Starker Einsatz und das Engagement der vielen ehrenamtlich arbeitenden Ärzte, den Kliniken, den vielen Mitarbeitern und Helfern des DRK und der Berliner Feuerwehr - Dank von Horst Milde
42,195 Kilometer Sicherheit beim real,- BERLIN-MARATHON
Der 30. real,- BERLIN-MARATHON 2003 stellte mit seinen Teilnehmerrekorden in allen Organisationssegmenten neue Herausforderungen. Im medizinischen Betreuungsbereich bedeutete dies, daß nicht nur ein linearer Organisations-Mehraufwand erforderlich war, sondern ein exponentieller. Neue logistische Überlegungen mußten dieser gewaltigen Läufer- und Skaterflut Sicherheit geben. Der Medical Director des real,- BERLIN- MARATHON Dr. Willi Heepe zusammen mit seinen Mitarbeitern und Kollegen erarbeiteten eine neue Struktur für die medizinische Versorgung des MARATHON.
Neue Wege wurden in diesem Jahr bei der medizinischen Betreuung beschritten. Die Leitung des Rettungswesen hatte die Berliner Feuerwehr übernommen, an der Spitze mit Wilfried Gräfling, dem Leitenden Branddirektor und Dr. Krause-Dietering, dem ärztlichen Einsatzleiter der Berliner Feuerwehr. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ist sowohl – wie in den letzten Jahren – in der medizinischen Versorgung als auch mit seinem Sanitätsdienst in den Medical Service des real,- BERLIN-MARATHON weiterhin integriert worden. Zusammen mit den Kliniken des Vivantes-Verbundes, der Charité, dem Bundeswehr-Krankenhaus und den DRK Kliniken wurde eine ausgeklügelte Logistik zum Wohle der Teilnehmer eingesetzt. Die Gesamtorganisation lag in der Hand des Sportmedizinischen Service (SMS), wissenschaftlich begleitet von Prof. Dr. Dietrich Andresen, Leiter der kardiologischen Kliniken Vivantes "Am Urban".
Die Veranstalter des 30. real,- BERLIN-MARATHON möchten sich hiermit öffentlich – auch im Namen der Teilnehmer – für den starken Einsatz und das Engagement der vielen ehrenamtlich arbeitenden Ärzte, den Kliniken, den vielen Mitarbeitern und Helfern des DRK und der Berliner Feuerwehr auf das allerherzlichste bedanken, trugen sie doch alle zum großen Erfolg des Jubiläumsmarathon maßgeblich bei.
Horst Milde und das MARATHON-Team.
Lesen Sie im folgenden einen Beitrag über die medizinische Betreuung beim real,- BERLIN-MARATHON aus LAUFZEIT – "Das Monatsjournal für alle Freunde des Laufens" – Nr.12/03 www.laufzeit.de
42,195 Kilometer Sicherheit
Um das Menschenmögliche zu tun, bedarf es eines äußerst disziplinierten und ausgeklügelten Systems der medizinischen Betreuung
Ein Rekordlauf ist Geschichte. Wahre Teilnehmerfluten verursachten in allen Segmenten der Organisation eine fieberhafte Suche nach neuen Wegen, um der Herausforderung gewachsen zu sein. Die medizinische Betreuung war davon nicht ausgenommen. Ansonsten nur im Zusammenhang mit schweren Verletzungen oder gar Toten in den Schlagzeilen – die Berliner Presse meldete diesmal lediglich nackte Zahlen:
1 Reanimation, 1.630 Erste-Hilfe-Leistungen, 85 Einsätze von Krankenwagen – will LAUFZEIT im Nachfolgenden einen etwas tieferen Blick hinter die Absperrungen der medizinischen Sicherstellung des größten deutschen Laufereignisses werfen.
„Nein, ich würde ihnen raten, nicht zu laufen. Ihr CRP-Wert ist noch zu hoch.“ Dr. Willi Heepe neigt den Kopf etwas nach links, klemmt dann das Handy zwischen Schulter und Ohr und blättert mit beiden Händen in den Unterlagen. „Sechzehn wird ausgewiesen und unter fünf müsste er liegen.“ Er nimmt das Handy wieder in die Hand. „Tut mir leid für sie. Ich hätte ihnen den Lauf gegönnt. Aber gehen sie am Sonntag bitte nicht an den Start. Das sind sie sich, ihrer Familie und uns schuldig.“
Eines von vielen Gesprächen, die der Medizinische Direktor des 30,- real BERLINMARATON in den drei Tagen unmittelbar vor dem großen Ereignis führt.
