Bisher nur Kathrin Ullrich, Uta Pippig und Sabrina Mockenhaupt in den Finals (seit 1988)
Die historische Olympia-Laufserie (VII): 10.000 Meter der Frauen – XXIX. Olympische Sommerspiele Peking 2008
Am Freitag, dem 8.08.2008 begannen in Peking die XXIX. Olympischen Sommerspiele – am Freitag, dem 15. August wird die Leichtathletik im Olympiastadion gestartet. Bis dahin wird hier in loser Reihenfolge eine der elf Laufdisziplinen vorgestellt, natürlich mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Teilnehmer.
In dieser Serie geht es jedoch um die Historie – um die medaillenreiche Vergangenheit der deutschen Leichtathletinnen und Leichathleten aus West (FRG) und Ost (GDR).Während die Vergangenheit der deutschen Leichtathletik bei Olympischen Spielen doch sehr erfolgreich war, ist nach der WM 2007 in Osaka nicht allzu viel in Peking zu erwarten.
Umso mehr erscheint es angebracht sich der Erfolge und der großen Leistungen der Deutschen insgesamt zu erinnern und sich deren Namen wieder zu gegenwärtigen, deren Einsatz zu würdigen aus Respekt vor den großen Leistungen.
Es geht heute weiter mit den 10.000 Metern der Frauen.
Die 10.000 m der Frauen sind erst seit 1988 in Seoul im olympischen Programm. Seltsamerweise liefen in Seoul, als auch noch vier Jahre später in Barcelona, die Frauen statt 5000m immer noch nur die 3000 m, statt wie bei den Männern 5000 m.
10.000m – die Strecke der Äthiopierinnen!?
4 Medaillen, davon 2 Goldmedaillen, holten sich die Läuferinnen aus Äthiopien. Sie sind damit in der vergleichsweise jungen Laufdisziplin der Frauen die erfolgreichste Nation vor China mit einer Gold- und einer Silbermedaille und der Sowjetunion und Portugal mit je einer Gold- und einer Bronzemedaille.
Die deutschen Frauen waren mit Kathrin Ullrich und ihren vierten Platz schon einem Medaillenplatz sehr nahe.
7 Nationen teilen sich die 15 Medaillen auf.
Kathrin Ullrich ist bisher die beste deutsche Läuferin bei den 10.000 m bei Olympischen Spielen
2 Endkampfplatzierungen auf Platz 4 und Platz 7 durch Uta Pippig sind die bisherigen besten Leistungen der deutschen Frauen.
Überblick über die Medaillenverteilung der erfolgreichsten Nationen im 10.000 m Lauf:
Deutschland: 1 x vierter Platz / 1 x siebenter Platz
ETH: 2 G / 2 S / 2 B
URS: 1 G / 0 S / 1 B
POR: 1 G / 0 S / 1 B
GBR: 0 G / 1 S
RSA: 0 G / 1 S
CHN: 1 G / 1 S
USA: 0 G / 0 S / 1 B
Seoul 1988 – Kathrin Ullrich erkämpft sich den vierten Platz
Die norwegische Weltrekordlerin Ingrid Kristiansen schied wegen einer Fußverletzung schon nach etwa 2800 m im Finale aus. Liz McColgan konnte trotz Tempoverschärfung die sie verfolgende Olga Bondarenko nicht abschütteln und die sowjetische Europameisterin wurde mit einem hinreißenden Endspurt Olympiasiegerin.
Die aussichtsreiche Kathrin Ullrich hatte sich „vielleicht übernommen“, so schreibt "Leichathletik", „als sie zu Anfang der norwegischen Weltrekordlerin wie ein Schatten zu folgen suchte und nach deren Ausscheiden allein weiter lief. Als dann Liz McColgan mit dem Troß zu ihr aufschloß hatte Kathrin Ullrich nicht mehr soviel entgegenzusetzen“.
