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29
10
2008

Erneut ist festzustellen, das unsere Berliner Eliteschulen die Grundlage des guten Ergebnisses bilden: 21 der 54 Teilnehmer in Peking sind – oder waren – Schüler dieser Einrichtungen, 6 der 8 Medaillen – bzw. rund 2/3 aller seit 1992 durch Berliner gewonnenen Medaillen – gehen an solche Schüler.

BERLINER IN PEKING: Punktlandung mit guten Haltungsnoten! 50 + x Berliner Teilnehmer in Peking – das war in den Jahren der Vorbereitung auf Olympia unser ausgegebenes Ziel. Dr. Jochen Zinner berichtet

By GRR 0

54 Teilnehmer aus 18 verschiedenen Sportarten sind es geworden, exakt der gleiche prozentuale Anteil am deutschen Team – dem zahlenmäßig viertgrößten der 205 teilnehmenden – wie bei den Spielen in Athen. Eine Größenordnung, die unter den Städten bundesweit keine Konkurrenz hat und die man auch unter den Metropolen weltweit lange suchen muss, vielleicht gar nicht findet…

8 bis 10 Medaillen für Berliner Athletinnen und Athleten – das war unser bei der Verabschiedung der Berliner Athleten im Juli 2008 in der Dresdner Bank am Pariser Platz „ins Auge gefasste“ Ziel.

8 Medaillen sind es geworden: 4x Gold, 1x Silber, 3x Bronze (ausführlich S.6ff). Drei der vier Goldmedaillen sind Einzelmedaillen. Deutschland hat insgesamt davon nur 11. Wir haben drei Goldmedaillen in Individualsportarten  bei den Sommerspielen seit 1992 noch nie erreicht.

Quantifizierbar ist die sportpolitische Bedeutung dieses Ergebnisses: ohne die Berliner Medaillen wäre Deutschland in der Nationenwertung nicht auf Platz 5 vor Australien, sondern auf Platz 7 hinter Südkorea.
Auch toll: Ditte Kotzian gewinnt als erste Deutsche bei den Spielen in Peking eine Medaille, es ist die erste für das Berliner Wasserspringen seit 1980 und es ist die 100. für Berlin, seitdem Jacqueline Börner-Schubert am 12. 02. 1992 Gold über 1500 m im Eisschnelllaufen erreicht hat.

Die Krone: mit Britta Steffen hat Berlin einen neuen Sportstar. Sie hat der deutschen Olympiamannschaft in Peking ein symphatisches Gesicht gegeben, sie wird als eine der großen Stars der Spiele in Erinnerung bleiben…

Weiter hervorzuheben: 4 der 13 vierten Plätze für Deutschland insgesamt gehen auf das Konto Berlins, 2/3 der Berliner erreichten eine Platzierung unter den TOP-Ten.

Erneut ist festzustellen, das unsere Berliner Eliteschulen die Grundlage des guten Ergebnisses bilden: 21 der 54 Teilnehmer in Peking sind – oder waren – Schüler dieser Einrichtungen, 6 der 8 Medaillen – bzw.
rund 2/3 aller seit 1992 durch Berliner gewonnenen Medaillen – gehen an solche Schüler.

Vor allem unseren Athletinnen und Athleten und deren Trainer wollen wir für diese Punktlandung von ganzem Herzen danken. Alle haben bei Olympia ihr Bestes gegeben, es gibt keine „echten Versager“! Die, die glauben, bessere Ergebnisse einfordern zu müssen, sollten zuerst ihren eigenen Beitrag hinterfragen …

Es war eine große Ehre für uns alle, dass der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit anlässlich unserer Welcome-Veranstaltung mit bewegenden Worten in der stimmungsvollen Atmosphäre im Hotel Estrel in Berlin-Neukölln seinen Dank seitens der Bundeshauptstadt Berlin ausgesprochen hat: „Sie alle, liebe Athletinnen und Athleten, haben unsere Sportmetropole Berlin würdig vertreten“.

Als Olympiastützpunkt konnten wir das Ergebnis von Athen halten und unsere Medaillenbilanz verbessern. Auch wenn es Einzelne gibt, die dem Trugschluss erliegen, dass eben 12 Medaillen in Athen per se besser sind, als 8 in Peking. Sie sollten verstehen, dass ganz generell ein Gewinn nicht an der Anzahl der Geldstücke, sondern an deren Wert bemessen wird, und dass die Goldmedaillen von 4 Hockey-Damen in Athen 2004 z. B. natürlich nicht als 4 Goldmedaillen, sondern eben nur in ihrer Anteiligkeit (nämlich 4/18) beim Vergleich von Medaillenzahlen eingehen dürfen…

Selbstverständlich: ein substantieller Sprung nach vorn ist uns nicht gelungen, aber das gilt schließlich für den deutschen Sport auch insgesamt. Es versteht sich deshalb von selbst, dass diese hier vorgenommene erste Bewertung der (Berliner)  Olympiaergebnisse in den nächsten Wochen und Monaten durch tiefgreifende Analysen unter Führung des DOSB und der relevanten Spitzenverbände erweitert und ergänzt werden muss…

Dabei sollte klar sein, dass der Schlüssel für eine Verbesserung der Leistungen von Peking nicht so sehr in schlauen Spitzfindigkeiten liegen wird, sondern im Training! Was machen andere dort besser? – das ist die Frage!

Wie werden also bei uns individuelle trainingsmethodische Bestlösungen täglich umgesetzt, wie die damit verbundenen Probleme gelöst? Auch die zum Umfeld, aber vor allem jene zur Qualität und Wirksamkeit des Trainings? Wie wird die tägliche Arbeit des Athleten und seines Trainers ins Zentrum gerückt und wer schafft zu diesen beiden Hauptpersonen im langfristigen Leistungsaufbau einen engen persönlichen Kontakt? Welche Rolle spielen die TOP-Athleten bei der Festlegung der Trainingsstrategien, wie werden sie als die authentischsten Erfahrungsträger einbezogen?

Welche Spitzenleistungen lassen sich heute und morgen prognostisch voraussagen, welche Zwänge ergeben sich daraus für „beinhartes“ Training, für Motivation und Umfeld? Wie wird Training fortlaufend analysiert und welche Rückkopplungen werden über eine anforderungsgerechte Leistungsdiagnostik gewährleistet…?

Keine Frage, wir OSPler wollen auch künftig all unsere Kraft, viel Wissen und gutes Können in die im DOSB und seinen Verbänden zu erarbeitenden Analysen und Konzepte einbringen – selbstverständlich auch kritisch eigene Positionen überprüfen und modifizieren. Wir wollen die Position Berlins im deutschen Sport weiter festigen und ausbauen – unter anderem auch mit der Erfahrung der konkreten Vorbereitung von 373 Berliner Olympiateilnehmern seit 1992, die in dieser Zeit 40 Gold-, 27 Silber- und 40 Bronzemedaillen gewonnen haben. Mit den Erfahrungen aus  engster Zusammenarbeit mit Athletinnen und Athleten, wie Claudia Pechstein, Jochen Schümann, Andreas Wecker, Franziska van Almsick, Jens Fiedler, Robert Bartko, Katrin Rutschow-Stomporowski bis hin zu Britta Steffen …

Unsere außerordentlich erfolgreiche Berliner Repräsentanz während der Olympischen Spiele in der Olympiastadt, der CHAMPIONS CLUB im 600 Jahre alten kaiserlichen Reislager  des Pekinger Innenbezirks Dong cheng (S. 26ff), liegt nahe am historischen Konfuzius-Tempel. Wie kaum ein anderer, hat Konfuzius in den vergangenen Jahrhunderten die Sicht der Chinesen auf die Welt geprägt. Von ihm stammt die Weisheit, dass es nicht so wichtig ist, wie schnell man vorankommt, sondern dass man nicht stehen bleibt. Das scheint eine treffliche Beschreibung für unser Berliner Ergebnis in Peking und die in ihm steckende Dynamik zu sein…

Außerordentlich erfreulich ist weiterhin, dass wir auch bei den gegenwärtig  zu Ende gehenden Paralympics sehr ordentlich abschneiden: 21 der insgesamt 170 deutschen Athletinnen und Athleten mit Handicap kommen aus Berlin, sie haben 9 Medaillen erreicht (S. 30ff). Unsere Marianne Buggenhagen ist – wie Britta Steffen bei den Olympischen Spielen – eines der prominenten Gesichter des deutschen Teams und mit 9 paralympischen Goldmedaillen bei fünf Spielen auch weltweit ein Beispiel.

Und, wenn in gut 500 Tagen die Olympischen Winterspiele in Vancouver beginnen und die schnellste Sprinterin auf dem Eis gesucht wird, dann wird die Weltrekordlerin am Start sein: sie heißt Jenny Wolf und ist …..aus Berlin!

Die Zeit der Freude war gestern, die Zeit der kritischen Analysen beginnt heute, damit morgen wieder Zeit zur Freude ist. Uns muss nicht bange sein: die  Sportmetropole Berlin ist in einer komfortablen Situation…

Dr. Jochen Zinner – Olympiastützpunktleiter

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