Auf der Marathonmesse kann sich jeder, der möchte, am Stand des „Sportmedizinischen Services“ (SMS) durchchecken lassen.
EKG, präventive Beratung sowie die Versorgung kleinerer Blessuren stehen an den so genannten „health points“ im Mittelpunkt. Gegen ein geringes Entgelt ist auch ein kleines Blutbild im Check enthalten, das nach wenigen Stunden vorliegt. „Die Virusinfektion, die im Körper war, ist nicht vollständig raus“, erklärt Heepe den hohen CRP-Anteil im Blut. Zehn Prozent derer, die in den Tagen der Marathon-Messe den medizinischen Service aufsuchen und sich überprüfen lassen, erhalten eine ähnliche Antwort. Zehn weiteren Prozent gegenüber – Heepe: „Wir bezeichnen den Anteil immer als Grauzone“ – werden Bedenken geltend gemacht und die Bitte ausgesprochen, den Lauf so schonend wie möglich zu absolvieren. Will heißen: langsames Bewältigen, keine Sprinteinlagen, kein Kampf um eigene Bestzeiten.
„Wir müssen versuchen, ohne Zwang eines ärztlichen Attestes – wie zum Beispiel beim Paris-Marathon – nur gesunde Menschen an den Start zu bringen“, erklärt Heepe die Bemühungen des Veranstalters und seines SMS-Teams bereits im Vorfeld. Dazu zählen nicht nur die Foren auf der Messe. Weit über 100 Informationsveranstaltungen für Ausdauerathleten und ein sich ständig ausweitendes Angebot an individueller medizinischer Beratung und Betreuung über das ganze Jahr hinweg sollen das Vorhaben unterstützen. Die Erfolge sind sichtbar: „Im Vergleich zu früher sind die Läufer besser informiert, besser vorbereitet, besser gekleidet und haben einen höheren Wissensstand“, stellt Heepe klar und fügt hinzu: „Es gibt trotzdem noch ausreichende Dussligkeit.“
Kein Abschnitt ohne Sani
Die rasant ansteigenden Teilnehmerzahlen beim BERLIN-MARATHON (2003: über 50.000 Aktive, zum Vergleich 1993: 17.285) erforderten auch neue Wege in der medizinischen Betreuung. Mit der Struktur vergangener Jahre, so ausgefeilt sie war, konnten die größeren Dimensionen der Veranstaltung nicht mehr bewältigt werden. Es wurde ein neues Führungsgremium im medizinischen Sektor geschaffen. Die sportmedizinische Organisation übernahm der Sportwissenschaftler Jürgen Lock. Die ärztliche Leitung verblieb in der Hand von Dr. Willi Heepe.
Die wissenschaftliche Begleitung und Betreuung wurde von nun an durch Dr. Lars Brechtel von der Sportmedizinischen Abteilung der Humboldt-Universität Berlin gesichert. Lock und Brechtel reisten im April 2003 nach London und studierten dort die Organisation der medizinischen Sicherstellung. „Wir haben dabei unser Augenmerk nicht nur auf die Vorteile, sondern auch auf die Probleme, die es dort gab, gelegt,“ stellt Jürgen Lock klar. Zurück organisierte das Team in relativ kurzer Zeit eine in der Welt wohl einzigartig zu nennende Kooperation der medizinischen Versorgung von Läuferinnen und Läufern.
Die einzelnen Komponenten sollten so diszipliniert und ausgeklügelt ineinander greifen, dass im Falle eines Falles alles Menschenmögliche getan wird, um einem Unfall oder anderen Komplikationen optimal zu begegnen. Die Leitung der Notfallrettung ging in die Hände der Berliner Feuerwehr über, die auch mit 20 Reanimationsteams an der Strecke präsent war. Das Deutsche Rote Kreuz Berlin (DRK) wurde mit seiner medizinischen Versorgung wie auch mit seinem Sanitätsdienst direkt in den medizinischen Service der Veranstaltung integriert.
