Blog
25
01
2009

Es muss mit einer gewissen Häufigkeit unerkannter Fälle gerechnet werden. Aus diesem Grund sind Vorsorgeuntersuchungen von großer Bedeutung.

Kardiologische Aspekte bei sportmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen – Dr. Dr. Lutz Aderhold

By GRR 0

Große Studien haben eindeutig nachgewiesen, dass regelmäßige körperliche Ausdaueraktivität das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen reduziert. Das absolute Risiko kardiovaskulärer Zwischenfälle bei körperlicher Aktivität ist zwar gering aber nicht zu verneinen. Sportmedizinische Vorsorgeuntersuchungen können Risiken aufdecken und damit präventiv wirken.

In Deutschland nehmen allerdings nur etwa die Hälfte aller Ausdauersportler sportmedizinische Vorsorgeuntersuchungen wahr.

Aus präventiver Sicht müssten gerade untrainierte Sportler und Sportanfänger häufiger untersucht werden, denn sie haben gegenüber dem trainierten Sportler ein um bis zu 50 mal höheres Risiko für kardiovasukuläre Zwischenfälle bei sportlicher Betätigung.

Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) hat 2007 Leitlinien zur Durchführung der sportärztlichen Vorsorgeuntersuchung veröffentlicht (siehe Beitrag „Vorsorgeuntersuchung im Sport – Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP)“). Allen Neu- und Wiedereinsteigern in eine sportliche Aktivität wird unabhängig vom Lebensalter eine Eingangsdiagnostik empfohlen.

Die Untersuchung besteht aus einem Anamnesefragebogen, der durch ein persönliches Gespräch mit dem Arzt ergänzt wird und einer körperlichen Untersuchung. Einzige verpflichtende apparative Untersuchung ist ein Ruhe-EKG. Andere diagnostische Maßnahmen wie Belastungs-EKG, Echokardiographie, Spirometrie und Laboruntersuchungen werden nur durchgeführt, wenn sich aus den obligaten Eingangsuntersuchungen der Verdacht einer Erkrankung ergeben hat.

Es gibt Menschen, die genetisch bedingt bei sportlicher Aktivität einem erhöhten Risiko für einen plötzlichen Herztod ausgesetzt sind.

 Zu diesen Erkrankungen werden die hypertrophische Kardiomyopathie (HCM), die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie (ARVC), das Marfan Syndrom, Ionenkanal-Anomalien wie Long-QT Syndrom(LQTS) und Brugada Syndrom und die catecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardie (CPVT) gezählt.

Die Häufigkeit in der Bevölkerung liegt bei bis zu 1:500, wobei die HCM als häufigste Ursache eines plötzlichen Herztodes bei Wettkämpfen gilt.

Es muss mit einer gewissen Häufigkeit unerkannter Fälle gerechnet werden. Aus diesem Grund sind Vorsorgeuntersuchungen von großer Bedeutung.

Schon die Anamnese mit der Frage nach plötzlichen Todesfällen in der Familie kann richtungsweisend sein. Auch zurückliegende Ohnmachtsanfälle (Synkopen) oder phänotypische Veränderungen (Marfan Syndrom) müssen Beachtung finden.

Wird eine Erkrankung mit erhöhtem genetischen Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse bei sportlicher Betätigung festgestellt oder vermutet, sollte ein Verbot für Wettkampfsport ausgesprochen werden.

Für den Freizeit- und Ausgleichsport sind Ausdauersportarten zu bevorzugen, wobei das Trainingsprogramm mit dem Arzt abgesprochen werden muss. Aus dem Ergebnis der Untersuchung sollte der Arzt eine Empfehlung für eine geeignete Sportorganisation (Verein, Fitnesscenter, Herzgruppe, Rehabilitationseinrichtung) geben, in der die Betreuung, Überwachung und Sicherheit individuell am besten erfüllt wird.

Literatur:

Dürsch M:
Kardiologische Aspekte der sportmedizinischen Vorsorgeuntersuchung

Hessisches Ärzteblatt 70, 21-27 (2009)
https://www.laekh.de/uplead/Hess._Aerzteblatt/2009/2009_01/2009_01_07.pdf

Kauferstein S, Kiehne N, Neumann T, Pitschner H-F, Bratzke H:
Plötzlicher Herztod bei jungen Menschen durch kardiale Gendefekte

Deutsches Ärzteblatt 106, 41-47 (2009)
https://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=63080

Dr. Dr. Lutz Aderhold – Verein zur Förderung des Ultramarathonlaufes in Deutschland

Verein zur Förderung des Ultramarathonlaufes in Deutschland

 

author: GRR

Comment
0

Leave a reply