GRR 0

STUTTGART. Der Wettergott scheint es gut mit den 23 000 Teilnehmern am 14. StZ-Lauf am Wochenende zu meinen. Die Meteorologen sagen Temperaturen um 20 Grad mit leichten Regenschauern vorher.
Der Sportmediziner Andreas Nieß gibt Tipps für den Lauf.

Eines vorneweg: wer bis heute nicht genug trainiert hat für den Halbmarathon beim 14. Stuttgarter-Zeitung-Lauf am Sonntag, dem helfen auch die folgenden Ratschläge des Tübinger Sportmediziners Andreas Nieß nichts mehr. Für Untrainierte, die unbedingt beim größten Breitensportereignis im deutschen Südwesten teilnehmen wollen, gibt es nur einen Rat: Bitte nicht über die 21 Kilometer starten! Da ist auch der SV-Lauf über sieben Kilometer oder der Walking/Nordic-Walking-Wettbewerb eine große Herausforderung. Und ein Erfolgserlebnis hat man auch nach sieben Kilometern – vor allem beim Zieleinlauf ins Daimlerstadion.

Fast ¸¸ideales Läuferwetter

Das Wetter: Die Prognosen sehen Temperaturen zwischen 18 und 20 Grad vorher. Laut Andreas Nieß ist das fast ¸¸ideales Läuferwetter". Die weniger gute Nachricht: sowohl beim Kids Day am Samstag wie auch bei den anderen Wettbewerben am Sonntag sind Regenschauer nicht ausgeschlossen. Der Ärztliche Direktor der Sportmedizin an der Uni Tübingen rät: ¸¸Regenkleidung nur beim Warmlaufen tragen – im Wettkampf ist ein Cape eher hinderlich. Das trockene Laufshirt dann erst kurz vor dem Start anziehen." Wichtig bei Regenwetter sind die richtigen Schuhe. ¸¸Nicht unbedingt Schuhe mit ganz glatter Sohle benutzen – wie sie etwa Wettkampfläufer tragen. Ich rate, regenerprobte Schuhe zu nehmen." Bei Regen ist auch das Risiko, sich Blasen zu holen, etwas höher. Deshalb Nieß" Tipp: empfindliche Stellen vorher tapen.

Der Sportmediziner sieht in leichtem Regen nicht unbedingt einen Nachteil: ¸¸Solange es nicht zu heftig schüttet, kann Nieselregen bei ansonsten angenehmen Temperaturen sogar helfen. Dadurch entsteht ein Kühleffekt, der schwitzbedingte Flüssigkeitsverluste verringert. Die Verdunstungskälte muss damit nicht allein vom Körper geleistet werden." Wichtig sei allerdings, dass man nach dem Lauf nicht zu lange im Ziel herumsteht, und sich möglichst schnell trockene Kleider anzieht. Ansonsten steigt die Infektgefahr.

Das Risiko: Bei den moderaten Temperaturen gibt es kein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Kollapse. Dennoch sind entlang der Strecke 250 Sanitäter, zehn Notärzte und zwölf Fahrzeuge für Notfälle im Einsatz. Zudem stehen im Halbmarathon alle 500 Meter Defibrillatoren zur Verfügung, die einen plötzlichen Herztod verhindern helfen können. ¸¸

1.50.000

Die aktuellen Zahlen bei den großen Marathonläufen zeigen, dass das Risiko bei 1:50 000 liegt, dass ein Läufer einen plötzlichen Herztod erleidet." In den meisten Fällen, sagt Nieß, liege die Todesursache bei vorbestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Eine eingehende Untersuchung beim Arzt ist vor dem Start sinnvoll. Ein Last-Minute-Check ist beim StZ-Lauf morgen noch bis 18 Uhr möglich. Allerdings ist dort kein umfassender Check-up möglich, sondern ¸¸nur eine Beratung, ob bei gesundheitlichen Problemen ein Start vertretbar ist", so Nieß.

Das Trinken: Wichtig ist es, nicht schon mit einem Flüssigkeitsmangel an den Start zu gehen. Also, bereits am Vortag ausreichend trinken. Größere Mengen koffeinhaltiger Getränke (Kaffee, schwarzer Tee, Cola) sowie Alkohol sind ungünstig, da sie eine harntreibende Wirkung haben und zu Flüssigkeitsverlust führen. Am Wettkampfmorgen sollten in der letzten Stunde vor dem Start etwa ein viertel Liter (Siebenkilometerlauf) beziehungsweise etwa ein halber Liter (Halbmarathon) getrunken werden.
Trotz der im Vergleich zum Vorjahr niedrigen Temperaturen ist es gerade für langsamere Läufer sinnvoll, beim Halbmarathon zu trinken. Man sollte die alle 2,5 Kilometer eingerichteten Verpflegungsstellen nutzen, pro Stunde jedoch maximal einen Dreiviertelliter zuführen. Über die 21 Kilometer ist zudem ein kleinerer Kohlenhydratanteil im Getränk ratsam – bei Kilometer zehn wird solch ein Getränk ausgegeben. Nach der Belastung sollte der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen werden. Hier bietet sich die bewährte Apfelsaftschorle an.

Kohlenhydratreiche Normalnahrung

Die Ernährung: In den Tagen vor dem Lauf rät Nieß zu einer kohlenhydratreichen Normalnahrung – also viel Kartoffeln, Nudeln, Reis und Vollkornprodukte. ¸¸Und am Vorabend keine fettreiche Kost." Ansonsten ist der Magen nicht genügend geleert.
Am Wettkampftag dann gilt der Grundsatz: Jeder richtet sich nach seiner eigenen individuellen Erfahrung. Zum Frühstück kann das ein Brötchen mit Marmelade oder Honig sein, gegen die übliche Tasse Tee oder Kaffee spricht nichts. Generell gilt: die üblichen Gewohnheiten beibehalten, bloß keine Experimente! Während des Laufs ist Nahrungsaufnahme nicht notwendig, dafür aber das Trinken eines kohlenhydrathaltigen Getränks (siehe oben).
Nach dem Lauf sollten die Energiespeicher rasch aufgefüllt werden – zunächst mit Kohlenhydraten, die schnell aufgenommen werden. Andreas Nieß sagt: ¸¸Spätestens zwei bis drei Stunden nach dem Lauf sollte man eine richtige Mahlzeit zu sich nehmen." Na dann: guten Appetit!

Stefanie Keppler
Stuttgarter Zeitung – Stadtausgabe,
Freitag, dem 22. Juni 2007

author: GRR

Comment
0

Leave a reply