Um an der Strecke die Dichte der medizinischen Betreuung zu erhöhen, wurden mehrere Berliner Kliniken gewonnen, die mit eigenen Kapazitäten – Pflegepersonal wie Ärzten – Sicherstellungsaufgaben übernahmen. Fünf Standorte wurden so von den Kliniken des Vivantes-Verbundes betreut, zwei Standorte von der Berliner Charité, zwei Standorte von den DRKKliniken Köpenick und Westend und ein Standort vom Bundeswehrkrankenhaus Berlin. Ausgebaut wurde die Streckenbetreuung mit motorisierten Ärzten wie auch mit Medizinern per Fahrrad. Nur so konnte eine Dichte der medizinischen Versorgung erreicht werden, die zum Beispiel ab Kilometer 25 gewährleistete, dass jeder Läufer, jede Läuferin – wenn notwendig – innerhalb von drei Minuten medizinisch hätte versorgt werden können.
Die Reanimation bei Kilometer 34 konnte nur deshalb erfolgreich sein, weil sofort Rettungskräfte zur Stelle waren. Und auch das gab es vorher noch nicht: Über die gesamte Strecke verteilt standen für den Notfall mobile AED-Geräte, die vom Unternehmen Philips im Rahmen einer Studie zur Verfügung gestellt wurden, bereit. Die automatisch kontrollierten elektrischen Defibrillatoren – sie richten den Herzmuskel wieder auf einheitlichen Schlagimpuls aus – können beim plötzlichen Herztod lebensrettend sein. Insgesamt „dienten“ in der beeindruckenden medizinische „Streitmacht“ zur Gewährleistung des BERLIN-MARATHON am 27. und 28. September 2003 mehr als 500 Menschen, darunter direkt am Kurs und im Ziel:
58 Ärzte, 140 DRK-Rettungsassistenten und -Rettungssanitäter, 160 DRK-Sanitäter, 30 weitere Pflegekräfte und 50 Angehörige des medizinischen Dienstes der Berliner Feuerwehr.
Mit allem rechnen
28. September, 9.20 Uhr, Rosenthaler Platz, zwischen Kilometer neun und zehn: Die Spitze ist noch nicht in Sicht. Links und rechts der abgesperrten Strecke sammeln sich die Zuschauer. Im Hintergrund ist ein größeres Zelt zu sehen. Eine von zwölf Unfallhilfsstellen direkt an der Strecke. Rettungssanitäter Jens Quade vom DRK-Kreisverband Müggelspree ist hier der Einsatzleiter. In dem noch leeren Zelt ist alles vorbereitet: Liegen, Verbandsmaterial, Getränke. Ein Arzt, zwei Rettungsassistenten, drei Rettungssanitäter und neun DRK-Sanitäter stehen in Wartestellung. „Hier wird es außer ein paar leichte Blessuren nichts geben“, ist sich Quade sicher. Deshalb soll seine Unfallstelle sofort, nachdem die Letzten durch sind, an andere Brennpunkte verlegt werden. Weshalb dann bereits an diesem Kilometer so ein großer Aufwand? „Man muss mit allem rechnen. Auch mit einem Notfall. Und die Versorgung müssen wir dann gewährleisten. Außerdem ist hier auch der Einsatzwagen mit dem Notarzt für den Streckenabschnitt postiert“, erklärt Quade.
Service für Diabetiker
Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite dampft eine Feldküche. Fünf Jugendliche in DRK Einsatzkleidung „produzieren“ hier warmen Tee. Der wird dann in Kübeln nach vorn zum Verpflegungspunkt gebracht, in Becher umgefüllt und an die Läuferinnen und Läufer verteilt. Neben der Feldküche eine kleiner, eher unscheinbarer Stand. Über den Köpfen der vier dort geschäftig Hantierenden weist ein Stoffbanner in blauen Lettern nur ein Wort aus: Diabetes.
