„Sport als Sucht“ meint die zwanghafte Beschäftigung mit Sport, als Ersatzhandlung für einen Mangel, vielleicht an zwischenmenschlichem Kontakt, Geborgenheit, Anerkennung, Zuneigung.
Sportklinik Hellersen informiert – SPORTMEDIZIN – Tipps aus Hellersen von Astrid M. Offer – EXTREMSPORT – Wann wird Sport ungesund?
Immer wieder wird „Sport“ empfohlen als Mittel sich gesunder zu fühlen bzw. gesunder zu leben in einer Welt der Bewegungsarmut und der Ernährungsvielfalt. Aber Sport kann auch krank machen: zu viel oder der
individuell falsche Sport beeinflussen die Gesundheit negativ.
„Ich wollte unbedingt mal einen Marathon laufen und habe ca. zwei Monate dafür trainiert – natürlich viel zu kurz. Ich hab` es zwar auch bis ins Ziel geschafft, aber meine beiden Achillessehnen habe ich mir komplett ruiniert. Ich konnte ein Jahr lang nicht richtig gehen und an Laufen war überhaupt nicht zu denken“, berichtet der orthopädische Patient Christoph S. (38 J.). Der Hobbyläufer musste erfahren, dass die schadlos zu bewältigende Länge einer Laufstrecke davon abhängt, wie man sich in der Vorbereitung an Streckendistanzen herantastet bzw. „heranarbeitet“.
Meist sind es nicht Herz-Kreislauf-Probleme, sondern muskuläre und knöcherne Beschwerden, die im Laufsport ein Limit setzen. Ähnliche Berichte sind Dr. med. Ernst Jakob, Ärztlicher Direktor der Sportklinik Hellersen, nicht unbekannt: „Es gibt immer wieder Sportler, die meinen Sie müssten in ihrem Sportleben mal etwas Einzigartiges leisten, und verschätzen sich total in Ihrer Leistungsfähigkeit. Leider achten
viel zu wenige auf Ihr Körpergefühl, denn z. B. eine Achillessehne tut nicht erst am Ende plötzlich weh, sondern meldet sich schon vorher“.
Auf Warnsignale achten
Bei Extremsportarten wie House-Jumping, Ultra- Marathon, Mountain-Bike in den Alpen ist es das Ziel, seine persönliche physische oder psychische Leistungsgrenze zu erleben, oder gar etwas zu tun, was so noch niemand getan hat. Die Ausschüttung von körpereigenen Morphinen und Endorphinen beim Sport kann dabei glücklich machen, kann aber gleichzeitig zu Missachtung von Warnsignalen führen.
Die Auswirkungen der sportlichen Tätigkeit hängen dabei stark vom jeweiligen Trainingszustand ab. Laufen bis zum Limit – Tauchen bis zum Tiefpunkt, vieles ist machbar, wenn eine gute und adäquate Vorbereitung über ggf. Wochen oder Monate erfolgt ist. Anders ist es, wenn Sport zur Sucht wird.
„Sport als Sucht“ meint die zwanghafte Beschäftigung mit Sport, als Ersatzhandlung für einen Mangel, vielleicht an zwischenmenschlichem Kontakt, Geborgenheit, Anerkennung, Zuneigung. Wird Sport dauerhaft in das alltägliche Leben integriert, ohne dass andere wichtige Lebensbereiche auf der Strecke bleiben, so
ist Sport fördernd für die Gesundheit.
Bei Extremsportarten wie Fallschirmspringen, Bungee Jumping, Gletschertrekking empfiehlt der Sportmediziner Dr. Jakob sich gelegentlich darüber Gedanken zu machen, warum der Sport überhaupt betrieben wird: Sport als Flucht? Aktion als Kompensation für ein eventuell langweiliges Alltagsleben? Warum ist der Alltag langweilig?
Der Internist Dr. Jakob: „Bewegung oder Sport in einer moderaten Art und Weise unter Berücksichtigung der individuellen Vorraussetzungen der Person, die denSportbetreibt,dasistGesundheitfördernd,auch sehr ernsthafte Gefahren, wie Herz-Kreislauf-Komplikationen, sind selten. Ein gesundheitsbewusster und gerade der ältere Sportler nimmt zur Vorbeugung möglicher Gefahren auf jeden Fall sportmedizinische Begleitung in Anspruch. Dann ist eventuell auch noch ein Marathon mit 70 Jahren möglich“.
Astrid. M. Offer, Sportmedizinerin /
Diplom-Sportlehrerin und freie Mitarbeiterin der Sportklinik Hellersen
Quelle: "Wir im Sport", das Magazin des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalen