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10
03
2008

Er ließ Titelverteidiger Jaroslaw Rybakow (2,34 Meter) aus Russland hinter sich auf Rang zwei.

Sein letzter Anlauf – Hochsprung-Star Stefan Holm hat nach dem Gewinn der Hallen-WM nur noch ein Ziel: den Sieg in Peking – Susanne Rohlfing im Tagesspiegel

By GRR 0

Seine Mission lautet: Erfolge sammeln. Daran lässt Stefan Holm keinen Zweifel. „Zu gewinnen ist nicht das Wichtigste, es ist das Einzige“, schreibt der schwedische Hochsprung-Olympiasieger auf seiner Internetseite. Diesem Motto ist der 31-Jährige am Samstagabend im Palau Velodromo Luis Puig in Valencia mal wieder treu geblieben. Holm flog über 2,36 Meter und wurde zum vierten Mal nach 2001, 2003 und 2004 Hallen-Weltmeister.

Er ließ Titelverteidiger Jaroslaw Rybakow (2,34 Meter) aus Russland hinter sich auf Rang zwei. Und schon am nächsten Morgen hatte Holm in einer akribisch geführten Statistik im Internet festgehalten, dass es im direkten Vergleich zwischen ihm und Rybakow jetzt folgendermaßen steht: 46 Siege für Stefan Holm zu 22 Siegen für Rybakow bei sieben Unentschieden.

„Ich bin absolut zufrieden und sehr glücklich“, so das Fazit des Schweden. Er hatte gegen Rybakow mal wieder seine große Stärke ausgespielt: Starke Nerven, die in wichtigen Situationen nur noch stärker zu werden scheinen. Die beiden Kontrahenten pokerten und patzten um die Wette – mit dem glücklicheren Ende für Holm. Als sein Sieg feststand, versucht er noch, seine Hallen-Bestmarke um einen Zentimeter nach oben zu schrauben und den schwedischen Hallen-Rekord von Patrick Sjöberg einzustellen, der 1987 2,41 Meter übersprungen hatte. Das gelang ihm nicht.

Zweikämpfe faszinieren Stefan Holm. Aus ihnen zieht er seit Kindertagen Energie. Seine ersten Jahre in der mittelschwedischen Kleinstadt Kil beschreibt er auf seiner Internetseite munter und teils urkomisch. Holm erzählt gern Geschichten. Beinahe ist es, als würde man ein neues Kapitel aus Astrid Lindgrens Klassiker „Wir Kinder aus Bullerbü“ entdecken. Stefan Holm und sein Sandkastenfreund Magnus Lundqvist entdecken da die Welt des Sports. Sie verfolgen Fußball-Weltmeisterschaften und Olympische Spiele, schwärmen für Fußballer Paolo Rossi und Leichtathlet Carl Lewis.

Erste Hochsprung-Erfahrungen sammeln sie 1980 – da ist Holm vier Jahre alt – auf einem Sofa. Das endet für den kleinen Magnus allerdings mit einem gebrochenen Arm. Später wird an einer selbst gebastelten Anlage im Garten weiter geübt. Und dann ist es Lundqvist, der 1985 etwa eine Minute vor Holm 1,20 Meter bewältigt.

Die sportliche Erfolgsgeschichte des mit 1,81 Metern ungewöhnlich kurz geratenen Hochspringers könnte allerdings im Olympiajahr 2008 enden. Das stimmt selbst ihn, der im Wettkampf immer hochprofessionell und konzentriert und danach meist lustig und wortgewandt auftritt, ein wenig sentimental. „Das ist wahrscheinlich meine letzte Saison, also war das vielleicht auch meine letzte Hallen-WM“, sagt Stefan Holm. „Ich bin ein alter Mann und ich werde definitiv 2012 in London nicht mehr dabei sein.“ Also gebe es keinen Grund, nach Peking weiter zu machen. „Wenn ich Wettkämpfe bestreite, muss ich auch das Gefühl haben, gewinnen zu können“, sagt Stefan Holm. So einfach ist das Holmsche Sport-Prinzip.

Noch kann er gewinnen. Davon ist Agne Bergvall überzeugt. Der schwedische Trainer, der Mehrkampf-Superstar Carolina Külft zu ihren Triumphen führte und Holm in Valencia betreute, sagt: „Stefan ist nicht zu alt.“ Den Erfolg bei der Hallen-Weltmeisterschaft deutet er als ein „sehr gutes Zeichen“ für die Olympischen Spiele im Sommer in Peking: „Das gibt Stefan Sicherheit und Freude.“ Holm werde physisch immer noch besser. „Aber psychisch ist das alles sehr anstrengend, es ist ein hartes Leben.“ Immer wieder trainieren, immer wieder voll konzentriert sein, immer wieder starke Nerven haben zu müssen, das ist mit hohem Druck verbunden.

Aber ein paar Ziele bleiben Holm noch: Eine zweiter Olympiasieg. Der Schwedische Rekord von Sjöberg (2,42 Meter). „Und eine größere Familie“, sagt Bergvall. Eine Tochter hat Holm bereits. Aber er träumt wohl von einer eigenen Bullerbü-Bande. Dann kann er zumindest weiter Geschichten erzählen.

Susanne Rohlfing im Tagesspiegel vom Montag, dem 10. März 2008

 

author: GRR

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