Andreas Reicke, Rettungssanitäter bei der Berliner Feuerwehr, hat hier so etwas wie den Hut auf. „25 Diabetiker haben für den Lauf gemeldet. Wir gehen allerdings von einer größeren Dunkelziffer aus. Vier Versorgungspunkte gibt es für sie: am Start, bei Kilometer neun, bei Kilometer 30 und im Ziel. Von den 25 offiziell Gemeldeten haben wir an den Stationen alle erforderlichen Werte. Sollten sie Hilfe brauchen, bekommen sie bei uns entweder Insulin oder Kohlenhydrate, je nach Zustand. Natürlich auch andere Zuckerkranke.“ Elisabeth Wiesmann, eine Helferin am Diabetes-Versorgungspunkt, verweist auf die Berliner Sportpädagogin und Diabetesberaterin Ulrike Thurm. Auf ihre Initiative hin sei dieser Service entstanden. Thurm, selbst Typ-1-Diabetikerin, organisiert seit längerem die Teilnahme von Leidensgenosinnen und -genossen an dem Laufereignis BERLINMARATHON. Das schließt Gesundheitscheck und Schulung der Laufkandidaten ein. „Und sie geht mit gutem Beispiel voran, läuft heute mit“, hebt Elisabeth Wiesmann hervor. Für Andreas Reicke, der selbst unter Diabetes leidet, hat das Beispiel durchaus nachhaltige Wirkung: „Im nächsten Jahr bin ich auch dabei.“
Helfer mit Spezialwissen
10.40 Uhr, Wittenbergplatz, Kilometer 34: Die Spitze ist längst durchgefegt. Im Zelt der Unfallhilfsstelle drei Patienten. Nichts Dramatisches: Wadenkrämpfe, einer mit sichtlichen Erschöpfungsanzeichen. „Das wird sich ändern, wenn der Hauptschwung kommt“, meint Herbert Gille, der Leiter der Unfallhilfsstelle. Seit fünf Jahren ist er für das DRK in Berlin beim Marathon dabei. In seinem 14-köpfigen Team sind neben einem Notarzt, zwei Rettungsassistenten und zwei Rettungssanis auch zwei DRK-Sanitäter aus Eisenhüttenstadt. „Unser Kreisverband Berlin-Nordost arbeitet seit einiger Zeit mit Brandenburger Kreisverbänden zusammen“, erklärt Gille. Auf Bereitschaftsabenden hätten sich die Einsatzkräfte speziell auf dieses Ereignis vorbereitet. „Alle Sanitäter wurden eigens am Defibrillator, am AED LP 500, geschult, der bis dahin nur dem direkten Rettungsdienst zur Verfügung stand“, betont Gille nicht ohne Stolz.
Und Sportverletzungen seien Bestandteil der regelmäßigen Aus- und Weiterbildung. Dr. Holger Löser, Notarzt der Unfallhilfsstelle, bestätigt dies. „Gerade in Vorbereitung des Berlin-Marathon wenden wir uns verstärkt der Problematik Sportunfälle zu. Richtige, schnelle und präzise Entscheidungen vor Ort verlangen ein hohes Maß an spezifischen medizinischen Kenntnissen, aber auch organisatorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten.“ Löser, heute auf einer Intensivstation im Helios-Klinikum Berlin-Buch tätig, weiß, wovon er spricht.
Hat er doch selbst über acht Jahre Notfall-Einsätze gefahren sowie Studenten und Sanitäter an der Charité in die Notfallrettung unterwiesen. Von der schnellen Eingreiftruppe 13.00 Uhr, Straße des 17. Juni, hinter dem unmittelbaren Zielbereich:
In dicken Pulks schieben sich die Läufer langsam vorwärts. Es ist vorbei, geschafft. Vielen der Frauen und Männer ist die Erschöpfung anzusehen. Manche von ihnen gehen still vor sich hin, andere treffen Freunde und sprudeln los in ihrem Erzählerdrang über das soeben Erlebte.
Am Absperrgitter gelehnt steht Dr. Ulrich Schneppenheim. Aufmerksam schaut er in die Gesichter der an ihm Vorbeiziehenden. Hier und da spricht er jemanden an, fragt ob derjenige oder diejenige Hilfe brauche. Der Arzt aus dem Klinikum Westend gehört zur zweiten Staffel der „Abfänger“. Bereits unmittelbar nach der Ziellinie beobachten Ärzte und Sanitäter die Ankömmlinge und bringen Läuferinnen und Läufer mit deutlichen Erschöpfungserscheinungen in eine Sanistation neben der Fotografenbrücke. „Für meine eigentliche Profession gibt es beim Berlin-Marathon wenig zu tun“, stellt Schneppenheim fest, der von Hause aus Chirurg ist.
