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24
02
2008

Es spielen die Erbanlagen eine Rolle. Sie haben einen Anteil von einem Viertel bis zu einem Drittel an unserer Lebenserwartung.

Methusalem, wir kommen! – Dr. WEWETZER vom Tagesspiegel fahndet nach guten Nachrichten für Geist und Körper. Heute: Wie man 100 wird – in drei Schritten

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Der Urvater Methusalem wurde 969 Jahre alt. So steht’s zumindest im Alten Testament. Eine solche biblische Lebenserwartung haben wir Menschen des 21. Jahrhunderts nicht. Aber Frauen und Männer werden älter und älter. Das bedeutet, dass die Medizin anbauen muss. Auf das „klassische“ Alter (bis 85) folgt für immer mehr Menschen eine vierte Lebenszeit. Ende: offen.

Mehrere Untersuchungen sind nun der Frage nachgegangen, wie man es schafft, so alt zu werden. Natürlich spielen die Erbanlagen eine Rolle. Sie haben einen Anteil von einem Viertel bis zu einem Drittel an unserer Lebenserwartung. Der Rest bleibt, überspitzt gesagt, Ihnen überlassen. Sie sind also am Zug.

Schritt Nummer eins: Gewinnen Sie zusätzliche 14 Jahre. Wie man das anstellt, haben Kay-Tee Khaw von der Universität Cambridge und sein Team erforscht. Sie befragten 20 000 Briten nach ihrem Lebensstil und zogen elf Jahre später Bilanz. Ergebnis: wer sich an vier Fitness-Faktoren orientiert, lebt 14 Jahre länger als jemand, der diese komplett ignoriert. Die vier Faktoren sind Nichtrauchen, jeden Tag wenigstens eine halbe Stunde Bewegung, moderater Alkoholkonsum (bis zu zwei Drinks am Tag) und reichlich Obst und Gemüse.

Schritt Nummer zwei: von 70 bis 90. Wer die 70 geschafft hat, hat eine gute Chance, auch die 90 zu erreichen. Die liegt bei mehr als 50 Prozent, wenn man sich entsprechend verhält. Das ergab eine amerikanische Studie, die rund 2400 frühere Ärzte vom 72. Lebensjahr an ein Vierteljahrhundert lang begleitete. Von den Rentnern erreichten knapp 1000 die 90 oder mehr, berichten Laurel Yates und seine Mitarbeiter vom Bostoner Brigham & Women’s Hospital.

Entscheidend ist, dass man sich auch jenseits der 70 nicht gehen lässt. Ein gesunder Lebensstil und eine Kontrolle von Gesundheitsrisiken zahlen sich auch dann noch aus. „Rauchen, Diabetes, starkes Übergewicht, eine ,sitzende Lebensweise’ und Bluthochdruck machen eine 90-jährige Lebensspanne deutlich unwahrscheinlicher“, berichten die Wissenschaftler. Wer seinen Körper in Schuss hält, bleibt zudem länger gesund. Schwere Altersleiden setzen später ein.

Schritt drei: 90 bis 1000 – pardon, 100. Zugegeben, jetzt wird die Luft dünner. Glück und gute Gene gehören dazu, um ein so gesegnetes Alter bei guter Gesundheit zu erreichen. Doch das gelingt immer mehr Menschen. „Ältere sind heute deutlich seltener schwer eingeschränkt als noch vor einem Jahrzehnt“, sagt der Alternsexperte William Hall von der Universität von Rochester.

Ein hohes Lebensalter muss also kein Pyrrhussieg sein. Mit der Gesundheit der Menschen „um die 100“ hat sich Dellara Terry von Uni Boston beschäftigt. Ihre Studie ergab, dass ein Drittel der Hochbetagten bereits mit 85 chronisch krank war, also etwa ein Herz- oder Lungenleiden hatte. Trotzdem schafften auch diese Menschen es, ohne schwere Einschränkung an die 100 zu werden. Das liegt wohl nicht nur an ihnen, sondern auch an konsequenter medizinischer Behandlung.

Nur aufgeben darf man nicht.

Dr. Hartmut Wewetzer leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegel. 

Der Tagesspiegel vom Sonntag, dem 17.02.2008

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