Endlauf (30. September):
1.Olga Bondarenko (URS) 31:05,21 OR – 2. Elizabeth McColgan (GBR) 31:08,44 – 3. Jelena Shupijewa (URS) 31:19,82 – 4. Kathrin Ullrich 31:29,27
Barcelona 1992 – Uta Pippig Siebente – Ullrich und Pressler im Vorlauf
Liz Mc Colgan, die Weltmeisterin des Vorjahres von Tokio wurde von allen gejagt. Elana Meyer und Derartu Tulu waren auf den letzten Runde die überragenden Läu-ferinnen. „ Uta Pippig (SCC), die sich immer im Vorderfeld aufhielt und für ihre kon-sequente Einstellung und Renngestaltung mit einem siebten Platz in 31:36,45 belohnt wurde“, hat nach „Leichathletik“ „damit Eindruck hinterlassen“.
„Die beiden anderen deutschen Teilnehmerinnen Kathrin Ullrich und Kerstin Pressler“(beide Berlin), schreibt „Leichtathletik“, wurden sechs Tage zuvor Opfer des zweiten Vorlaufs. Man muß die Bedingungen dazu vielleicht auch noch nennen: 28 Grad (nach 22.00 Uhr!) und 73 Prozent Luftfeuchtigkeit! Kathrin Ullrich gab nach etwa 5.200 m auf, das geschah zu einem Zeitpunkt, da sie den Anschluß zur Spitzengruppe schon verloren hatte, und Kerstin Pressler lief tapfer als abgeschlagene Dreizehnte in 33:17,88 durch“.
Endlauf (7. August):
1. Derartu Tulu (ETH) 31:06,02 – 2. Elena Meyer (RSA) 31 :11,75 – 3. Lynn Jen-nings (USA) 31:19,89 – 4. Huandi Zhong (CHN) 31:21,08 – 5. Liz McColgan (GBR) 31:26,11 – 6. Xiuting Wang (CHN) 31:28,06 – 7. Uta Pippig 31:36,45
Atlanta 1996 – Kathrin Ullrich-Weßel wieder dabei
Kathrin Ullrich-Weßel brachte das Kunststück fertig in Atlanta zum dritten Mal hintereinander bei Olympischen Spielen über 10.000m an den Start zu gehen. Ihr war allerdings das Glück nicht hold, sie wurde Dreizehnte im Vorlauf in 33:31,67
Endlauf: 1. Fernanda Ribeiro (POR) 31:01,63 – 2. Junxia Wang (CHN) 31:02,58 – 3. Gete Wami (ETH) 31:06,56 – 4. Derartu Tulu (ETH) 31:10,46
Sydney 2000 – Petra Wassiluk im Vorlauf
Der Vorlauf mit 33:23,03 war für Petra Wassiluk leider schon die Endstation.
Im Endlauf konnte die Titelverteidigerin Ribeiro ihren Titel nicht verteidigen. Gegenüber Atlanta „verdrehten“ sich die Plazierungen. Die heutige Weltrekordlerin im Marathonlauf Paula Radcliffe belegte den vierten Platz und Tegla Loroupe, die Weltrekordlerin vom BERLIN-MARATHON 1999 wurde Fünfte.
Endlauf:
1. Derartu Tulu (ETH) 30:17,49 – 2. Gete Wami (ETH) 30:22,48 – 3. Fernanda Ribeiro (POR) 30:22,88 – 4. Paula Radcliffe (GBR) 30:26,97 – 5. Tegla Loroupe (KEN) 30:37,26
Die 10.000 m der deutschen Frauen bei den Olympischen Spielen widerspiegelt die aktuelle Situation im Langstreckenbereich. Die anderen Nationen laufen vorne weg. Da gibt es nichts zu beschönigen und auch nichts zu verdammen.
Horst Milde
Zur Erinnerung an die Spiele von Athen 2004 – die Ergebnisse der 10.000 m in Athen 2004:
1. Huina Xing (CHN) 31:24,36 – 2. Ejegayehu Dibaba (ETH) 30:24,98 – 3. derartu Tulu (ETH) 30:26,42 – Werknesh Kidane (ETH) 30:28,30 – 5. Lornah Kiplagat (NED) 30:31,92 – 6. Yingjie Sun (CHN) 30:54,37 – 7. Jelena Prokopcuka (LAT) 31:04,10 – 8. Ladia Grigorjewa (RUS) 31:04,62 … 15. Sabrina Mockenhaupt (GER) 32:00,85
Der Bericht über den 10.000 m Lauf von Athen 2004:
Xing überrascht über 10.000 m, Radcliffe steigt wieder aus
Während die Chinesin Huina Xing vier Jahre vor den Olympischen Spielen in Peking sensationell olympisches 10.000-m-Gold in Athen gewann und dabei im Spurt den favorisierten Äthiopierinnen keine Chance ließ, setzte sich das Drama um Paula Radcliffe fort. Fünf Tage nach ihrem Marathon-Aus bei Kilometer 36 hatte sich die Engländerin an die Startlinie des 10.000-m-Finales gestellt. Doch auch dieses Rennen beendete die Marathon-Weltrekordlerin und 10.000-m-Europerekordlerin nicht.
Paula Radcliffe erlebte damit in Athen die schwerste Niederlage ihrer Karriere. Es wird nicht einfach sein, sich davon zu erholen. Wohl keinen anderen Athleten der Leichtathletikwettbewerbe in Athen traf es so hart. Xing siegte nach 30:24,36 Minuten vor den drei Äthiopierinnen Ejegayehu Dibaba (30:24,98), Derartu Tulu (30:26,42) und Werknesh Kidane (30:28,30). Die aus Kenia stammende Lornah Kiplagat (Holland) wurde Fünfte in 30:31,92. Die Äthiopier hatten kurzfristig auf Weltmeisterin Berhane Adere wegen Formschwäche verzichtet.
Als das Feld die 5000-m-Marke nach 15:34,56 Minuten passierte, lag Paula Radcliffe zwar noch in der 10-köpfigen Spitzengruppe, doch die Probleme waren ihr deutlich anzumerken. Zwischen Kilometer sechs und sieben ging sie schließlich aus dem Rennen. Fünf Tage nach einem Rennen über 36 km in derartigen Bedingungen war der Abstand einfach viel zu kurz. Vor vier Jahren hatte Tegla Loroupe bei Olympia in Sydney genau das auch versucht. Nachdem sie als Favoritin aufgrund von Magenproblemen beim olympischen Marathon nicht über Rang 13 hinausgekommen war, startete sie sechs Tage später über 10.000 Meter und wurde Fünfte.
Für Tegla Loroupe bedeutete dies damals eine große Enttäuschung – doch es war kein solches Desaster wie es Paula Radcliffe nun in Athen erlebte. Es scheint mehr als fraglich, ob die 30-Jährige in ihrer Karriere noch eine olympische Medaille gewinnen wird. „Das Marathon-Aus war psychisch so hart für mich, dass ich, um das zu überwinden, einfach wieder laufen musste. Heute war es im Gegensatz zum Marathon nicht die Erschöpfung sondern es waren Schmerzen im Bein, die mich stoppten. Es war ein Versuch, aber es ging nicht“, erklärte Paula Radcliffe.
Während Paula Radcliffe den nächsten olympischen Niederschlag verarbeiten musste, sollten die an der Spitze rennenden Äthiopierinnen auch noch eine Überraschung erleben. Da Trio mit Dibaba, Tulu und Kidane bestimmte die Pace und hatte mit Tempowechseln die Konkurrenz ermüdet. Doch eine wurden sie nicht los: Huina Xing, die Junioren-Weltrekordlerin über diese Strecke, hielt mit und legte schließlich im Endspurt derart zu, dass Ejegayehu Dibaba keine Chance hatte. „Hier zu gewinnen, hätte ich mir nie vorstellen können“, sagte Huina Xing.
Die einzige Deutsche im Feld, Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg), kam nicht über Rang 15 in 32:00,85 Minuten hinaus.
Alle Medaillengewinner, lt. IAAF
1928 to 1984: Not contested
1988 Olga Bondarenko URS 31:05.21 Liz McColgan GBR 31:08.44 Yelena Zhupiyova URS 31:19.82
1992 Derartu Tulu ETH 31:06.02 Elana Meyer RSA 31:11.75 Lynn Jennings USA 31:19.89
1996 Fernanda Ribeiro POR 31:01.63 Wang Junxia CHN 31:02.58 Gete Wami ETH 31:06.65
2000 Derartu Tulu ETH 30:17.49 Gete Wami ETH 30:22.48 Fernanda Ribeiro POR 30:22.88
2004 Xing Huina CHN 30:24.36 Ejegayehu Dibaba ETH 30:24.98 Derartu Tulu ETH 30:26.42