„Erschöpfung, Dehydrierung und Krämpfe – das sind die hauptsächlichen Erscheinungen.“ Symptome, die der Arzt jedoch aus einem anderen Einsatzgebiet nur zu gut kennt. Schneppenheim ist seit zehn Jahren ehrenamtlicher Notarzt in einer schnellen Einsatzgruppe für Großschadensfälle. Passiert irgendwo in Berlin ein Unglück mit größerem Personenschaden, dann werden die Frauen und Männer über Katastrophenschutzpieper alarmiert, lassen alles stehen und liegen und eilen zum Unglücksort. Dort leisten sie neben ärztlicher auch seelische Hilfe. „Wir sind ein hochmotiviertes, kompetentes Team“, sagt Schneppenheim und fügt dann hinzu: „Einige von uns sind heute hier dabei.“
Das Herz der Rettungsfabrik
Das große 300-Quadratmeter-Zelt des Vivantes-Klinikverbundes neben der Medaillenausgabe ist das Herz der medizinischen Versorgung im Ziel. Mit Intensivstation ausgerüstet, ist es wie ein Feldlazarett organisiert. Das Personal kommt aus allen Rettungsstellen des Vivantes-Verbundes. Der Einsatz ist freiwillig. 20 Ärzte und 30 Pflegekräfte sind hier tätig. Rettungsassistent Christof Wiesmann ist der Chef des „Medical Centers“. „Wir können hier 50 Patienten gleichzeitig behandeln, zehn davon intensiv.“ Viel Zeit bleibt ihm für eine Gespräch aber nicht: An einem Tisch mit Listen stehend, nimmt er die Einteilung in Behandlungsgruppen vor. „Von T1 bis T4, wobei die Eins leichte Blessuren bedeutet und die Vier einen umgehenden Transport mit Rettungswagen mit Blaulicht in die nächstgelegene Klinik.“
Startnummer, Name und die Einteilungskategorie werden dann in eine Kladde eingetragen. Übrigens nicht nur, weil alles seine „preußische Ordnung“ haben muss. Das medizinische Führungsteam des BERLIN-MARATHON um Heepe, Lock und Brechtel strebt auch aus wissenschaftlichen Gründen eine möglichst vollständige Dokumentation aller Ereignisse an. Hintergrund: Es gibt weltweit bislang keine strukturierte, exakte Erfassung der Komplikationen, da zu viel im Gedränge von Bagatell- Hilfeleistungen untergeht. Ein internationaler Vergleich ist so nicht möglich. Auch in dieser Frage will Berlin neue Wege gehen.
Manchmal ist ein Fahrrad mehr
Mittlerweile ist es 15 Uhr. Immer noch strömen Läuferinnen und Läufer in den Zielbereich. Sehr oft total erschöpft. Sechs Stunden sind sie unterwegs gewesen. Die Geschäftigkeit im Zelt nimmt zu. Davor steht ein Radfahrer. Sein Gefährt ist vorn und hinten mit Behältern bepackt. Dr. Frank Markowsky ist einer der zwölf Fahrradärzte, die entlang der Strecke patrouillieren. „Nichts Bewegendes, kein schwerer Fall“, resümiert der niedergelassene Arzt aus Neukölln, dessen Spezialrichtungen Unfallchirurgie und Sportmedizin sind. „Blutige Brustwarzen, Muskelverhärtungen und hier und da auch einmal Hautabschürfungen.“
Markowsy gehört seit acht Jahren dem „Medical Team“ des Sportclubs Charlottenburg an. Auf vom SMS organisierten Läuferforen tritt er ebenso auf wie in der Notfallberatung auf der Marathonmesse. Ehrenamtlich, so wie auch der Einsatz an diesem Tag. „Da gehört zwar eine ziemliche Portion Idealismus dazu“, meint Markowsky lächelnd, „aber es macht auch Spaß. Und wenn du erlebst, wie dankbar die Läufer für deine Hilfe sind, dann wirst du ein Stück entschädigt für all die ans Bein gebundene Zeit.“
Ulf Ringer in LAUFZEIT