Vor allem Leistungssportler sind infolge des funktionellen Kompartmentsyndroms gezwungen, ihre Trainingsbelastung einzuschränken.
SPORT UND GESUNDHEIT – Tipps aus Hellersen – Sportklinik Hellersen informiert – Was ist ein Kompartmentsyndrom? Dr. Theo Steinacker und Alexander Verdonck
Insbesondere bei Sportarten mit hoher Lauf-oder Sprungbelastung finden sich häufig Beschwerden im Bereich der Unterschenkelmuskulatur. Die Schmerzen treten unter Belastung auf und nehmen nach Belastungsabbruch langsam wieder ab. Ursache solcher Beschwerden kann ein so genanntes funktionelles Kompartmentsyndrom sein.
Hierzu muss man wissen, dass jeder Muskel von einer festen Hülle (Faszie) umgeben ist, die den Muskel am Unterschenkel so eng umschließt, dass es bei intensiver Muskelarbeit zu Durchblutungsstörungen kommen kann. Wenn beispielsweise durch ein zu intensives Training, eine verletzungsbedingte Schwellung des Muskels bzw. durch einen Bluterguss mehr Platz in der sog. Muskelloge benötigt wird, kann der Gewebedruck so weit ansteigen, dass Nerven und Gefäße ein- bzw. abgedrückt werden. Dieser schmerzhafte Zustand wird als Kompartmentsyndrom bezeichnet.
Man unterscheidet ein akutes (plötzlich einsetzende heftige Schmerzen) und ein chronisches oder funktionelles Kompartmentsyndrom (langsam einsetzende Schmerzsymptomatik, die aber letztendlich zum Abbruch der Belastung führt). Vor allem Leistungssportler sind infolge des funktionellen Kompartmentsyndroms gezwungen, ihre Trainingsbelastung einzuschränken.
Diagnostische Abklärung
Sollten konservative Maßnahmen (Physiotherapie, abschwellende Medikamente, Einlagenversorgung,
Trainingsreduktion etc.) zu keiner Beschwerdelinderung führen, ist zur weiteren diagnostischen Abklärung die Durchführung einer funktionellen Kompartmentdruckmessung erforderlich. Dabei wird unter lokaler Betäubung eine feine Druckmess- Sonde in den schmerzenden Muskel des Unterschenkels vorgeschoben. Anschließend erfolgt auf dem Laufband eine standardisierte Geh-/Laufbelastung mit ständiger Druckmessung. Die gesamte Untersuchung dauert etwa 60 Minuten und wird ambulant durchgeführt.
Sollten die Messergebnisse einen übermäßigen Anstieg des Kompartmentdrucks aufzeigen, ist die Indikation
für eine operative Behandlung (Spaltung der Muskelhülle)gegeben.Danachistmiteinemvölligen Abklingen der Beschwerdesymptomatik zu rechnen.
Die Wiederaufnahme der sportlichen Belastung ist in der Regel nach vier bis sechs Wochen wieder möglich. Vor der Kompartmentdruckmessung sollte mittels Szintigraphie oder Kernspintomographie eine Ermüdungsfraktur bzw. eine Stressreaktion im Bereich des Unterschenkels ausgeschlossen worden sein.
Unsere Nachuntersuchungen belegen, dass mehr als 80 Prozent der operierten Patienten völlig beschwerdefrei waren und ihr ursprüngliches sportliches Leistungsniveau wieder erreicht hatten. Zur Untersuchung sollte Sportbekleidung (kurze Turnhose und Sportschuhe) mitgebracht werden.
Dr. Theo Steinacker, Leitender Arzt der Sportorthopädie, Abteilung
Sportmedizin, Sportklinik Hellersen /
Alexander Verdonck, Bereich Biokinetik, Abteilung Sportmedizin, Sportklinik
Hellersen
Nähere Informationen: Sportklink Hellersen,
Tel-Nr.: 02351/945-2365
Quelle: "Wir im Sport", das Magazin des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalen