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07
08
2008

„Jeder achte deutsche Sportler kommt aus Berlin“, sagt Jochen Zinner, der Leiter des Olympiastützpunktes. Bundesweit sei dies einmalig und zudem konstant

Das Abi kommt später – Das Team aus Berlin – Olympische Hauptstadt – Berlin schickt 54 Athleten nach Peking, der jüngste ist erst 19 Jahre alt. Katja Reimann im Tagesspiegel

By GRR 0

Seine Abiturprüfungen hat Patrick Hausding verschoben. Auf’s nächste Jahr. Denn die Alternative zu Mathe- und Englischtests war eine längere Reise nach China und – die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Klar, dass der Schüler des Coubertin-Sportgymnasiums in Prenzlauer Berg da nicht lange überlegen musste. „Mein Abi kann ich auch nächstes Jahr noch machen, Olympische Spiele gibt’s 2009 nicht“, sagt er.

Dabei scheint Eile in seinem Fall nicht geboten. Hausding ist erst 19 Jahre alt und damit der jüngste Berliner Sportler, der in Peking antritt. Im Wasserspringen, einer Sportart die in China fast so populär ist wie Tischtennis. Hausding ist einer von sechs Springern, die der Berliner Olympiastützpunkt (OSP) nach Peking schickt. Sie sind eine der größten Athletengruppen, die der OSP entsendet. 54 Berliner Sportler reisen insgesamt nach China, wo sie Deutschland in 18 Sportarten vertreten.

„Jeder achte deutsche Sportler kommt aus Berlin“, sagt Jochen Zinner, der Leiter des Olympiastützpunktes. Bundesweit sei dies einmalig und zudem konstant: Schon vor vier Jahren schickte der OSP 58 Sportler zu den Sommerspielen nach Athen. Berlin brauche sich nicht hinter anderen Metropolen zu verstecken, sondern könne stolz sein auf seine Athleten, sagt Zinner und vergleicht: „Die Pekinger hatten in Athen nur 32 Sportler am Start.“

Mit 40 wissenschaftlichen Mitarbeitern – zum Beispiel Physiotherapeuten – und 20 Trainern sei der Olympiastützpunkt in Berlin mit Abstand der größte von insgesamt 20 Stützpunkten in Deutschland, sagt Zinner. Rund 300 Bundeskaderathleten und etwa 800 Landeskader trainieren auf den 35 Anlagen. Damit die Leistungssportler am OSP beste Trainigsbedingungen vorfinden, wird viel Geld investiert. „Wir haben einen jährlichen Haushalt von viereinhalb Millionen Euro“, sagt Zinner. Der größte Teil des Geldes kommt vom Bundesinnenministerium. Es bezuschusst auch die Sanierungsarbeiten am Stützpunkt. Seit 1997 wurden schon 35 Millionen Euro dafür ausgegeben. Doch je besser die Anlagen sind, desto mehr Spitzensportler trainieren dort. Und, so erklärt Zinner: „Spitzenleute bringen auch Geld.“

Je mehr Weltklasseathleten sich in Berlin stählen, desto mehr Sponsorengelder kommen dem OSP zugute und desto besser wird auch Berlins Ruf als Sportstadt. Gut also, wenn die 54 nach Peking Entsandten viele Medaillen gewinnen. „Wenn wir neun oder zehn Medaillen mitbringen, dann können wir zufrieden sein“, sagt Zinner. Hoffnung ruht auch auf Patrick Hausding. Er spekuliert, mit seinem Partner Sascha Klein beim Synchronspringen vom 10-Meter-Turm eine Medaille zu gewinnen. Ende März wurden die beiden Europameister, beim Weltcup im Februar belegten sie in der selben Pekinger Schwimmhalle den zweiten Platz. Bei den Einzelwettkämpfen möchte Hausding ins Finale kommen.

Einen Tag bevor der Sportler des Berliner TSC in China auf den Turm steigt, zittert Jochen Zinner am Beckenrand. Am 10. August steht die 4 x 100-Meter-Freistilstaffel bei den Frauen an. Die Damen könnten gewinnen, sagt Zinner und flüstert fast: „Dann wäre das die hundertste olympische Medaille für die Berliner seit 1992.“ Und wenn das doch nicht klappt, dann gibts ja auch noch Patrick Hausding.

Katja Reimann im Tagesspiegel, MIttowch, dem 6. August 2008

author: GRR

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