Man könnte ihn auch Fahrstuhl-Effekt nennen. Dabei fragt sich der Betrachter: Kann das alles gesund sein? „Von 0 auf 100 und wieder auf 0, sicher kann ich das als Sportmediziner nicht empfehlen“, so Dr. Jakob.
SPORT UND GESUNDHEIT – Tipps aus Hellersen – Astrid M. Offer – Sportklinik Hellersen informiert – DER JOJO-EFFEKT IM SPORT?
Eigentlich ist der Begriff „Jojo-Effekt“ hauptsächlich aus dem Ernährungsbereich im Zusammenhang mit frustran verlaufenden Diätversuchen bekannt. Mühsam werden einige Kilos abgenommen und wenn die Diät beendet ist, gehen die Pfunde ganz schnell wieder drauf – oder sogar mehr!
Gibt es auch einen Jojo-Effekt im Sport? Was soll das im Sport sein?
„Ich erinnere mich an eine Hobbyläuferin, die gelegentlich ein- bis zweimal fünf Kilometer in der Woche lief. Dann wollte sie ihren Traum verwirklichen und einmal in ihrem Leben einen Marathon laufen. Sie bereitete sich ca. fünf Monate vor und steigerte ihre Laufkilometer in der Spitze auf ca. 50 km pro Woche“, erinnert sich Dr. med. Ernst Jakob, ärztlicher Leiter der Sportklinik Hellersen.
„Sie lief dann auch ihren Marathon und hatte unheimlich viel Spaß dabei – sie hat es genossen. Ins Ziel kam sie bei ca. fünf Stunden Laufzeit. Danach hat sie ein Jahr lang keine Jogging-Schuhe mehr angezogen – sie hatte es satt zu laufen. Das nenne ich Jojo-Effekt im Sport!“ Dieses Phänomen, dem keiner unterliegen will, ist auf den Sport bezogen kein wissenschaftlich gut untersuchter Effekt. Persönlich kennen gelernt hat ihn aber wahrscheinlich schon jeder.
Man könnte ihn auch Fahrstuhl-Effekt nennen. Dabei fragt sich der Betrachter: Kann das alles gesund sein? „Von 0 auf 100 und wieder auf 0, sicher kann ich das als Sportmediziner nicht empfehlen“, so Dr. Jakob.
Ausdauersport dauerhaft betreiben
Die Empfehlungen der Sportmedizin im Hinblick auf das Herz-Kreislauf-System gehen dahin, z. B.
Ausdauersportarten dauerhaft zu betreiben und nicht daraus eine `Begegnung der kurzen Art´ zu machen. „Für das Herz-Kreislaufsystem ist es von Vorteil, dreimal pro Woche Ausdauersport für mindestens 30 Minuten zu betreiben, bei einer Herzfrequenz im moderaten Bereich“, so der Chef der Abteilung Sportmedizin. Aber genau da entdeckt der Alltagsmensch die Schwierigkeiten: den `inneren Schweinehund´ zu besiegen und die Sportaktivitäten in das tägliche Dasein dauerhaft zu integrieren. Dies gelingt mal mehr mal weniger, aber eben nicht gleich bleibend. Der Mensch ist also keine Maschine, sondern ein Lebewesen, der gewissen natürlichen Gesetzmäßigkeiten unterliegt.
Zum Beispiel ist aus der Sportphysiologie bekannt, dass nach einer Belastung auch immer eine Phase der Entlastung (Regeneration) folgen muss. Schlägt der Sportpegel zu extrem aus, dann kann, wie im
Praxis-Beispiel, der Erholungs-Pegel auch genauso in die andere Richtung ausschlagen.
„Sicherlich sollte körperliche Bewegung einen gewissen Stellenwert haben und nicht nur dann betrieben werden, wenn man mal gerade Zeit hat. Sport muss wie eine gute Freundschaft gepflegt werden. Natürlich
kann es unheimlich motivierend sein, sich ein Ziel zu stecken“, wägt Dr. Jakob ab. Eine Patentlösung
scheint es nicht zu geben im Kampf gegen den Jojo-Effekt. Vielleicht ist es auch eine Frage der Prioritäten,
die man setzen muss. Wichtig für die Praxis ist: Wenn man etwas extrem betreibt, ist es eine biologische
Gesetzmäßigkeit, dass eine Gegenbewegung einsetzt, die einen wieder in Richtung des Ausgangszustands
bewegen möchte!
Dass muss man wissen.
Astrid M. Offer
Sportmedizinerin /Diplom-Sportlehrerin und freie Mitarbeiterin der
Sportklinik Hellersen
Quelle: "Wir im Sport", das Magazin des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalen